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1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verhindern.
    Ich war ehrlich. Silas tat mir nicht leid. Ein derartig grausamer Mensch konnte mir nicht leid tun. Er hatte das Leben anderer mißachtet, und deshalb war sein Leben auch nicht geachtet worden. Man hatte ihm die Seele geraubt. Jemand hatte sich mit seiner Seele verstärkt oder gestärkt.
    Aber wer?
    Daß dieser Soulman dahintersteckte, mußte ich akzeptieren. Leider wußte ich zu wenig über ihn. Er war ein nicht zu fassendes Wesen, und mir fiel automatisch der Spuk ein, der Herrscher über die Seelen der getöteten Dämonen, die dafür sorgten, daß sich sein Reich immer mehr auffüllte.
    Aber der Spuk war dunkel. Sogar mehr als das. Er war absolut schwarz, ohne Licht, ein Teil der ewigen Verdammnis. Hier hatte ich den Seelenfänger sogar noch sehen können als einen ziemlich hellen Schatten, der später noch heller geworden war, als er mit seiner Beute den Körper verlassen hatte.
    Mir war nun ein neuer Feind erwachsen, und der Killer Silas hatte mit seinen Befürchtungen tatsächlich recht behalten. Ihm war die Seele geraubt worden. Aber woher stammten seine Ahnungen oder Befürchtungen? Wenn ich recht überlegte, mußte er schon vorher gewußt haben, daß es dazu kommen würde. Er mußte eine Warnung erhalten haben. Durch wen, von wem?
    Ich hatte keine Ahnung, aber ich dachte bereits einen Schritt weiter. War er der einzige, der seine Seele verloren hatte? Nein, das wollte ich nicht glauben. Da steckte mehr dahinter. Ich nahm an, daß es noch mehr Menschen gab, denen die Seelen geraubt worden waren.
    Silas war nur einer von vielen.
    Sein Leben hatte er als Verbrecher und Mörder geführt. Wenn es sich herausstellen sollte, daß noch mehr Menschen ihre Seelen verloren hatten, so fragte ich mich, ob dies auch Verbrecher oder normal lebende Menschen gewesen waren.
    Diesmal klopfte der Wärter an, bevor er die Tür öffnete. Ich sah ihm an, daß er eine Frage stellen wollte, aber er hielt sich zurück, als sein Blick auf den Toten fiel.
    Auf einmal wurde er blaß. Er begann zu zittern und schüttelte den Kopf, dann starrte er mir ins Gesicht und holte tief Luft. »Der Mann sieht ja aus wie tot.«
    »Er ist tot.«
    »Nein!« Der Mann schluckte. So etwas war ihm wohl noch nie passiert. »Hören Sie, ich…«
    »Sie tun, was ich Ihnen sage. Wenn Sie denken, daß ich ihn umgebracht habe, dann irren Sie sich, Mister. Ich habe es wirklich nicht getan. Er ist auf eine andere Art und Weise gestorben. Ich möchte, daß dieser Raum jetzt verschlossen wird, und zwar so lange, bis meine Kollegen von der Mordkommission eingetroffen sind.«
    »Soll ich denn nicht lieber den Gefängnisarzt holen?«
    »Das ist nicht mehr nötig. Alles Weitere werden unsere Spezialisten übernehmen. Außerdem muß ich mit Ihrem Direktor sprechen. Ist er im Haus?«
    »Ja, Sir.«
    »Gut. Wie heißt er?«
    »Samuel Kilton.«
    »Danke.«
    »Soll ich ihn anrufen und ihm Bescheid sagen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das werde ich übernehmen. Sie brauchen sich nicht zu bemühen. Sorgen Sie nur dafür, daß niemand diese Besucherzelle betritt. Alles andere überlassen Sie bitte mir.«
    »Ich habe verstanden, Sir.«
    »Gut.« Danach machte ich mich an die Arbeit, die zunächst einmal aus Telefonieren bestand. Ich war wieder fit. Ich konnte mich bewegen wie immer, als hätte es diesen verdammten Soulman nicht gegeben. Aber das war ein Trugschluß. Ich würde diesem Seelenräuber auf der Spur bleiben…
    ***
    Direktor Kilton war ein nervöser Mensch, der mich in seinem Büro empfing. Er war hager, das graue Haar wies einen Bürstenschnitt auf, und in seinem Gesicht zuckte es häufig, als litte er unter einer Krankheit. Hinzu kam seine Erkältung. Er hustete oft und putzte seine Nase, die rot angelaufen war.
    Wir saßen uns gegenüber, und ich ließ Kilton Zeit, sich mit den Folgen seiner Erkältung zu beschäftigen und auch das Gehörte zu verdauen. Auch hier waren die Fenster vergittert und das helle Licht fiel in Streifen auf den Boden des Büros, das ziemlich schmucklos eingerichtet war. Blaßbraune Möbel, ein Computer mit Monitor, der farblose Filz auf dem Boden, und in einer Ecke stand eine künstliche Pflanze, der einzig farbige Fleck zwischen Akten und Büromöbeln. Das Klingeln des Telefons störte uns. Kilton hob ab und redete mit seiner Frau, die sich nach dem Gesundheitszustand ihres Mannes erkundigte, was wohl ungemein wichtig war, denn er lamentierte über sich selbst.
    Der Mann ging mir auf den Wecker. In seinem Beruf hatten

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