1078 - Die Seth-Apophis-Brigade
wäre er längst damit herausgeplatzt."
„So wie du ihn mir beschrieben hast", verteidigte Tanwalzen seinen Standpunkt, „wird er zumindest erkennen, daß sich in unseren Bewußtseinen etwas Ungewöhnliches abspielt."
„Das ist möglich." Der Arkonide war des Diskutierens müde, man merkte es an seiner unwirschen Redensweise. „Aber er kann mit dieser Erkenntnis nichts anfangen. Er weiß nicht, was sich in unseren Gehirnen abspielt, und wird es schließlich auf irgendein Ereignis in der Vergangenheit schieben, das unsere Denkweise grundlegend verändert hat.
Wichtig ist einzig und allein, daß Perry Rhodan kein Mißtrauen hegt."
„Aber eben deswegen ..." Tanwalzen verstummte, als der kalte Blick der roten Augen ihn traf.
„Kein Wort weiter!" knurrte der Arkonide feindselig. „Laß mich allein. Es gibt Dinge, über die ich ungestört nachdenken muß."
Tanwalzen entfernte sich wortlos. Atlan lehnte sich weit in seinen Sessel zurück und schloß die Augen. Beunruhigende Gedanken strömten von allen Seiten auf ihn ein. Er mußte sie sortieren und mit ihnen fertig werden, bevor er Perry Rhodan in seinem Quartier aufsuchte und die große Aussprache begann. Seth-Apophis sorgte für die Ihren, aber menschliche Unvollkommenheit konnte die Wirkung des Schutzes zunichte machen. Er mußte die Rolle des von Wiedersehensfreude überwältigten Freundes spielen, oder er machte sich verdächtig.
Was war die Ursache seiner Verwirrung? Woher kam sein Mißmut? Er hatte draußen im Hangar mitangesehen, wie Perry und Gesil aufeinander reagierten. Seine Befürchtung hatte sich verwirklicht. Daß Perry sich von Gesil angezogen fühlen würde wie jeder andere Mann, damit war zu rechnen gewesen. Aber er hatte den Blick beobachtet, mit dem sie ihm begegnete - hatte die unersättliche Gier gesehen, die aus ihren dunklen Augen loderte. Eindrücke der Vergangenheit tauchten aus der Erinnerung auf. Er sah Gesil in ihrem Quartier, Perry Rhodans Bild in der Hand, im Zustand verzückter Trance. Damals schon hätte er wissen müssen, was auf ihn zukam.
Die Symptome waren unmißverständlich gewesen: Wenn Perry Rhodan auf der Szene erschien, trat Atlan ab.
Zorn wallte in ihm auf. Er würde sich nicht beiseite schieben lassen - so einfach nicht!
Er würde kämpfen. Gesil gehörte ihm! Er war es gewesen, der sie im Sektor Varnhagher-Ghynnst an Bord genommen hatte. Sie schuldete ihm Dankbarkeit.
Aber noch bevor der Zorn seinen Höhepunkt erreichte, machte sich der Einfluß des Teufelsmechanismus bemerkbar, den er unter der Kopfhaut trug. Seth-Apophis griff ein.
Sie ließ es nicht zu, daß ihr Beauftragter in den Bann schädlicher Emotionen geriet. Die Verwirklichung ihres Plans war in die entscheidende Phase getreten. In dieser kritischen Stunde durften keine Fehler gemacht werden.
Der Unwille löste sich auf, der Zorn verflog. Eine tiefe, unnatürliche Ruhe überkam den Arkoniden. Er schob die Gedanken an Gesil in den Hintergrund seines Bewußtseins, ohne zu wissen, woher er die Kraft dazu aufbrachte. Mit aller Macht konzentrierte er sich auf die Aufgabe, die vor ihm lag.
3.
Stunde reihte sich an Stunde, und die Ereignisse der vergangenen vierhundert Jahre wurden wieder lebendig. Atlan und Perry waren erfahrene Berichterstatter. Sie verstanden es, das Unwesentliche vom Wesentlichen zu trennen und mit knappen Worten ein erstaunlich vollständiges Bild dessen zu zeichnen, was sich in einer Zeitspanne, die mehr als zwei Menschenleben umfaßte, abgespielt hatte. Atlan berichtete von seiner Rückkehr aus dem Bereich der Kosmokraten, vom Schicksal der SOL, vom Aufstieg der Kranen und dem Orakel der Herzöge. Er schilderte, wie er erkannt hatte, daß die Zeit für die Rückkehr nach Terra gekommen war. Lediglich den letzten Besuch im Raumsektor Varnhagher-Ghynnst schilderte er anders, als er sich in Wirklichkeit zugetragen hatte. Er sprach davon, wie Gesil gefunden und an Bord genommen wurde, aber über die Spoodies, die er in den Grüften des Schlackebrockens geerntet hatte, erwähnte er kein Wort.
Perry berichtete von der Rückkehr der BASIS in die heimatliche Milchstraße, von den Orbiter-Wirren und Jen Salik, von der Gründung der Kosmischen Hanse im Auftrag des Superwesens ES und der Einführung einer neuen Zeitrechnung. Er sprach ausführlich über die Aufgabenstellung der Hanse und schilderte die Vorstöße, die Seth-Apophis bisher unternommen hatte. Das meiste war Atlan bekannt, aber es bereitete ihm keine Mühe, sich so
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