104 - Mr. Silvers Sohn
die schwarze Waffe ihre Kraft verloren.
Also hatte ihn Loxagon am Leben lassen müssen. Aber er hatte ihn geblendet und in die Schlucht der lebenden Steine gebracht, wo er von den Felsen für alle Zeiten festgehalten werden sollte, damit er nie mehr ein Höllenschwert schmieden konnte.
Aber Atax hatte den blinden Schmied befreit und in die Höllenschmiede zurückgebracht, wo Farrac das zweite schwarze Schwert schmiedete. Und nun stand Atax vor dem gleichen Problem wie einst Loxagon. Er wollte nicht, daß ein drittes Höllenschwert entstehen konnte.
Zwei solcher Waffen waren genug. Aber wieder hatte sich Farrac abgesichert. Abermals konnte ihm der Besitzer des neuen Höllenschwerts das Leben nicht nehmen.
Phorkys war nicht mehr da. Atax befand sich mit dem Höllenschmied allein in der Schmiede; Der Amboß des Grauens befand sich zwischen ihnen, und in der Esse loderte ein Feuer, wie es nur Farrac zu entfachen verstand.
Der Höllenschmied konnte nicht mehr sehen, aber er hatte gespürt, daß ihm Atax gern das Leben genommen hätte. Er hatte ihm gesagt, was dann passieren würde, und der geschlechtslose Dämon hatte den Schmied haßerfüllt angestarrt.
Farrac war ein Riese. Er hatte einen grauen kurzen Rüssel und ein dickes gelbes Horn. Das zweite hatte ihm Loxagon in der Schlucht der lebenden Steine abgebrochen. Glutrot war Farracs Gesicht. Auf seinen Zügen lag ein triumphierender Ausdruck, denn Atax konnte ihm nichts anhaben.
Atax' Körper war transparent und von violett schillernden Adern durchzogen. Unschlüssig und nachdenklich stand er da, das neue Höllenschwert in der Faust.
Farrac überragte ihn um etliches. Atax mußte zu ihm hochblicken, aber er war ihm dennoch überlegen.
»Du bist verdammt schlau«, knurrte der geschlechtslose Dämon. »Aber nicht schlau genug für mich.«
»Ich möchte mein Leben behalten«, kam es unter dem grauen Rüssel hervor.
»Du hast nun schon das zweite Höllenschwert geschmiedet«, sagte Atax. »Sag mir, wie kann ich verhindern, daß du dich bald wieder an die Arbeit machst? Soll ich dich in die Schlucht der lebenden Steine zurückbringen? Das ist mir zu unsicher. Es könnte wieder jemand auf die Idee kommen, dich zu befreien.«
»Genügt es dir, wenn ich dir verspreche, kein Höllenschwert mehr zu schmieden?« fragte Farrac.
»Nein«, antwortete Atax. »Denn es gibt Mittel und Wege, dich dazu zu zwingen.«
»Ich gebe dir mein Wort…«
»Das Wort eines Dämons ist nichts wert!« zischte Atax.
Farrac hatte die Hand gehoben, als wollte er schwören.
»Ich muß sicher sein können«, sagte die Seele des Teufels. »Absolut sicher!«
Und plötzlich wußte er, was er tun mußte. Blitzschnell schlug er mit dem schwarzen Schwert zu, und der Höllenschmied brüllte auf. Seine rechte Hand fiel zu Boden. Atax hatte sie ihm abgeschlagen.
»Nun kann ich sicher sein, daß du nie mehr ein Höllenschwert schmieden wirst«, sagte der geschlechtslose Dämon zufrieden.
***
Mr. Silver hieb wie von Sinnen um sich. Beißen konnten ihn die Zahnwurzeln der Vampirbäume nicht, aber sie wanden sich um seine Beine und um seinen Körper und versuchten ihn festzuhalten.
Er schlug sie ab, durchtrennte auch alle Wurzeln, die Cuca umklammerten, packte die Hexe, schleifte sie zu mir und befreite auch mich mit surrenden Hieben.
Immer wieder packten die Wurzeln nach. Immer wieder schlug Mr. Silver sie mit dem schwarzen Schwert ab.
Es war ein Kraftakt sondergleichen. Der Ex-Dämon wütete wie ein Berserker und kämpfte mit zäher Verbissenheit um unser beider Leben.
Ringsum fielen wurzellose Bäume mit lautem Krachen um, und der Hüne schleppte Cuca und mich aus dem lebenden Wald.
Von den Freibeutern der Hölle war nichts mehr zu sehen. Sie schienen uns bereits abgeschrieben zu haben. Wer in den Wald der Vampirbäume geriet, war verloren, das wußten sie.
Nun, dem Ex-Dämon war es zwar gelungen, uns aus dem Wald zu bringen, aber nun trug ich nicht nur den Marbu-Keim, sondern auch das Vampirgift in mir.
Cuca ebenfalls. Wir würden zu Bäumen werden.
Zu Vampirbäumen!
Es sei denn, Mr. Silver brachte uns noch rechtzeitig zum Brunnen der Umkehr. Aber konnte er diesen Wettlauf mit der Zeit gewinnen?
Nun brauchte auch Cuca das Wasser des Zauberbrunnens. Sie sogar noch mehr als ich, denn die Rinde bedeckte nicht nur ihre Arme, sondern auch den Hals und Teile des Gesichts, und aus ihren Schultern wuchsen grüne Triebe.
War ihr überhaupt noch zu helfen?
Zum erstenmal war mein Schicksal
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