1063 - Ein Hauch von Leben
konnte sich Gucky nicht mehr konzentrieren. In der Magengegend spürte er plötzlich ziehende Schmerzen, die sich in Sekundenschnelle ausbreiteten und den gesamten Körper überfluteten. Alles in ihm schien sich zu verkrampfen. Er krümmte sich und preßte die Hände gegen den Leib.
Marcello Pantalini, dessen übertrieben gewählte Umgangsformen schon manchen zu einer falschen Einschätzung seiner Person verleitet hatten, handelte sofort. Wenn es galt, war er schnell, kompromißlos und entschlossen. Er brach seinen Redeschwall augenblicklich ab und hieb mit der flachen Hand auf eine Kontaktplatte.
„Einen Medo-Robot in die Zentrale! Sofort!"
Er wartete nicht, bis die Bestätigung eintraf. In einer einzigen, fließenden Bewegung drehte er den Sessel und stand auf. Besorgt näherte er sich dem Mausbiber, der in gebeugter Haltung verharrte und heftig zitterte.
„Wie kann ich dir helfen?" fragte er nervös, weil ihm über den Metabolismus des Mutanten nichts bekannt war. „Sag mir, was ich tun muß!"
Gucky stieß einen spitzen Schrei aus, dann wimmerte er leise. Weiterhin wurde er von schmerzhaften Krämpfen geschüttelt. Er konnte kaum noch klar denken. Unbewußt und voller Panik setzte er zu einer Teleportation an, die er gar nicht ausführen wollte und ebenso instinktiv abbrach. Sein Körper wurde transparent und pendelte für kurze Zeit gleichsam zwischen den Kontinua, bevor er zurückstürzte und wieder verstofflichte.
„Entsetzlich." - „Grausam." - „Ist ein Arzt in der Nähe?" - „Man muß Perry Rhodan informieren!" - „Wo bleibt der Medo-Robot?" - „Kann ihm nicht jemand helfen?"
Die verstörten Rufe der Besatzung hörte er, ohne den Sinn zu begreifen. Daß er von derart heftigen Magenkrämpfen heimgesucht wurde, ging über seinen Verstand. Als Träger eines Zellaktivators blieb er von körperlichen Leiden normalerweise verschont.
Für einen Moment ließen die Schmerzen nach. Gucky fühlte sich, als würde ein zentnerschweres Gewicht von ihm genommen. Er versuchte, ruhig zu atmen, während er sich entspannte.
Die Erholung währte jedoch nur kurz, dann setzten die Qualen mit um so stärkerer Wucht von neuem ein. Selten in seinem Leben war sich der Mausbiber so verlassen vorgekommen. Er selbst war machtlos gegen das, was ihm widerfuhr, und die anwesenden Menschen wußten ihm erst recht nicht zu helfen. Er bot das zermürbende Bild einer schwachen, leidenden Kreatur.
Der Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen. Die Zentrale drehte sich um ihn, oder er um sich selbst - er wußte es nicht. Er spürte, daß ihm Bewußtlosigkeit drohte, und war sicher, daß sie eine Erlösung sein würde. Dennoch wehrte er sich dagegen.
Wie durch einen Schleier erkannte er die metallisch blitzende Gestalt eines Medo-Roboters. Er wurde am Arm gepackt und nahm den leichten Druck der Injektionspistole im Nacken wahr. In einer für menschliche Sinne nicht mehr erfaßbaren Zeitspanne hatte die Maschine eine Diagnose gestellt und die erforderlichen Gegenmaßnahmen eingeleitet.
Die Wirkung des verabreichten Mittels trat ohne nennenswerte Verzögerung ein. Sehr schnell entkrampfte sich der Mausbiber, die Koliken milderten sich zu einem kaum definierbaren Gefühl des Unwohlseins.
„Eine akute Vergiftung", erklärte der Robot. „ich muß dich in deinem eigenen Interesse auffordern, mit in die Krankenstation zu kommen."
Gucky, noch immer geschwächt und nunmehr zunehmend von der Müdigkeit befallen, die er die ganze Zeit unterdrückt hatte, schüttelte träge den Kopf.
„Du mußt dich irren", widersprach er verstört. „Mein Zellaktivator würde jedes Gift unwirksam machen."
„Wenn die Diagnose falsch ist, wird sich das bei einer genaueren Untersuchung herausstellen", räumte die Maschine ein. „Es empfiehlt sich dennoch, die Medo-Station ..."
„Schon gut!" unterbrach der Mausbiber ärgerlich. „Ich komme mit."
Marcello Pantalini trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Ist es dein Wunsch, daß ich Perry Rhodan oder einen anderen deiner Freunde benachrichtige?"
„Danke!" wehrte Gucky ab. „Die erfahren es noch früh genug."
In dem Maß, in dem er sich erholte, wurden ihm die Blicke bewußt, die die meisten Besatzungsmitglieder ihm zuwarfen. Wahrscheinlich mochte niemand begreifen, daß ausgerechnet er, der sich so gern als strahlenden Helden feiern ließ, eine derart deprimierende Vorstellung gegeben hatte. Er selbst war darüber erschrocken genug, und um so stärker empfand er das
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