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1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zerfallender Stadtteile, sondern auch solche, die auf die Wiedereingliederung der Asozialen abzielten. Wann freilich diese Pläne zum Tragen kamen, das hing von den Mitteln ab, die für die Durchführung des Sanierungsvorhabens zur Verfügung standen.
    Einer der verlassenen Stadtbezirke und in dieser Nachmittagsstunde Vorneschs Ziel war Pävolaan. Der Bezirk grenzte westwärts, nur durch einen kilometerbreiten Grasstreifen und eine darüber hinweg verlaufende Hochstraße von diesem getrennt, an den vornehmen Stadtteil Merdaris.
    Die Magnetbahntrasse, die unter Pävolaan hindurchführte, war schon vor Jahren stillgelegt worden. Vornesch fuhr bis zu der Station, die seinem Ziel am nächsten lag, dann nahm er sich einen Mietwagen. Als der Autopilot anhand der Zieladresse erkannte, daß er sich nach Pävolaan hineinzuwagen hatte, verlangte er einen Risikozuschlag zum Fahrpreis in Höhe von fünf Jords, den Vornesch ohne Widerspruch entrichtete.
    Der Schweber war ein älteres Fahrzeug und besaß keine Vorrichtung, mit der sich die Sitze den Körpermaßen unterschiedlicher Fahrgäste anpassen ließen. Vornesch lehnte sich in ein Polster, das für die Dimensionen eines Kranen bestimmt waren, und ließ die Szenerie der Stadt an sich vorbeigleiten, ohne ihr Beachtung zu schenken. Er überdachte seine Lage und prüfte die verschiedenen Optionen, die ihm zur Verfügung standen. Dabei kam er allerdings nicht weit. Es waren kaum drei Minuten vergangen, da hielt der Schweber vor der gewählten Adresse.
    Vornesch stieg aus und warf einen mißtrauischen Blick die von Unkraut überwucherte Straße entlang. Vorab bewegten sich drei Gestalten, zwei Lysker und ein Ai, denen man anmerkte, daß sie irgendwann einmal bessere Zeiten gesehen hatten. Die Landung des Schwebers hatte sie aufmerksam gemacht. Als sie Vorneschs durchdringendem Blick begegneten, verflüchtigten sie sich in eine Seitengasse. Vornesch wandte sich seitwärts in Richtung einer zur Hälfte zerfallenen Pyramide. Er trat durch einen zu ebener Erde gelegenen Eingang, der offenbar erst nachträglich angebracht worden war, und tastete sich eine finstere Rampe hinab, bis er die Geräusche vielfältiger Stimmen vor sich hörte.
    Sein heimlicher Freund, der Prodheimer-Fenke namens Salixis, hatte sich hier eine Schenke eingerichtet, in der an Getränken alles verkauft wurde, was die Kunden begehrten - solange sie es nur bezahlen konnten.
    Als Vornesch die Stimmen hörte, drehte er sich nach links und begann, die Wand abzutasten, bis er eine Vertiefung fand, in die er zwei Finger schob. Die Wand teilte sich.
    Vornesch gelangte in einen kleinen, spärlich eingerichteten Raum, der von einer schwachen Deckenleuchte erhellt wurde. Das Gelaß stellte das „Geschäftszimmer" seines Freundes dar. Die Möbel waren so zierlich, daß Vornesch nichts damit anfangen konnte.
    Er blieb stehen.
    Es vergingen nur ein paar Augenblicke, bis sich eine zweite Tür öffnete. Salixis trat ein.
    Er war ein älterer Vertreter seiner Art, mit verblichenem Pelz, der mehr Grau als Blau zeigte; Vornesch hatte sich oft gefragt, was er auf Kran suchte. Er schien besser in eine Älteren-Kommune zu passen, wie sie auf Prodheim üblich waren, als in eine Kaschemme der Nordstadt.
    „Setz dich!" schrillte er seinen Besucher an.
    Vornesch winkte ab. „Dein Boden ist mir zu schmutzig", sagte er. „Außerdem ist unsere Sache rasch abgemacht ..."
    „Nein", widersprach Salixis. „Es wird eine Weile dauern."
    Die Tür hatte sich nicht hinter ihm geschlossen. Ein Krane schob sich gebückt herein.
    Vornesch sah, daß er eine Waffe trug. Ein böses Gefühl beschlich ihn. Er bewegte sich in Richtung des Eingangs, durch den er den kleinen Raum betreten hatte.
    Da hörte er auch dort die Tür sich öffnen. Einen Atemzug später fühlte er einen Druck im Rücken, wie von der Mündung eines Strahlers. Eine zischelnde Stimme sagte: „Bleib stehen, und es geschieht dir nichts."
     
    *
     
    Vorneschs starrer Blick richtete sich auf den Prodheimer-Fenken.
    „Verräter!" stieß er hervor.
    „Red keinen Unsinn", wies ihn Salixis zurecht. „Niemand verrät dich. Ein guter Bekannter wünscht dich zu sehen."
    „Wer?"
    „Das haben mir diese freundlichen Geschöpfe nicht eröffnet. Geh mit ihnen, und du wirst es erfahren."
    Vornesch wandte sich um und musterte den Tart, der ihm den Lauf des Strahlers gegen das Rückgrat gepreßt hatte. Er zwinkerte mit den lidlosen Augen, ein Zeichen der Vertraulichkeit. Vornesch fühlte sich

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