1069 - Die teuflischen Drei
auch für ihre Freundinnen war in den letzten Sekunden eine Welt zusammengebrochen.
Die Frau war nicht in der Lage, ihre Gedanken klar und logisch zu formulieren, weil sie von einer Welle der Panik überschwemmt wurde.
Stoßweise drang dieses Hitzegefühl durch ihren Körper, und sie mußte ihrem Frust einfach freien Lauf lassen.
Mit beiden Fäusten trommelte sie auf die Bohlen des Holzbodens, als wollte sie dort Löcher schlagen. Sie brüllte, sie schüttelte den Kopf, sie weinte. Die Woge der Trauer schüttelte sie durch. Marina hatte noch nie zuvor etwas Ähnliches in ihrem Leben durchgemacht. Das ging verdammt hart an ihre Grenzen.
Sie brüllte, als wollte sie durch diese Töne die Wände des Raumes zerstören.
Aus ihren Augen rannen Tränen. Speichel tropfte aus dem Mund. Sie schluckte, sie spie aus, sie trommelte noch immer so hart gegen den Boden, daß die Hände schmerzten, denn sie wußte, daß er nicht mehr lebte. Ryback war tot!
Immer wieder mußte sie sich das klarmachen, ob sie es wollte oder nicht. Die Gedanken jagten von allein in ihr hoch. Er war vernichtet. Es gab ihn nicht mehr. Ihre und die Hoffnungen der beiden anderen waren vollkommen zusammengebrochen. Zu dritt hatten sie auf Ryback gesetzt, und das war nun vorbei.
Sie heulte wie ein Schloßhund. Das Gewitter tobte weiter. Zudem hatte der Himmel seine berühmten Schleusen geöffnet und den sintflutartigen Regen zu Boden geschickt.
Er hämmerte dagegen wie von wuchtigen Hammerschlägen getrieben.
Das Geräusch nahm Marina nicht wahr. Sie hörte es höchstens im Unterbewußtsein. Es war alles so schrecklich uninteressant geworden, jetzt, wo es Ryback nicht mehr gab.
Vorbei war das große Leben, das sie sich so sehnlich gewünscht hatte.
Vorbei war die Macht. Vorbei war der Schutz. Dabei hatte er ihnen noch so viel beibringen wollen. Von der Hölle berichten, von der Macht des Teufels, sie endgültig zu seinen und den Dienerinnen des Satans machend. Ihm war es gelungen, immer satansgleicher zu werden. Er hatte es sogar geschafft, einem Engel gleichzukommen, jedoch einem dunklen, bösen und sehr mächtigen.
Er hatte ihr Schutzengel werden sollen. Alle drei waren seiner Faszination erlegen und hatten sich ihm hingegeben. Sie hatten mit Ryback geschlafen.
Einzeln, aber auch zusammen. Dabei hatte jede von ihnen etwas von seiner immensen Stärke und Macht mitbekommen. Er hatte es geschafft, sie alle drei glücklich zu machen und sie hinein in seine Welt zu zerren.
Mit ihm zusammen hatten sie den Weg bis zum Ende gehen wollen. Das war nun vorbei. Es gab ihn nicht mehr. Seinen Todesschrei hatte Marina gehört, und sie war dabei auch keinem Irrtum unterlegen, das wußte sie sehr genau.
Und die anderen? Was war denn mit Lucia und der schönen Farah?
Marina hatte keine Ahnung. Es war nicht einmal sicher, ob sie Rybacks Ende gespürt hatten. Marina ging davon aus, daß sie es gewesen war, die er bevorzugt hatte, denn sie hatte alles mit sich machen lassen und sich auch vorgedrängt.
Das war jetzt vorbei. Das kehrte auch nicht mehr zurück. Die drei Frauen mußten ohne Ryback leben.
Marina stand auf. Es hatte keinen Sinn, wenn sie sich selbst zerstörte.
Aber der Frust steckte auch weiterhin in ihr. Sie versuchte, den Tränenschleier von ihren Augen zu wischen.
Wieder stand sie dicht vor dem Fenster, um durch die Scheibe zu schauen.
Da rann der Regen. Nein, das war falsch. Er rann nicht. Es schüttelte wie aus Kübeln. Nichts war mehr zu sehen. Die Welt war hinter dem dichten, nassen Schleier verborgen oder schien sich in eine Unendlichkeit zurückgezogen zu haben.
Marina fühlte sich leer und zugleich verletzt. Mit hängenden Armen und nach vorn gedrückten Schultern stand sie vor dem Fenster, über dessen Außenscheibe die Rinnsale hinwegspülten wie nie abreißende Tränenströme, die um Ryback trauerten.
Vom Himmel sah sie nichts mehr. Hin und wieder ein scharfes Wetterleuchten, das war alles. Ansonsten blieb das Firmament einfach verschwunden.
Es gab nur noch die Erde. Der Himmel hatte sich einfach zurückgezogen.
Er war tot. Aber er durfte nicht tot sein. Nein, nicht einer wie Ryback. Er war unbesiegbar. Das hatte er immer wieder behauptet. Er würde auch im Tod weiterleben, aber auf eine andere Art. Er hatte es so stark und intensiv versprochen, daß ihm die drei Frauen geglaubt hatten.
Marina Sadlock drehte sich vom Fenster weg. Sie wohnte in einem recht großen Zimmer, aber sie konnte es hier nicht mehr aushalten. Die Luft
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