1078 - Die Seth-Apophis-Brigade
die Erklärung aufnahm. Sie schien kein Mißtrauen zu erregen.
„Wir haben ein Wachschiff an unserem letzten Standort zurückgelassen. Sobald wir zurückkehren, kann die Suche ohne Verzögerung wiederaufgenommen werden."
„Denk an Terra!" mahnte Perry. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wie lange, rechnest du, wird die Suche dauern?"
„Maximal zwei Tage", antwortete Atlan mit der Gewißheit eines Mannes, dessen Pläne festliegen.
„Soviel bleibt uns noch", sagte Perry. „Wenn wir sofort aufbrechen."
Sie reichten einander die Hand. Ein seltsamer Ausdruck huschte über Perrys Gesicht.
„Ich kann es noch immer nicht fassen", gestand er. „Wenn ich aufwache, werde ich mich fragen, ob ich unser Zusammentreffen nicht nur geträumt habe. Noch vor einem halben Tag hielt ich die Lage für aussichtslos und verfahren. Jetzt, mit dir an meiner Seite, weiß ich, daß es noch lange nicht an der Zeit ist, die Hoffnung aufzugeben.
Gemeinsam werden wir die Gefahr bezwingen - was meinst du, Kristallprinz?"
Ein Leuchten erschien in den Augen des Arkoniden. Er schüttelte Perrys Hand.
„Uns beiden, Terraner, hält keine Bedrohung stand", versicherte er.
*
An Schlaf war nicht zu denken. Die Ereignisse des Tages hatten ihn aufgewühlt. Er hatte die Beleuchtung des Wohnraums gedämpft und schritt unruhig auf und ab, immer noch mit dem beschäftigt, was er in den vergangenen Stunden gehört hatte. Gucky war gekommen, um sich mit ihm zu unterhalten, und hatte sich taktvoll wieder zurückgezogen, als er erkannte, daß er mit seinen Gedanken allein sein wollte.
Atlan, Beauftragter der Kosmokraten! Aus dem Bereich jenseits der Materiequelle entlassen mit der Anweisung, eine Pufferzone zwischen den Mächtigkeitsballungen zweier Superintelligenzen zu schaffen: ES und Seth-Apophis. Seine erste, instinktive Reaktion war ein Anflug von Enttäuschung gewesen. Er war nicht der einzige, den die Kosmokraten für würdig befunden hatten, Vorbereitungen gegen Seth-Apophis' Offensive zu treffen. Trauten sie ihm so wenig zu? Fürchteten sie, daß er versagen würde?
Du siehst die Dinge aus einer zu engen Perspektive, Perry Rhodan, sagte er zu sich selbst. Du versuchst, das Verhalten der Kosmokraten mit Hilfe menschlicher Logik zu ergründen. Was für ein Unsinn ist das?
Welcher Hochmut, sich für den einzig Auserwählten zu halten! Hieße das nicht, daß er, der kleine Mensch, sich für mächtig genug halte, einer Superintelligenz aus eigener Kraft zu widerstehen? Warum hätte ES sich nach EDEN II zurückgezogen, wenn es nur der Kraft eines Menschen bedurfte, Seth-Apophis in die Schranken zu verweisen? Der Widerstand gegen die zerstörenden Kräfte des Kosmos mußte sich auf vielerlei Aspekte gleichzeitig konzentrieren. Der einzelne Mensch war einer solchen Aufgabe gegenüber hoffnungslos überfordert. Es mußt mehrere Beauftragte geben - nicht nur zwei, sondern eine ganze Menge mehr. Gehörten nicht auch die Virenforscher dazu: Quiupu, Vamanu und Parabus, von dem Atlan berichtet hatte?
Die Enttäuschung war längst geschwunden. Er sah die Zusammenhänge im richtigen Licht. Er war nicht der einzige. Er war einer unter vielen. Die Bedeutung seines Auftrags wurde darum nicht geringer. Er hätte sich von vornherein darüber im klaren sein müssen. Statt dessen hatte Atlan ihm die Augen geöffnet. Der Arkonide und er - Vollstrecker des universellen Plans der Kosmokraten, zusammen mit Hunderten, vielleicht Tausenden von Wesen aus allen Bereichen des Kosmos! Es war eine atemberaubende Vorstellung.
Eine neue Zuversicht überkam ihn. Der Zwischenfall mit den Porleytern war nur eines von vielen Hindernissen, die sie auf dem Weg zum Ziel zu überwinden haben würden.
Atlan hatte recht: Keine Bedrohung konnte ihnen standhalten.
Ohne daß er es selbst wollte, wandten sich seine Gedanken in eine andere Richtung.
Ein verlockendes Bild entstand vor dem Auge seiner Phantasie: Gesil. Mit Macht hatte er sich während der langen Unterhaltung mit Atlan zur Sachlichkeit gezwungen. Selbst als der Arkonide vom letzten Besuch des Sektors Varnhagher-Ghynnst und von der Auffindung Gesils berichtete, war er bemüht gewesen, sich auf die Schilderung des Geschehens zu konzentrieren und das verlockende, verführerische Bild aus seinem Bewußtsein zu bannen.
Jetzt war er allein. Es gab nichts mehr, was ihn ablenkte. Er dachte an Gesil und den hungrigen, verlangenden Blick, mit dem sie ihm im Hangar begegnet war. Etwas störte ihn, während er seine
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