1088 - Der ewige Krieger
dagegen, wenn ich eine dringende Anfrage an den Dom Kesdschan richte?"
„Keine schlechte Idee", sagte Javier leichthin.
Sandra Bougeaklis wollte offenbar noch eine ätzende Bemerkung machen. Aber als sie den sechsjährigen Oliver Javier sah, der seinen Vater aufsuchte und sich auf seinen Schoß setzte, wandte sie sich kommentarlos ab.
„Heute ist sie aber besonders kratzbürstig", sagte der Junge, während er die Hände seines Vaters ergriff und sie sich an den Körper legte. „Was hat sie bloß?"
„Sie hat noch nicht verkraftet, was in Srakenduurn passierte", antwortete Javier. „Das ist uns allen sehr nahe gegangen. Unter den Menschen, die uns an dieser kosmischen Wolke verließen, war auch ein Freund von Sandra. Damit wird sie nicht fertig."
„Aber sie liebt dich", behauptete Oliver.
Javier lachte gekünstelt und fuhr seinem Jungen durch den Blondschopf.
„Nun werde nicht vorlaut. Was weißt du schon von Liebe."
„Sie mag dich!" beharrte sein Sohn. „Du kannst Hamiller befragen. Er weiß über alles Bescheid, was an Bord vor sich geht."
„Besser nicht", sagte Javier und überlegte sich, wie die Hamiller-Tube eine Gefühlsanalyse über Sandra formulieren würde, stellte er ihr die von Olli-Bolli angeregte Frage.
„Sind sie alle tot?"
„Wer?"
„Die Männer und Frauen, die mit den Beibooten in Srakenduurn verschwunden sind", sagte Oliver mit leichtem Vorwurf, weil sein Vater seinen Gedankensprung nicht mitgemacht hatte. „Hat der Staub an ihren Körpern sie getötet?"
„Nein - ich glaube nicht", antwortete Javier. Ihm fielen dazu eine Reihe von Namen ein, die nun alle nicht mehr auf der Mannschaftsliste standen. Alles gute Kameraden. Insgesamt an die zweihundertundfünfzig. Wer wollte sich schon damit abfinden, daß es sie alle nicht mehr gab?
„Ich glaube fest daran", fuhr Javier fort, „daß sie noch leben und auf ihre Art glücklich geworden sind. Sie sind Menschen, die zu einer anderen Existenzform gefunden haben.
Vielleicht finden sie, daß sie nun besser dran sind als früher."
„Dann gibt es keinen Grund zum Traurigsein", sagte Oliver.
Während der Unterhaltung mit seinem Sohn hatte Javier beobachtet, wie Roi Danton mit Demeter in die Zentrale gekommen war.
Diese geheimnisvolle Frau, die vermutlich selbst Roi ein Rätsel blieb, faszinierte Javier immer wieder aufs neue. Das war schon vom ersten Augenblick an so gewesen, als sie beim Start der BASIS vor zehn Monaten wie im Koma liegend an Bord gebracht worden war. Dieser Zustand, für den es keine Erklärung zu geben schien, hatte bis vor einem halben Jahr angedauert.
Gerade während Perry Rhodan im Dom Kesdschan den psionischen Ritterschlag erhielt, erwachte Demeter an Bord der BASIS unvermittelt aus ihrem Dämmerzustand.
Welchen Zusammenhang es zwischen den beiden Ereignissen gab, war immer noch ungeklärt.
Demeter blieb vor dem Panoramabildschirm stehen, der den Planeten Khrat in einer Großaufnahme zeigte, und blickte gebannt darauf. Javier erinnerte sich, was ihm Roi gesagt hatte, nachdem es feststand, daß sie das Yghmanohr-System anfliegen würden.
„Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werde ich Demeter nach Khrat mitnehmen. Sie möchte unbedingt den Dom Kesdschan aufsuchen."
Ein verständlicher Wunsch, einen genauen Grund dafür nannte Demeter jedoch nicht, wenn man Roi glauben wollte.
Bevor Javier es noch verhindern konnte, sprang Oliver von seinem Schoß und lief zu Demeter. Er zupfte sie an der Hand, bis sie ihm ihre Aufmerksamkeit widmete.
„Olli-Bolli!" rief sie mit strahlendem Lächeln und hob ihn zu sich hoch.
Roi Danton kam zu Javier. Er traf gleichzeitig mit Sandra Bougeaklis ein, die aus der Funkzentrale kam.
„Ich habe Tengri Lethos einige Male angerufen", meldete sie. „Aber vom Dom Kesdschan kommt keine Antwort. Das ist doch sehr merkwürdig. Es muß etwas passiert sein, wenn Lethos sich auf einmal nicht meldet. Wir müssen etwas unternehmen. Willst du nicht ein Erkundungskommando nach Khrat schicken?"
Javier sah, wie Demeter im Hintergrund bei diesen Worten zusammenzuckte. Sie stellte Oliver auf den Boden und kam interessiert näher.
„Geben wir Tengri Lethos noch etwas Zeit", sagte Javier. „Wir dürfen nicht gleich das Schlimmste annehmen."
„Es gibt sicher eine harmlose Erklärung für sein Schweigen", sagte auch Roi Danton.
„Lethos hat zu verstehen gegeben, daß er uns auf dem Flug zur Erde begleiten möchte.
Er könnte mit den Vorbereitungen für seine Abreise beschäftigt
Weitere Kostenlose Bücher