1051 - Die schwarze Flamme
Es war auf jeden Fall besser, zuerst einmal einige Tests zu machen.
„Caela, schicke auf allen Normalfrequenzen Kontaktsignale aus", trug ich der Funkerin auf. Der Feuerleitzentrale befahl ich, eine Energieentladung vorzubereiten, die zwar deutlich zu orten war, aber so wenig Schaden anrichtete, daß sie nicht unbedingt als Feindseligkeit anzusehen war. Dazu gehörte Fingerspitzengefühl. Darüber hinaus ließ ich einen Shift startklar machen und einige Versuchssonden vorbereiten.
Alle diese Maßnahmen kamen jedoch nicht mehr zum Tragen. Denn kaum hatte die Funkerin mit ihrer Kontaktsendung begonnen - und nachträglich sah es gerade so aus, als hätten die Funksignale irgendwelche Anlagen aktiviert -, da wurde die Korvette erschüttert.
Der Schutzschirm flackerte kurz und grell auf, so als prallten die Energien auf entgegenwirkende Kräfte, und fiel dann in sich zusammen.
Die Alarmsirenen heulten, über die Monitoren zuckten Lichtblitze und entluden sich in psychedelischen Farbexplosionen. Es war eine unheimliche Lichtschau, die rings um uns abrollte. Unheimlich deshalb, weil sie von uns nicht kontrolliert werden konnte.
Harock und seine Leute arbeiteten wie wild an ihren Pults, aber sie bekamen die Instrumente nicht unter Kontrolle. Irgendwelche Kräfte hatten auf die Korvette übergegriffen, denen die Verteidigungsanlagen des Schiffes nicht gewachsen waren.
Das konnte nicht allein mit dem Überraschungsmoment erklärt werden, denn die Automatik reagierte praktisch ohne Zeitverlust.
Durch die Kommandozentrale ging ein Feuerwerk von Überschlagsenergien. Die Beleuchtung fiel aus. Für einen Moment geisterten nur die knisternden Lichtblitze durch die Dunkelheit. Dann flammten die Notlichter an, und gleich darauf war der ganze Spuk wieder vorbei.
Die Situation beruhigte sich, aber die folgende Ruhe erschien uns unerträglicher als das vorausgegangene Spektakel. Und sie war auch unwirklicher. Denn die Anzeigen fast aller Instrumente waren auf Nullwert zurückgefallen.
Nur das Ortungssystem und die Funkanlage waren noch intakt. Caela saß kreidebleich in ihrem Sitz. Ihre, zitternde Hand lag noch auf der Taste, mit der sie geistesgegenwärtig die Kontaktsendung unterbrochen hatte.
„Ich fürchte, daß ich diese Reaktion ausgelöst habe", sagte sie schuldbewußt, obwohl sie keinerlei Schuld traf. Ich hätte auf die Tests verzichten und einfach aussteigen sollen. Es war aber auch möglich, daß das Zusammentreffen von Aktion und Reaktion nur zufällig war.
„Was hast du getan, Caele", meldete sich Tanwalzen über Funk. „Was ist geschehen?
Wir bekommen auf der SOL keine klare Ortung. Ich möchte einen umfassenden Lagebericht."
„Den bekommst du, wenn wir unsere Lage analysiert haben", rief ich quer durch die Kommandozentrale.
Tanwalzens großporiges Gesicht ruckte auf dem Bildschirm herum, seine Augen suchten nach mir. Aber da ich nicht im Bereich der Optik des Bildsprechgeräts stand, konnte er mich nicht sehen.
„Ihr sitzt fest, ha?" rief er. „Ihr seid mit der Korvette in eine Falle geraten."
Ich betrachtete die Ortungsergebnisse, und Molder raunte mir zu: „Es ist besser, du sagst ihm nicht, wie es um uns steht. Die Korvette steckt in einem starken Fesselfeld, aus dem wir nicht frei kommen. Zumindest nicht aus eigener Kraft.
Aber wer weiß, was passiert, wenn Tanwalzen Verstärkung schickt, oder gar mit der SOL eingreift."
„Dazu darf es nicht kommen", sagte ich. „Mach weiter. Vielleicht findest du die Anlagen, die für unsere Situation verantwortlich sind."
Ich ging zum Funkgerät, und Caela machte mir Platz. Melborn, auf dem zweiten Sitz, wirkte gefaßt. Tanwalzen grinste mir vom Bildschirm entgegen.
„Als Orakel warst du weniger gefährdet", sagte er, wie um zu zeigen, daß er seinen eigenartigen Humor doch noch nicht ganz verloren hatte. „Erfahre ich nun wenigstens, wie es um euch steht?"
„Wir sind ungefährdet", behauptete ich. „Wir können uns aus eigener Kraft aus unserer Lage befreien. Die Korvette ist bloß in ein Fesselfeld geraten. Das schließt aber nicht aus, daß es hier noch Waffen schwereren Kalibers gibt. Die dürfen nicht aktiviert werden. Genau das würde aber passieren, wenn du Verstärkung schickst."
„Gut, ich warte noch zwei oder drei Stunden."
„Du wirst nichts ohne meinen ausdrücklichen Befehl unternehmen", sagte ich scharf.
„Wenn ich Hilfe brauche, dann funke ich darum."
„Und bei Funkstille?"
Ich seufzte vernehmlich.
„Ich vermute, daß es
Weitere Kostenlose Bücher