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106 - Atomgespenster

106 - Atomgespenster

Titel: 106 - Atomgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gemeinsame Karriere und das gemeinsame Leben.
    Mandy Gorling entschloß sich in den letzten
Monaten von Frentons Leben zu einer immerwährenden Erinnerung an ihn. Sie
wollte ein Kind von ihm.
    Gilbert sollte die Geburt noch miterleben.
Aber dieser Wunsch erfüllte sich nicht, denn Frenton starb vier Wochen vorher.
Und als Mandy niederkam, wurde das Baby tot geboren.
    Sie bekam es nie zu Gesicht...
    Von dieser Stunde an war sie gemütskrank.
    Anfangs wollte sie nicht mehr leben. Nach
ihrer Entlassung aus der Klinik fing sie an zu toben. Das dritte Stadium war
dann eine Art Wahn. Sie behauptete steif und fest, daß das Kind gar nicht
gestorben wäre, sondern daß man es ihr weggenommen hätte.
    Mandy Gorling wurde diese Zwangsvorstellung
nie mehr los. Immer wieder kamen die Stunden, in denen sie plötzlich den
Verdacht und das Gefühl hatte, ihr Kind lebte bei fremden Eltern. Sie sah alles
als ein Komplott gegen sie an. Wenn sie auf der Straße Sieben- bis Achtjährige
sah, wurde sie daran erinnert, daß ihr eigenes Kind nun im gleichen Alter war
und irgendwo in der Fremde aufwuchs, ohne jemals seine wirkliche Mutter
kennenzulernen.
    Mandy Gorling schluckte und faßte an die
Stirn.
    Die aschblonde Frau mit dem voll ausgekämmten
glatten Haar, das bis über die Schultern fiel, eilte ins Badezimmer.
    Dort hing der Medikamentenschrank.
    Mit fahrigen Bewegungen griff sie nach dem
Fläschchen und gab zehn Tropfen in einen Becher, in den sie etwas Wasser laufen
ließ.
    Schnell kippte sie den Schluck hinunter,
hielt sich dann am Waschbeckenrand fest und blickte in den großen Spiegel.
    Schweiß perlte auf ihrer Stirn.
    Mandy Gorling erschrak vor ihrem eigenen
Aussehen.
    Tief eingesunken waren ihre Augen, und dies
wurde noch betont durch die hochstehenden Jochknochen, die ihrem Gesicht jenen
aparten, slawischen Ausdruck verliehen, der mit zu ihrer Popularität
beigetragen hatte.
    Um die schöngeschwungenen, geschminkten
Lippen zuckte es. Der gehetzte, nervöse Ausdruck griff um sich, so sehr sich Mandy
Gorling auch dagegen stemmte.
    »Bitte«, wisperte sie erregt, »bitte ...
nicht... ich will nicht... Es geht mir gut, ich fühle mich wohl... ich bin ganz
ruhig...«
    Aber sie war es nicht.
    Wie eine Flut schwappten die Gefühle über sie
herein.
    Haß stieg in ihr auf.
    »Ihr habt mir mein Kind genommen ... Ich weiß
es genau«, preßte sie zwischen den Zähnen hervor. Ihre Hände ballten sich zu
Fäusten, und ihr lieblicher Gesichtsausdruck wandelte sich in eine verzerrte
Maske.
    Mandy Gorling trug einen schwarzen, golddurchwirkten
seidenen Hausanzug. Drüben im Wohnzimmer lief noch der Fernsehapparat. Die
junge Frau hatte sich einen Wildwest-Film angesehen. Die Auseinandersetzung
zwischen den Indianern und einer Gruppe weißer Siedler strebte ihrem Höhepunkt
entgegen. Draußen krachte es, und Schreie gellten durch die Wohnung.
    Mandy Gorling nahm dies alles nicht mehr wahr
und glitt wieder ganz hinein in ihre Wahnvorstellung und ihre Angst.
    Ein dumpfes Stöhnen entrann ihrer Kehle.
Mandy machte den Eindruck einer gehetzten Frau, warf sich herum und lief aus
dem Haus.
    Sie ließ alle Lichter brennen und die Haustür
weit offen.
    »Ich muß ins Krankenhaus«, stieß Mandy
Gorling heiser hervor. »Sie haben mir Shirley genommen ...«
    Sie wußte, daß das Geborene ein Mädchen war.
Das hatte man ihr gesagt.
    Wie von Furien gehetzt, lief sie ums Haus
herum und eilte zum Car-Port.
    Die offene Garage ging über in eine Pergola,
die in den gepflegten Garten führte.
    In der Stille plätscherte leise ein.
Springbrunnen, und die dichte grüne Buchsbaumhecke grenzte das Grundstück vom
Nachbarn ab.
    Das Auto war nicht abgeschlossen, die
Schlüssel steckten. Mandy Gorling wußte, daß dies bei der hohen Anzahl von
Einbrüchen und Autodiebstählen sträflicher Leichtsinn war, und daß sie damit
rechnen mußte, eines Tages in einen leeren Car-Port zu kommen und ihren
stahlblauen Chevrolet als gestohlen anzusehen. Aber sie war diesen Dingen
gegenüber gleichgültig. Seit Frentons Tod und der »Entführung« ihrer kleinen
Tochter waren ihr materielle Dinge nicht mehr so wichtig.
    Sie startete.
    Auf dem Beifahrersitz lag die Infrarot-Fernsteuerung.
Mit ihr öffnete Mandy Gorling das eiserne Tor, ohne das Auto zu verlassen.
    Überhastet wollte die Tänzerin ihr Grundstück
verlassen, als am anderen Ende der Straße ein schwarzer Ford heranrollte, der
vor dem Hauseingang hielt.
    Am Lenkrad saß eine elegant gekleidete Frau
Ende Vierzig. Sie

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