1090 - Der Kardec-Kreis
Euer unerwartetes Auftauchen hat der Sache lediglich einen zusätzlichen Effekt gegeben."
Perry trat zwei Schritte zurück und musterte den Freund angelegentlich. '„Und du bist... wirklich wieder in Ordnung?" wollte er wissen.
Atlan hob unwillkürlich den Arm und fuhr sich mit der Hand über den Schädel.
„Wirklich und unwiderruflich", antwortete er mit schmerzlichem Lächeln. „Du hättest diesen Kurpfuscher Johnson Madeira sehen sollen, wie er mir den Spoodie aus der Kopfhaut zog!"
Ngaju hatte bislang bescheiden in der Nähe der Tür gekauert. Er fuhr blitzschnell in die Höhe, als Perrys Blick sich auf ihn richtete.
„Wir sind dir zu Dank verpflichtet, mein Freund", sagte Perry. „Es versteht sich von selbst, daß wir alles unternehmen werden, was in unserer Macht steht, um die terranische Jurisprudenz davon zu überzeugen, daß deine Charakterstärken die Schwächen bei weitem überwiegen. Es wäre allerdings hilfreich, wenn du dem Richter glaubhaft versprechen könntest, daß du nie wieder versuchen wirst, verzweifelten Männern mit Hilfe zerriebener Okapi-Testikel zu erhöhter Potenz zu verhelfen."
„Das läßt sich einrichten, Perry Rhodan", antwortete Ngaju würdevoll. „Ich danke dir."
„Was ist aus Aghym von Mag-Whort geworden?" wollte Perry wissen.
„Er erwachte aus dem Tiefschlaf und machte sich aus dem Staub", erklärte der Pygmäe.
„Laß ihn gehen", winkte Perry ab. „Er wird auf einem Schiff anheuern und in Zukunft einen weiten Bogen um die Erde machen. Und wie steht's mit Roark-Kher?"
„Er hat sich in meiner Wohnung einquartiert", antwortete Ngaju. „Es fehlt ihm an Mitteln. Es wäre... nett von euch, wenn ihr... Wie soll ich mich ausdrücken..."
„Er hat uns zur Seite gestanden", fiel ihm Perry ins Wort. „Er wird sich über einen Mangel an Dankbarkeit unsererseits nicht zu beklagen brauchen."
In Ngajus großen Augen erschien ein zufriedener, glücklicher Glanz.
*
Er lag in der Dunkelheit seines Quartiers und erstattete seinem Geschick Dank für die unerwartete Wendung, die der Ablauf der Dinge am Mittag dieses Tages genommen hatte. Lafsater-Koro-Soths Plan war fehlgeschlagen. Er war gezwungen worden, sein Versprechen einzuhalten und die Bestrafung der beiden Ritter der Tiefe niederzuschlagen.
Die Lage würde dadurch nicht angenehmer werden. Von nun an mußte Koro in den Rittern eine noch größere Gefahr sehen als bisher. Die Zusammenarbeit, falls von einer solchen überhaupt die Rede sein konnte, würde sich noch schwieriger gestalten. Er prüfte sich. Er horchte in sich hinein und fragte sich, ob er dem Porleyter gegenüber Haß empfand. Die Antwort war ein klares Nein. Bin ich schon so groß? dachte er spöttisch.
Nein, er haßte Koro nicht. Aber er wußte nicht, ob jetzt noch Hoffnung bestand, daß die Porleyter jemals zu einem Einlenken auf eine vernünftige Linie überredet werden könnten. Wie dem auch sein mochte, er mußte die bisherigen Ziele weiterverfolgen, nach den heutigen Ereignissen mit vermehrter Kraft. Es durfte Lafsater-Koro-Soth nicht gelingen, die Flotten der Hanse, der Liga und der GAVÖK zusammenzuziehen und mit ihnen gegen Seth-Apophis' Hilfsvölker vorzugehen.
Seth-Apophis hatte einen schweren Rückschlag erlitten. Ihr Versuch, mit Hilfe der degenerierten Spoodies und der infizierten Solaner einen entscheidenden Brückenkopf in der Milchstraße einzurichten, war fehlgeschlagen - das nach der Zerschlagung der Zeitweichen und nach der Neutralisierung ihrer Agenten. Sie würde geraume Zeit brauchen, sich von diesem Schlag zu erholen.
Zweitens mußte mit den Vorbereitungen der Expedition zum Frostrubin dringendst begonnen werden. Mit der Antwort auf die erste der Ultimaten Fragen mochte er auch eine Möglichkeit finden, den Porleytern Paroli zu bieten. Er durfte nicht mehr länger zögern ...
Unvermittelt wurde er sich der Gegenwart einer anderen Person im Innern des verdunkelten Raumes bewußt. Er ließ den Einfluß einer schwachen Aura auf sich wirken und streckte sich wohlig.
„Gesil..."
„Ich bin es", antwortete eine flüsternde Stimme.
„Ich habe auf dich gewartet."
Woher kam sie? Wie hatte sie in diese fünffach gesicherte Unterkunft eindringen können, ohne einen Alarm auszulösen? Welche Fragen! Was kümmerte es ihn? Er hatte sich nach ihr gesehnt. Selbst die turbulenten Ereignisse des vergangenen Tages hatten seine Sehnsucht nur vorübergehend unterdrücken können. Mit jedem Gedanken, mit allen Fasern seines Seins zog
Weitere Kostenlose Bücher