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105 - Der Leichenfledderer

105 - Der Leichenfledderer

Titel: 105 - Der Leichenfledderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Schwierigkeiten machte. Der Wind bauschte seinen Staubmantel auf. Darunter trug er zerschlissene Jeans und breite Hosenträger, die sich über seinem kräftigen, behaarten Oberkörper spannten.
    „Na gut. Ich kann auch andere Saiten aufziehen. Wenn du's unbedingt so haben willst - ich erwische dich. Egal, in welches Rattenloch du dich verkriechst."
    Er wollte gerade in den Sattel steigen, als die Motorräder herandröhnten. Seine Augen leuchteten triumphierend.
    „Jetzt bist du dran, Rita!"
    Das Mädchen sah die Maschinen im Höllentempo heranjagen. Sie zogen lange Staubwolken hinter sich her. Mel und Brett trugen Stahlhelme, unter denen die langen Haare hervorschauten.
    Rita trat ganz dicht an den Rand des Abgrundes.
    „Bleibt stehen, oder ich springe!"
    Sie war fest entschlossen, sich der Gefangennahme durch Selbstmord zu entziehen. Eine andere Alternative gab es nicht. Die Rückkehr in Cotton Mathers Gruft war schlimmer als der Tod.
    Halt - oder ich springe!"
    Cindy fuhr einen Halbkreis und hielt an. Sie riß den Sturzhelm vom Kopf und ließ das dünne, strähnige Fuchshaar herabfallen. Ihr bleiches Gesicht war voller Narben. Die Lippen waren blauverfärbte Striche.
    „Das wagst du nie!"
    „Und ob!" keuchte Rita trotzig. „Noch einen Schritt, und ich springe!"
    Cotton Mather tobte wie ein Verrückter. Er schwang die Peitsche und galoppierte aus dem Felseinschnitt. Als er sah, daß er ein paar Meilen reiten mußte, um auf das Plateau zu kommen, drehte er wieder um.
    „Ihr verdammten Schlappschwänze!" schrie er mit sich überschlagender Stimme. „Packt sie, oder ich opfere euch dem Schamanen!"
    Mel und Brett stiegen von den Motorrädern. Die Maschinen ratterten weiter im Leerlauf. Sie schwangen Eisenketten. In ihren Gesichtern war kein Gefühl zu erkennen. Auf Mels Brust glänzte ein Tapferkeitsorden. Mel war in Vietnam gewesen.
    „Komm, Kätzchen!" lockte Mel und schwang die Fahrradkette.
    „Ich springe!"
    Ritas Augen waren starr vor Entsetzen. Alles in ihr krampfte sich zusammen. Sie wußte, daß es zu Ende ging.
    „Macht schon!" dröhnte Cotton Mathers Stimme aus der Schlucht herauf. „Es wird bald dunkel, und ich will keine Zeit verlieren. Ich weiß genau, daß ihr Leben den Geist des Schamanen zurückholen wird. Ich weiß es, Jungs."
    Mel sprang wie eine Wildkatze heran. Er wollte die Eisenkette um Ritas Leib schlingen. Sie spürte den Lufthauch, konnte rechtzeitig ausweichen und stolperte. Sofort jagte Cindy auf ihrer röhrenden Maschine näher heran. Haarscharf am Rand des Abgrundes stoppte sie ah. Rita machte eine Körperdrehung und schwang sich über den Steilhang. Sekundenlang schien sie in der Luft zu schweben, dann stürzte sie in die Tiefe. Das letzte, was sie sah, war Cotton Mathers enttäuschtes Gesicht. Über ihr verhallten die Stimmen der Verfolger. Ein grauenhafter Schmerz löschte ihr Bewußtsein aus.

    Cotton Mather hatte die Tote quer vor sich auf den Sattel geworfen. Er trieb sein Pferd zu schnellerer Gangart an. Vor ihm lag die Geisterstadt im blutroten Schein der untergehenden Sonne. Links und rechts von der Mainstreet standen niedrige Holzhütten. Das „Palace Hotel" war der höchste Bau mit zwei Stockwerken. An das Hotel schloß sich die Bank mit einem Stockwerk und das Büro des Sheriffs an. Irgendwo knarrte eine Tür in den Angeln. Das Klappern der Hufe hallte von den ausgebleichten Holzwänden zurück. Hinter der kleinen Kirche lag der Friedhof: Deadwood cemetery. Cotton Mather lachte in sich hinein. Das war sein Reich. Hier war er uneingeschränkter Herrscher. Hier konnte er schalten und walten, wie er wollte.
    Die ersten Grabreihen tauchten vor ihm auf. Ein paar schiefe Metallkreuze standen auf den eingesunkenen Grabhügeln. An einem Kreuz hing ein geköpfter Hahn.
    Cotton Mather lachte lautlos. Seine geschwollenen Lippen zuckten. Die glühenden Augen schienen aus den Höhlen zu quellen.
    An einem geöffneten Grab hielt er an.
    „Du könntest noch leben, Narr", flüsterte er vorwurfsvoll. „Aber vielleicht habe ich etwas falsch gemacht. Ich schwöre dir, alter Junge - bald beherrsche ich die Kraft, Tote zum Leben zu erwecken. Bald bin ich dein Meister."
    In der rechteckigen, staubtrockenen Grube lag eine Mumie. Unter dem verschrumpelten Stoff einer Captainsuniform steckten die braunen Gliedmaßen eines Mannes. Der Kopf lag auf der Seite. Über den Zähnen spannte sich eine dünne Lederhaut. Der Haarschopf fehlte. Cotton Mather wußte, daß dieser Mann skalpiert worden

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