1068 - Der Höllenstar
Es wühlte sich in den Körper des Mannes hinein, der aussah wie jemand, der an eine Hochspannungsleitung geraten war.
Das Feuer erfaßte ihn vom Kopf bis zu den Füßen. Es hüllte ihn ein in das blaue Licht. Dahinter aber, wo die Gestalt des Menschen stand, da verbrannte die Haut, ohne Rauch abzugeben und auch völlig geruchlos. Sie schmorte zusammen. Sie verzog sich. Das Feuer hatte sich auch im Innern des Körper ausgebreitet, denn Gordon Hunt sackte auf der Stelle zusammen.
Er wurde kleiner, immer kleiner. Wie jemand, der letztendlich nur noch eine Mumie sein sollte.
Dann fiel er hin!
Auf dem Rücken blieb er liegen, und der Griff des Dreizacks ragte aus dem Körper hervor wie eine Fahnenstange ohne Siegerflagge. Was da auf dem Boden lag, hatte mit einem Menschen wenig gemein. Es war ein zusammengeschrumpfter und klein gewordener Körper, in dem kein Leben mehr steckte.
Das wußte auch Ryback.
Er war zufrieden, als er auf den Toten zu ging. Beide Arme hatte er hochgerissen und seine Hände zu Fäusten geballt. Er war der Sieger und würde es auskosten.
In seinem Innern spürte er ein gutes Gefühl, da er auf dem rechten Weg zum Teufel war.
Er bückte sich.
Mit einem Ruck zerrte er seine Waffe aus dem Körper hervor. Sie hatte für den Moment ihre Schuldigkeit getan, doch beendet war seine Aufgabe noch nicht.
Den Dreizack hielt er fest, als er sich drehte. Er stand jetzt dort, wo er Hunt erwischt hatte.
Direkt vor dem Gartentor.
Für ihn waren es nur wenige Meter bis zu den Kindern…
***
Denise Crown hatte alles versucht, um die Mädchen vom Fenster wegzubekommen. Es war ihr nicht gelungen. Betty und Eva hatten sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Sie wußten, daß etwas passieren mußte, und sie wollten Zuschauer sein.
Das waren sie auch, denn sie sahen den Fremden, der sich dem Haus näherte.
Denise hatte die beiden nicht allein am Fenster stehenlassen. »Ist er das?« fragte sie.
»Nein, Mummy. Das ist der Mann von der Polizei.«
Eigentlich hätte Denise beruhigt sein können. Sie war es aber nicht, denn der Polizist machte nicht den Eindruck, als hätte er alles im Griff. Sie besaß Menschenkenntnis genug, um zu erkennen, wie unsicher er sich gab. Jeder Schritt deutete darauf hin und sein Verhalten ebenfalls.
Er schaute sich um. Eine einsame Gestalt in der Düsternis der Wolken, die ihre Schatten bis auf die Erde warfen. Hin und wieder donnerte es, und das ferne Wetterleuchten näherte sich langsam dem Ort. Eine perfekte Begleitung für den Schrecken, der sich anbahnen würde. Davon war die Frau überzeugt.
Erste Regentropfen fielen. Sie nahm es nur am Rande wahr. Sie stand hinter den beiden Kindern und hatte ihre Hände auf deren Schultern gelegt.
Der Mann wollte zu ihnen, das stand fest. Nur gab er sich verunsichert, wie jemand, der überlegt, ob er auch das Richtige unternimmt.
»Da ist er!«
Beide Mädchen hatten zugleich geschrieen, und Denise Crown erlebte ebenfalls das Unglaubliche.
Der andere war aus dem Himmel gekommen. Die dunklen, tieffliegenden Wolken hatten ihn zunächst versteckt gehalten. Nun hatte er sie verlassen und segelte tiefer, wobei tatsächlich Flügel auf seinem Rücken wuchsen.
»Wie ein Engel!« flüsterte Eva.
»Aber ein böser«, sagte Betty.
Denise enthielt sich eines Kommentars. Sie ahnte, was auf der Straße und jenseits des Vorgartens passieren würde. Was da erschienen war, konnte einfach kein Mensch sein, auch wenn er so aussah.
Das war mehr eine Ausgeburt der Hölle, die die höchste Schöpfung Gottes auf ihre, Art pervertieren wollte und es auch geschafft hatte.
Die Mutter hatte von Engeln gehört, die mit Schwertern bewaffnet waren. Das traf auf diese Gestalt nicht zu. Sie trug als Waffe einen Dreizack, den er auf den Polizisten gerichtet hatte.
Beide sprachen noch.
Auch die Mädchen flüsterten miteinander. Darauf achtete sie nicht. Sie schaute zu, wie der wuchtig geschleuderte Dreizack seinen Weg ins Ziel fand.
Danach wurde es furchtbar.
Drei Menschen erlebten das schreckliche Sterben mit. Sie waren machtlos, und sie sahen etwas, was sie bisher für unmöglich gehalten hatten. Denise Crown war geschockt, aber sie schaffte es noch, ihre Hände vor die Augen der beiden Kinder zu legen, damit sie den Schrecken nicht so deutlich mitbekamen.
Es ging schnell vorbei. Für die drei Zuschauer aber dauerte dieser Vorgang eine halbe Ewigkeit. Als sie wieder hinblickten, lag der Polizist auf dem Boden.
Er war kein Mensch mehr.
Er glich
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