1069 - Tötet die Terraner!
nächsten Moment der Himmel über ihnen einstürzen. „Es ist wahrscheinlicher, daß Beauftragte der Seth-Apophis den Tod und das Grauen über diese Welt brachten als die Porleyter."
„Ja", sagte Kerma-Jo. „Und wie wahrscheinlich ist es, daß alle Beauftragten der Seth-Apophis das, was sie ihnen übermittelte, falsch auslegten - so falsch, daß sie das Gegenteil von dem taten, was Seth-Apophis wollte?"
„Du meinst, das Böse war von Seth-Apophis gewollt - auch das Böse, das wir taten?"
erkundigte sich Sagus-Rhet schockiert. „Wie könnte das sein, da Seth-Apophis uns hatte wissen lassen, daß wir unsere Gabe in den Dienst von etwas Höherem stellen sollten, das sich in der Macht des Guten manifestierte, die identisch mit Seth-Apophis ist? Die Porleyter dagegen hatten Seth-Apophis vor langer Zeit an die Inkarnation des Bösen verraten."
„Erscheint es dir logisch, daß eine Superintelligenz, die das Böse bewirkt, die Macht des Guten verkörpert?" fragte Kerma-Jo.
„Nein, es ist absolut unlogisch", erwiderte Sagus-Rhet. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Seth-Apophis Gut und Böse so sehr verwechselt, daß sie sich für die Macht des Guten hält, während sie die Macht des Bösen ist. Oder ...?"
Für die Dauer eines Herzschlags ahnte er, daß es noch eine andere Möglichkeit gab außer der, daß Seth-Apophis einem tragischen Irrtum verfallen war, aber die Unfähigkeit, an eine Lüge auch nur zu denken, sie sich vorzustellen, war durch die Entwicklung der darghetischen Mentalität über Äonen hinaus so fest in den Bahnen seines Denkens verankert, daß er keine Chance hatte, die Wahrheit zu erkennen.
Als die Ahnung verblaßte, löste sich Sagus-Rhet von diesen Überlegungen, weil sie immer nur in eine Sackgasse führen konnten. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die verfallene Stadt - und zum erstenmal fiel ihm der Baum auf.
Der Baum stand im geometrischen Mittelpunkt des Ruinenfelds, und Sagus-Rhet brauchte nicht nachzudenken, um zu wissen, daß dies einer der Bäume war, die er und sein Partner im Auftrag von Seth-Apophis untersuchen sollten.
Der Baum selbst sagte es ihm, nicht mit Worten natürlich, sondern mit seiner Erscheinung. Der ungefähr acht Längeneinheiten hohe Stamm hatte einen Durchmesser von mindestens zehn Einheiten. Die Krone aus Hunderten von Ästen und Tausenden von Zweigen ragte zwar nur zirka sechs Einheiten empor, dafür bildete sie ein schirmartiges Dach von mindestens sechzig Einheiten Durchmesser. Zahllose grüne Blätter und rosafarbene Trichterblüten machten diesen Schirm undurchdringlich für das Licht der Sonne.
„Hast du das gesehen?" fragte Sagus-Rhet überwältigt.
„Du meinst den Baumgiganten", erwiderte Kerma-Jo. „Ja. Ich hätte nie gedacht, daß es so etwas geben könnte."
Gleichsam in Trance setzten sie sich in Bewegung. Ihr Ziel war der Baum, und in ihrer Begeisterung für dieses Naturwunder merkten sie gar nicht, daß Seth-Apophis wieder „bei ihnen" war.
*
Obwohl der Baum ihre Sinne ganz in seinen Bann gezogen hatte, ließ es sich nicht vermeiden, daß sie auch den anderen Objekten der Ruinenlandschaft Aufmerksamkeit entgegenbrachten.
Vor allem wachten sie über ihre Stammtripliden, denn diese Wesen huschten zwischen Geröll und allen möglichen Pflanzen umher und stöberten dabei Tiere auf, die allem Anschein nach ebenfalls durch die harte Strahlung von Atomwaffenexplosionen mutiert waren. Das war bei den meisten an ihrem Körperbau zu erkennen, der sie oft mehr behinderte, als daß er ihr Überleben sicherte.
Manche Tiere, die von den Tripliden als Beute angesehen wurden, wehrten sich heftig, und mehr als einmal mußten die beiden Dargheten ihre Helfer zurückrufen, um sie vor Schaden zu bewahren. Um ihre eigene Sicherheit fürchteten sie nicht. Sie waren vor einiger Zeit noch einmal in die beiden Körper zurückgekehrt, mit denen sie die Station zuerst verlassen hatten. Doch obwohl das Raumschiff, mit dem sie auf einem fremden Planeten abgestürzt waren, kaum mehr als ein halb zusammengeschmolzener Trümmerhaufen war, hatten diese Körper überlebt.
Das konnte nur auf eine fast unglaubliche Widerstands- und Regenerationsfähigkeit zurückgeführt werden, denn so, wie ihre unmittelbare Umgebung zugerichtet war, wäre jedes andere Wesen umgekommen.
Sagus-Rhet und Kerma-Jo hätten diese Körper damals wieder benutzen können, aber Seth-Apophis hatte veranlaßt, daß sie andere Körper der gleichen Art übernahmen, die in
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