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1036 - Die Psychonauten-Hexe

1036 - Die Psychonauten-Hexe

Titel: 1036 - Die Psychonauten-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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richtete er auf die Zimmerdecke. Sie malte sich wie ein graues Stück Himmel über ihmab. Schlafen konnte er nicht. Statt dessen dachte er nach, er war einfach zu hellwach geworden. Wahrscheinlich hätte er nicht auf den Balkon gehen sollen, doch es war einfach müßig, darüber nachzudenken, denn es brachte nichts. Er hatte es getan und mußte damit fertig werden.
    Nach einer Weile drehte er seinen Kopf nach links und schielte dabei auch in diese Richtung.
    Dagmar lag im Nebenbett ebenfalls auf dem Rücken. Im sehr schwachen Licht des Zimmers zeichnete sich ihr Profil deutlich ab.
    Die hohe Stirn, die gerade Nase, das Kinn, die sanfte Linie des Halses bis hin zum Brustbein, über dem der halbkreisförmige Ausschnitt des Nachthemds lag. Der Kopf war umgeben von einer wahren Haarflut, die kaum von einer Bürste gebändigt werden konnte.
    Es gab wohl nur wenige Menschen, die mit derartig dichten und dazu noch naturroten Haaren gesegnet waren wie Dagmar Hansen.
    Zu dieser Farbe passten auch die Sommersprossen auf der blassen Haut. Dagmar gehörte zu den Menschen, die aufgrund ihrer Haut nicht unbedingt in die Sonne gehen sollten, und daran hielt sie sich auch.
    Sie atmete ruhig.
    Das freute Harry. Wahrscheinlich wurde sie nicht mehr von den Vorahnungen oder Träumen verfolgt wie in den vergangenen Nächten, aber er konnte auch nicht glauben, daß es unbedingt vorbei war.
    Deshalb blieb er mißtrauisch und wach.
    Harry Stahl kannte diesen Zustand. Da liegt man im Bett und wartete darauf, daß irgend etwas geschieht. Da wird die Zeit dann lang.
    Da dehnen sich die Sekunden. Da schienen sie aneinander zu kleben und sich nur langsam zu lösen. Obwohl man im Prinzip nicht wollte, daß etwas passierte, war man doch enttäuscht, wenn nichts geschah, und irgendwann würde der unruhige Schlaf die Oberhand gewinnen.
    Nicht bei Harry.
    Er hörte etwas. Sofort war er angespannt, entspannte sich allerdings wieder, denn dieses Geräusch war normal. Irgendwo im Haus war jemand zur Toilette gegangen. Er hatte das Rauschen der Wasserspülung gehört.
    Harry blieb wach, obwohl wieder Stille eingetreten war. Er hörte, wie sich Dagmar neben ihm bewegte und drehte leicht den Kopf. Sie hatte sich nur etwas zur linken Seite gelegt, als wollte sie durch das Fenster in die sternenklare Nacht schauen.
    Ansonsten blieb es still.
    Nicht für Harry. Seine Unruhe steigerte sich. Er hörte es auch an seinen Atemzügen. Irgendwie spürte er einen seltsamen Druck auf seinem Brustkorb. Er konnte sich nicht erklären, wieso und warum dieser Druck entstanden war. Er war einfach vorhanden, und Harry mußte eben mit ihm leben.
    Im Mund lag ein schlechter Geschmack. Warum er schwitzte, wußte er selbst nicht. Der Stoff des himmelblauen Schlafanzugs klebte an seinem Körper. Auf einmal hatte er das Gefühl, nicht mehr liegen bleiben zu können, deshalb richtete er sich auf und drehte den Kopf, um aus dem Fenster zu schauen.
    Der Himmel hatte sich nicht verändert. Nach wie vor zeigte er seine glänzende Pracht, und er stand hoch über den Bergen wie eine gewaltige und eingefrorene Flut.
    Rascheln an der linken Seite.
    Harry drehte den Kopf.
    Dagmar bewegte sich. Nicht so ruhig wie es eine Schlafende getan hätte. Sie wirkte wie jemand, der kurz davor stand, wieder wach zu werden. Irgend etwas mußte sie stark beschäftigen oder quälen.
    Trotz der Dunkelheit entdeckte Harry den Schweißfilm auf der Stirn und dem übrigen Gesicht seiner Partnerin.
    Träume – heftige Träume. Möglicherweise auch Alpträume. Und Harry fühlte sich so hilflos, weil er Dagmar einfach nicht helfen konnte. Da mußte sie selbst durch. Sie musste ihre Träume erleben und dem Unterbewusstsein freie Bahn lassen.
    Als sie leise aufschrie, schrak auch Harry Stahl zusammen. Er saß auf dem Bett und hatte sich zur linken Seite hin gedreht, um Dagmar beobachten zu können.
    Sie schlief nicht mehr, sie war auch nicht wach. Die Haut auf ihrem Gesicht zuckte, ihre Augenlider flatterten, die Lippen standen ebenfalls leicht offen, und zwischen ihren beiden Zahnreihen drangen leise Stöhnlaute hervor.
    Harry wollte wissen, was geschehen war, und hatte vor, sie an der Schulter anzufassen, aber Dagmar machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Urplötzlich öffnete sie die Augen, starrte ihn an und zugleich durch Harry hindurch.
    Auch er hatte keinen Blick für ihre normalen Augen, denn auf ihrer Stirn zeichnete sich plötzlich der rötliche Umriß des dritten Auges der Psychonautin

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