1055 - Vampire, Karina und wir
brauchten wir Hilfe.«
»Das ist klar«, sagte Karina. »Wir können nicht hingehen und mit einer Zange einfach ein Kabel durchtrennen, und weg ist der Strom. So naiv bin ich nicht. Da müssen schon die entsprechenden Leute eingesetzt werden.«
»Die Stadt muß mitspielen. Der Energieversorger.« Ich verdrehte die Augen. »Es wird alles sein, nur nicht einfach.«
»Wie sieht es denn mit eurer Reputation und mit euren Beziehungen aus?« fragte Karina.
»Die sind nicht besonders«, gab ich zu. »Du darfst nicht vergessen, daß wir keine Supermänner sind. Hier muß alles seinen normalen Weg gehen – leider.«
Suko schmunzelte und meinte dann: »Sir James sollte sich den Vorschlag zumindest einmal anhören.«
»Da hast du recht.«
Karina war wieder obenauf und rieb ihre Hände. »Na bitte, Freunde, es geht doch.«
»Klar, irgendwie schon in der Theorie. Noch haben wir unseren Chef nicht davon überzeugt.«
»Das packt ihr doch. Oder ist er so unflexibel?«
»Nein, das eigentlich nicht. Wir kommen schon zurecht. Aber du bist das nächste Problem.«
»Ich weiß, was ich tue. Ich werde gegen Abend wieder meinen normalen Job antreten und so tun, als wäre nichts gewesen. Klar, es ist gefährlich, aber ich bezweifle, daß man mich nach Betreten des Hauses an die Wand stellen und erschießen wird. Man wird mir Fragen stellen, ich werde auch Antworten geben, sie aber etwas in die Länge ziehen und darauf warten, daß sich alles verändert. Puff – plötzlich ist der Strom weg. Alles ist dunkel…«
»Und du bist dir sicher, daß sich Costello nicht auf eine eigene Energieversorgung verläßt?«
Sie wiegte den Kopf. »Ein eigenes Kraftwerk? Nein, das kann ich nicht glauben. Er mag zwar mächtig sein, aber ich denke nicht, daß er autark ist.«
»Du mußt es wissen.« Ich räusperte mich. »Schließen wir einen Kompromiß, Karina.«
»Okay. Und welchen?«
»Es ist ganz einfach. Du betrittst das Haus nicht, bevor wir dir nicht Bescheid gegeben haben, ob alles glattgegangen ist. Kannst du dich mit diesem Vorschlag anfreunden?«
Sie deutete ein langsames Nicken an. »Ja…«, gab sie gedehnt zu.
»Das wäre nicht schlecht.« Dann lachte sie. »Costello wird überrascht sein, wenn ich erscheine.«
»Vergiß Franco nicht.«
»Keine Sorge, mit dem werde ich fertig. Ich weiß, daß er Macho genug ist, um mich zu unterschätzen.« Ihre Augen funkelten plötzlich. »Endlich gerät Bewegung in die Szene. Es war schon fast langweilig. Außerdem möchte ich mal mit eigenen Augen sehen, wenn Vampire gepfählt werden und dabei verfaulen.«
»Ein Spaß ist das nicht«, warnte ich.
»Stimmt, John.« Sie trat dicht an mich heran. Irgendwie roch sie nach Kampf. »Aber es gibt Momente, da kann auch ich keinen Spaß vertragen, verstehst du?«
»Ja, ich verstehe.«
***
Es hatte Logan Costello doch zu lange gedauert, bis Franco mit Versini zurückkehrte. Der Keller war zudem nicht unbedingt sein Revier. Er fühlte sich oben wohler. Dort konnte er in den Park hineinschauen und mußte nicht auf kahle Betonwände starren.
Bevor er den Kellerraum verließ, tat er noch etwas anderes. Unter der Decke lief eine Schiene entlang, die den Raum genau in zwei Hälften teilte. Sie war vor dem Gitter angebracht worden und diente dazu, einen Vorhang zu halten.
In den letzten Stunden war er nicht geschlossen worden, weil sich hinter dem Gitter nichts getan hatte. Das änderte Costello jetzt.
Er rollte auf eine Seite zu, bekam den Stoff zu fassen und bewegte sich mit dem Rollstuhl quer durch den Raum, wobei er den Vorhang nicht losließ und ihn mitzog.
Die Sicht auf das Gitter wurde verdeckt. Und damit auch die Sicht auf die Vampire.
Sie hatten sich hingehockt und mit den Körpern gegen die Wand gelehnt. Als sie bemerkten, daß der Vorhang zugezogen wurde, kam Bewegung in sie. Keiner wollte mehr hockenbleiben. Mit mühsamen Bewegungen stemmte sich Tyra als erste hoch und kam mit schwankenden Schritten auf das Gitter zu.
Sie schlug mit den Händen gegen die Stäbe, dann rutschten die Finger auch hindurch, berührten den Stoff, den sie allerdings nicht in den Griff bekamen.
Logan Costello ließ sich durch diese Bewegungen nicht beirren.
Er fuhr mit seinem Rollstuhl bis zur gegenüberliegenden Wand vor und hatte den Vorhang geschlossen.
Hinter ihm waren die Blutsauger unruhig geworden. Mehrere Hände stießen jetzt durch die Lücken, erreichten auch den Stoff und wellten ihn nach außen. Aber die Finger schafften es nicht, den Stoff
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