1055 - Vampire, Karina und wir
diesen Costello endlich ausschalten zu können.«
»Keine, die momentan rechtlich abgesichert wären«, erklärte ich.
Karina senkte den Blick. Sie starrte wütend zu Boden, preßte die Lippen zusammen und atmete durch die Nase. Wir ließen sie in Ruhe, damit sie ihre Gedanken ordnen konnte. Durch den offenen Eingang wehte der Wind und spielte mit ihrem Haar. Schließlich nickte sie. »Okay«, sagte sie mit fester Stimme. »Dann gibt es eben nur den einen Weg.«
»Und welchen?« fragte ich.
»Ich werde es machen.«
»Wie?«
»Ja, ihr habt richtig gehört«, erklärte sie, denn sie sah, daß wir uns erstaunt anblickten. »Es geht um mich. Ich habe mich entschlossen, meinen Job wieder anzutreten. Es ist ja nichts passiert. Man kann mir nichts nachweisen. Diese Linda ist festgenommen worden und sitzt zunächst mal hinter Gittern. Ich weiß nicht, ob sie inzwischen einen Anwalt kontaktiert hat, der auch Costello informierte, aber das Risiko muß ich eingehen. Ich werde also zurückkehren und meinen Job machen. Dabei tue ich so, als wäre nichts geschehen.«
Wir hatten sie bewußt ausreden lassen. Dann schüttelte ich den Kopf. »Nein, Karina, das wirst du nicht tun.«
»Ach?« spottete sie. »Und warum nicht?«
»Es ist zu riskant.«
Sie drehte den linken Zeigefinger und deutete auf ihre Brust.
»Aber es ist mein Job. Ich bin nur aus diesem Grunde engagiert worden. Ich fühle mich nach wie vor Costello gegenüber verpflichtet. So und nicht anders muß man es sehen.«
»Die Frage stellt sich nur, ob er es auch so sieht«, sagte ich.
»Warum nicht?«
»Wenn er auf Franco hört, dann hat ihm dieser Mensch die Worte wie Gift eingeträufelt. Er wird dich nicht mehr akzeptieren.«
Sie lächelte uns an. »Glaubt ihr nicht, daß ich mich gegen Franco durchsetzen kann?«
»Das mag schon sein«, sagte Suko. »Doch Franco ist nicht allein. Es gibt andere, die Costello treu zur Seite stehen und auch sofort für ihn töten.«
»Weiß ich. Mein Risiko. Und ich habe auch Angst«, erklärte sie uns. »Ein Mensch, der keine Angst hat, kann auch keinen Mut haben. Das ist nun mal so. Und deshalb gehe ich wieder zurück. Es sei denn, uns fällt etwas Besseres ein.«
»Im Moment nicht«, gab ich zu.
»Wir können das Haus auch nicht stürmen«, sagte Suko.
Seine Antwort hatte Karina nachdenklich werden lassen. »Nicht stürmen«, wiederholte sie murmelnd. »Warum können wir das verdammte Haus nicht stürmen? Nicht wir allein, sage ich mal. Aber auch bei euch gibt es Sondereinheiten, die dafür ausgebildet sind.«
»Nur mit den entsprechenden Beweisen«, sagte ich.
»Daran muß man drehen.«
»Weißt du denn wie?«
Karina lächelte jetzt. Wir beide ahnten, daß sie sich Gedanken gemacht hatte. Noch ein kurzer Moment der Konzentration, dann fing sie an zu sprechen. »Hört genau zu. Wir drei wissen, daß es auf dem normalen Weg unmöglich ist, in das Haus zu gelangen, ohne daß wir entdeckt werden. Das Haus und auch seine Umgebung sind einfach zu gut gesichert. Da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Aber es muß einen anderen Weg geben, und er wird nicht einmal inoffiziell aussehen.« Sie hob die Schultern an. »Ein kleiner Defekt mit großer Wirkung, zum Beispiel. Ich hab’ das mal bei einem Einsatz in Moskau erlebt. Das war schon stark, kann ich euch sagen.«
»Und wie soll deiner Meinung nach dieser kleine Defekt aussehen?« fragte ich.
»Ganz einfach. Stromausfall!«
Suko und ich blieben stumm und schauten uns nur an. Beide dachten wir über den Vorschlag nach. Doch weder Suko noch mein Gesichtsausdruck wiesen darauf hin, daß sich bei uns etwas geklärt hatte.
Karina lachte uns an. »Warum höre ich nichts von euch?«
»Wir denken noch nach.«
»Stromausfall, Suko«, wiederholte sie. »Plötzlich ist alles weg. Nicht nur bei Costello, sondern im gesamten Viertel. Das wäre doch eine Möglichkeit. Ich würde schon vorher bei ihm sein und dafür sorgen, daß ihr ins Haus kommt. Alles andere wird sich dann ergeben. Zu lange dürfen wir nicht warten. Höchstens bis zum Einbruch der Dämmerung. Werden die Blutsauger in der Villa versteckt, würden sie sehr schnell aktiv werden, wenn die Nacht anbricht. Das ist mein Vorschlag. Ihr braucht ihn noch nicht sofort anzunehmen, könnt aber darüber nachdenken.«
»Das tun wir«, sagte ich.
»Dann hat er zumindest dir gefallen, John?«
»Ja, irgendwie schon.«
»Nicht schlecht. Was ist mit dir, Suko?«
»Ich könnte mich mit dem Gedanken anfreunden. Aber dazu
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