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1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein und lagen als tiefer Schatten über dem Land.
    Sie trat wieder zurück. Mit der rechten Hand wischte sie über die Stirn. Ihr war warm geworden, doch das lag wohl mehr an ihrer Aufgeregtheit.
    »Setz dich doch, Jane.«
    »Das tue ich auch.« Sie fand ihren Platz im Sessel und streckte die Beine aus. »Die Tür habe ich verriegelt. Wer jetzt ins Haus will, muß sich schon anstrengen.«
    »Und er wird es nicht lautlos schaffen.«
    »Eben.«
    Sarah legte eine Pause ein, und Jane hörte sie atmen. »Was ist, wenn wir es nicht mit Menschen zu tun haben, sondern tatsächlich mit anderen Geschöpfen, wobei ich den Begriff Engel vermeiden will?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich habe immer wieder an das Licht denken müssen und auch an die hellen Schatten, die es praktisch durchschwommen haben. Ich weiß nicht, wer sie gewesen sind, aber sie haben mir Furcht eingeflößt. Ich will sie nicht als Dämonen ansehen, auch nicht als Engel, eben nur als helle Schatten.«
    »Stimmt.«
    »Nimmst du das einfach hin?«
    »Was sollen wir sonst tun?«
    »Wie wäre es, wenn du es bei John Sinclair versuchst?«
    »Daran habe ich auch gedacht, wenn ich ehrlich sein soll. Aber ich möchte es noch nicht. Zudem weiß ich nicht, ob sich John nicht selbst um einen Fall kümmern muß. Ich würde vorschlagen, daß wir zunächst einmal hier abwarten und sehen, was sich tut.«
    »Dann brauche ich was zu trinken.«
    »Laß mal, das mache ich schon.«
    Jane ging in die Küche. Sie war froh, sich bewegen zu können. Sie nahm die Flasche Orangensaft mit, zwei Gläser und klemmte auch eine Schachtel Kekse unter ihren Arm. Damit betrat sie das Wohnzimmer und wunderte sich über Sarahs Haltung. Die Horror-Oma saß starr auf der Couch und starrte ebenso starr durch das Fenster hinaus in den dunklen Garten und über den See hinweg.
    Jane stellte alles auf den Tisch mit der Marmorplatte und fragte: »Ist da was?«
    »Ich denke schon.«
    »Und?«
    »Ein Licht, Jane, ich habe tatsächlich ein Licht am anderen Ufer gesehen.«
    »Wo denn da?«
    »Bei den Häusern. Für einen Moment hat es dort aufgeschimmert, und ich habe mich nicht geirrt.«
    »Was ist denn genau damit? Hat es sich bewegt?«
    »Es war plötzlich weg.«
    Jane schritt wieder auf das Fenster zu und schaute hindurch. Sie sah nichts. Auch auf der schmalen Straße bewegte sich kein Auto, und die Hügel im Hintergrund waren längst von der Finsternis der Nacht verschluckt worden.
    Sie wollte schon fragen, ob Sarah sich nicht doch geirrt hatte, da sah sie es selbst.
    Diesmal war es nicht nur ein Licht, sondern eine ganze Lichterkette, die sehr schnell aufgeflammt war. Zuckende Flammen, die sich in einer Reihe am Seeufer verteilten.
    Auch Lady Sarah hatte es nicht mehr auf ihrem Platz gehalten. Sie war aufgestanden und stand jetzt dicht neben der Detektivin, beide Hände gegen die Scheibe gelegt. »Das sind sie«, flüsterte Sarah.
    »Das sind die verdammten Engelkinder.«
    »Sie scheinen mir aber sehr menschlich zu sein.«
    »Noch…«
    »Wie meinst du das?«
    »Abwarten.«
    Die Frauen sprachen nicht mehr. Jetzt standen sie einfach nur da und beobachteten. Die Scheibe beschlug von ihrem warmen Atem.
    »Sie werden bestimmt nicht dort bleiben«, sagte Sarah. »So schätze ich sie ein. Sie werden kommen und hier eindringen. Etwas anderes kann ich mir nach einer zweimaligen Warnung nicht vorstellen.«
    »Und dann? Glaubst du, daß sie bis zum letzten gehen?«
    »Das sind sie bei den Schwestern auch.«
    »Stimmt. Aber wir sind fremd. Sie werden wissen, daß unser Ableben Staub aufwirbelt.«
    Noch passierte nichts. Die Gestalten hatten sich am gegenüberliegenden Ufer versammelt. Es war auch schwer zu zählen, wie viele dort standen, da sich die Kerzenflammen bewegten und aufeinander zuglitten, so daß manche aussahen wie ein einziges Licht.
    »Da tut sich was, Jane.«
    Sarah hatte recht. Die Gestalten hatten sich in Bewegung gesetzt, aber sie waren weder nach rechts oder links gegangen, sondern gingen nach vorn.
    Sie bewegten sich dabei langsam und dennoch stetig voran, als gäbe es dort eine normale Straße.
    Schließlich flüsterte die Horror-Oma: »Sag, daß es nicht wahr ist, was ich da sehe. Strafe mich Lügen.«
    »Tut mir leid.«
    »Dann siehst du das gleiche wie ich?«
    »Ja.«
    »Sag es. Bitte, sag es.«
    Jane mußte sich erst die Kehle freiräuspern, weil das, was sie sahen, unglaublich war. »Sie gehen tatsächlich über das Wasser, ohne einzusinken, Sarah…«
    ***
    Es war unglaublich.

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