1028 - Entführt nach Atlantis
wichtig und vergessen.«
Pete Carella verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Wunderbar, John, so habe auch ich gedacht. Wir werden gemeinsam schlafen und auch träumen. Wir holen Atlantis durch unsere Träume her. Denn alles, was ich träume, kann ich mir auch in meine Zeit holen. Ergeht es dir auch so, John?«
»Nicht ganz«, sagte ich schnell. »Ich arbeite daran. Vielleicht kann ich es mit deiner Hilfe ja schaffen.«
»Ja, das wäre möglich.«
»Dann sollten wir keine Sekunde mehr verlieren«, schlug ich vor.
»Wo schläfst du immer? Hier oder in einem anderen Raum?«
»Nein, hier.« Er nahm mich an die Hand wie ein kleines Kind und führte mich auf die Matte zu. »Das ist meine Liegestatt für die wundersamen Wahrträume.«
Bevor Carella auf andere Gedanken kommen konnte, hatte ich mich schon gebückt. Die Matte war breit genug, um zwei Personen Platz zu geben. Carella war wie verwandelt. Er hatte meinen Bluff geschluckt. Was ich ihm über Atlantis gesagt hatte, mußte für ihn sehr überzeugend geklungen haben. So konnte er es kaum erwarten, sich ebenfalls hinzulegen. Carella streckte sich rechts neben mir aus.
»Dauert es lange, bis du einschläfst und von Atlantis träumst?« fragte ich noch.
»Nein, es geht schnell.«
»Wunderbar.« Ich schielte zur Seite. Carella hielt die Augen bereits geschlossen. Er bewegte aber noch die Lippen und murmelte einige Worte, die ich nicht verstand. Eine alte fremde Sprache, wie man sie damals auf dem versunkenen Kontinent gesprochen hatte. So weit war Carella schon zurück in die Vergangenheit gedrungen.
Es war nur zu hoffen, daß sich die Dinge auch so weiterentwickelten wie sie begonnen hatten. Ein Anfang zumindest war gemacht, den schon nach kurzer Zeit hörte ich neben mir die regelmäßigen Atemzüge des schlafenden Pete Carella…
***
Sheila Conolly war nicht am Wagen geblieben. Sie hatte einige Minuten gewartet und sich dann von ihrem Warteplatz dem Haus des Pete Carella genähert, in dem die beiden Männer verschwunden waren.
Sie nützte bei ihrem Weg die natürliche Deckung des Waldrandes aus. Hier war es einsam. In dieser Gegend konnte sie davon ausgehen, daß sie so schnell keinen Besuch erhielt. Die Bewohner von Whitestone trieb es nicht in diese Richtung.
Sie erreichte den Vorgarten an der Seite. Dort stand auch der Volvo und hatte beim Einfahren in das Gelände eine Schneise im hohen Unkraut hinterlassen.
Sheila war beim Haus. Sie suchte die seitliche Fassade ab. Da bewegte und rührte sich nichts. Fenster, die sie anschwiegen und wie tote Augen wirkten.
Der Anblick des abgestellten Fahrrads schnitt Sheila ins Herz. Sie kannte das Rad. Johnny hatte es vor knapp einem Jahr von seinen Eltern geschenkt bekommen. Jetzt stand es wie verloren in diesem Vorgarten und sah so aus, als sollte es nie mehr von seinem Besitzer genutzt werden.
Diese Vorstellung ließ schon das Gefühl der Übelkeit in Sheila hochsteigen. Aus allen Poren drang der Schweiß. Sehr bald schon fühlte sie sich wie gebadet.
Sheila überlegte, was sie tun sollte oder tun konnte. Sie kam zu keiner Lösung. Im Garten bleiben oder versuchen, in das Haus zu gelangen?
Wie sie sich auch entschied, es konnte verkehrt sein und Johnny den Tod bringen.
Sheila entschied sich dafür, draußen zu bleiben. Aber sie wechselte ihren Standort und lief jetzt geduckt auf die Eingangstür zu. Sheila verspürte einfach den Wunsch, näher am Haus sein zu müssen, um notfalls eingreifen zu können.
Auch jetzt hielt sie die Fenster so gut wie möglich unter Kontrolle.
Sie wollte herausfinden, ob man sie beobachtete. Das war nicht der Fall. Zumindest fiel ihr nichts auf.
Sheila stellte sich vor die Tür. Der stärkere Herzschlag wollte sich so schnell nicht beruhigen. Sie starrte die Tür an wie jemand, der mit seinem Blick das Holz durchbohren wollte. Dahinter spielte sich das Geschehen ab. Ohne mich, dachte Sheila. Sie fand es nicht mehr gut, daß sie zugestimmt hatte.
Das Haus war ziemlich groß. Es roch irgendwie alt. Als hätte sich in den Mauern und im Holz der Geruch uralter Seelen eingefunden.
Aus der Vergangenheit stammend. Aus einem anderen Reich und auch aus einer anderen Dimension.
Noch immer warten…
Keine Stimmen zu hören, kein Laut.
Bis auf den Schuß!
Sheila zuckte dabei zusammen, als wäre sie selbst erwischt worden. Von einer Sekunde zur anderen fing sie an zu zittern. Sie malte sich fürchterliche Dinge in ihrer Phantasie aus. Der Druck im Magen entsprach dem Gewicht eines
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