1061 - Beherrscher des Atoms
die Protonen, Neutronen und Elektronen zahlreicher Atome ausgewirkt hatte.
Die Auswirkungen waren so minimal gewesen, daß sie nicht ins Gewicht fielen. Ins Gewicht fiel dagegen, daß sie von Sagus-Rhets Unterbewußtsein hervorgerufen worden waren, das Suggestivbefehle in die Gluonen der betreffenden Quarks gesandt hatte.
Die noch unbekannte Zivilisation war vergessen. Sagus-Rhet beschäftigte sich nur noch mit der Überlegung, ob seine geringfügige Manipulation von Materie nur ein einmaliger Sprung in eine Welt gewesen war, die er niemals betreten würde, oder ob sich in ihm zum erstenmal die latente Fähigkeit geregt hatte, Materie durch suggestive Beeinflussung der Gluonen ihrer Quarks nach seinem Willen zu manipulieren.
Und ein Materie-Suggestor zu werden...
*
Ein bestimmter Duftstoff weckte sein schlafendes Bewußtsein. Er fuhr seine sechs Fühlerpaare aus und erkannte im milden bläulichen Licht, daß er sich in der Schlafmulde seiner Heimstatt befand. Leises Plätschern ertönte, als er sich in der warmen Emulsion bewegte, die den Boden der Schlafmulde bedeckte.
Sagus-Rhet versuchte sich daran zu erinnern, wie er von der Informationshalle zu seiner Heimstatt zurückgekommen war. Es gelang ihm nicht. Dafür erinnerte er sich überdeutlich daran, daß er, wenn auch nur mit seinem Unterbewußtsein und nur geringfügig, Materie suggestiv beeinflußt hatte. Diese Erinnerung erfüllte ihn mit gemischten Gefühlen, denn sie versprach sowohl einen Aufstieg in eine Welt, die die meisten Dargheten niemals kennen lernten, als auch den Sturz aus einem hoffnungsvollen Höhenflug der Gefühle in die Normalität der Masse.
Aus Furcht, diesen Sturz zu erleben, wagte er es nicht, auch nur an die suggestive Beeinflussung subatomarer Teilchen zu denken, Statt dessen versuchte er einer späteren Enttäuschung vorzubeugen, indem er sich immer wieder sagte, daß er auch als ganz normaler Darghete ein zufriedenes Dasein führen konnte.
Doch das Bohren seines Unterbewußtseins wurde immer stärker, und Sagus-Rhet erkannte, daß er seine Fühler nicht mehr lange vor der Wahrheit einziehen durfte, wenn seine körperliche Entwicklung nicht ins Stocken geraten sollte.
Er dachte an Kerma-Jo und daran, daß die Mentoren stets nur gleichwertig begabte Heranwachsende als Ausbildungspartner vorschlugen. Das mußte natürlich nicht bedeuten, daß beide Partner entweder die latente Fähigkeit der Materie-Suggestion besaßen oder nicht, aber wenn sie sie besaßen, mußte sie gleichzeitig akut werden.
Sagus-Rhet streckte einen Tastfühler aus und berührte einen Sensorpunkt der Heimstatt-Intern-Kommunikationsanlage. Nach einer Weile erhellte sich der Bildschirm über dem Kopfende seiner Schlafmulde.
Sagus-Rhet musterte das Gesicht seines Ausbildungspartners, dessen Augenfühler zaghaft bis auf die Enden mit den Sehorganen eingezogen waren.
„Wie geht es deiner Haut, Kerma-Jo?" erkundigte sich Sagus-Rhet.
„Sie ist feucht und warm, Sagus-Rhet", antwortete Kerma-Jo. „Ich hoffe, deine Haut auch."
„Ja, danke", erwiderte Sagus-Rhet und schwieg, weil er nicht wußte, wie er auf seine brennende Frage zu sprechen kommen sollte.
Kerma-Jos Fühler bewegten sich unruhig, dann fragte er: „Hast du wieder einmal mit Rano-Fer gesprochen?"
Rano-Fer war ihr gemeinsamer Mentor. Er hatte sie, seit sie dem Kindheitsstadium entwachsen und ins Jugendstadium eingetreten waren, in allen Fragen des Lebens beraten. Mit seiner Frage half Kerma-Jo Sagus-Rhet indirekt, endlich zum Thema zu kommen.
„Ich glaube, ich habe eine Andeutung der Gabe gespürt", sagte Sagus-Rhet schließlich bebend.
„Ich habe auch etwas gespürt", erklärte Kerma-Jo sofort. „Wir sollten Rano-Fer verständigen, Sagus-Rhet."
„Ja, das sollten wir", stimmte Sagus-Rhet zu. „Er muß die Tests organisieren, mit deren Hilfe festgestellt werden kann, ob wir wirklich die Gabe besitzen und..." Er stockte.
„Und ob wir Materie-Suggestoren werden können", ergänzte Kerma-Jo mit erregt pulsierender Atemöffnung. „Ich verständige Rano-Fer. Bist du damit einverstanden?"
„Ich bin einverstanden", erklärte Sagus-Rhet.
Der Bildschirm erlosch.
Als er nach einigen Zeiteinheiten wieder hell wurde, war darauf das Abbild des Gesichts von Rano-Fer zu sehen, eines alten und entsprechend großen und massigen Dargheten.
„Kerma-Jo und Sagus-Rhet!" dudelte die Stimme des Mentors gleichzeitig über beide Anschlüsse. „Ich bin sehr glücklich darüber, daß ihr mir zu
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