1090 - Der Kardec-Kreis
Das Gemälde war ausdrucksvoll und in seiner Art ein Kunstwerk. Vierzig oder fünfzig Neugierige hatten sich eingefunden und honorierten die Mühe der Extraterrestrier mit Münzmarken.
Auch der Buntgekleidete fühlte sich zu einer Spende bewegt. Während er in einer der vielen Taschen seiner Montur nach Marken zu suchen schien, glitt sein Blick rasch an der Menge entlang. Er suchte nach dreien, die sich aufgrund irgendeines Merkmals als zusammengehörig erkennen ließen.
Seine Suche war von kurzer Dauer. Er fand sie fast auf Anhieb. Es waren drei breitschultrige, stiernackige Männer, die sich anhand ihrer Haar- und Barttracht als Springer auswiesen. Sie versuchten, so zu tun, als hätten sie nichts miteinander gemein. Aber der Buntgekleidete sah sehr wohl die verstohlenen Blicke, die sie einander zuwarfen.
Er ließ eine grüne Galax-Marke fallen und ging seines Weges.
*
Er war mit seiner Maske durchaus zufrieden. Niemand hätte unter der marktschreierisch bunten Kleidung, hinter dem faltenreichen Gesicht und den grauen Augen den Mann vermutet, für den alles darauf ankam, daß er zwanzig weitere Stunden unentdeckt blieb. Bis zum Ablauf jenes unheiligen Ultimatums, das Lafsater-Koro-Soth den Terranern gestellt hatte, weil sie verwegen genug gewesen waren, sich in den Besitz eines Kardec-Schildes zu setzen.
Atlan rechnete, seit er aus dem Versteck in Garnaru entwichen war, mit Verfolgung. Er wußte auch, daß seine Verfolger erwarteten, ihn maskiert zu sehen. Aber sie würden annehmen, daß er sich einer dezenten, unauffälligen Maske bediente. Damit, daß der Gesuchte sich wie ein papageienhafter Stutzer von irgendeiner hinterwäldlerischen Siedlerwelt herausstaffierte, rechneten sie nicht. Die drei Springer hatten seine Spur gefunden, aber es war sicherlich nicht seine Maske gewesen, die sie auf ihn aufmerksam gemacht hatte. Sie mußten einen anderen Hinweis gefunden haben.
Es war noch keine vierundzwanzig Stunden her, seit er der Gefangenschaft der vier Fremden, die mit ihm und dem Kardec-Schild Perry Rhodan erpressen wollten, hatte entkommen können. Seltsamerweise war es einer der vier, der ihm das Entkommen ermöglicht hatte: der Topsider Roark-Kher, über dessen Beweggründe er sich trotz intensiven Nachdenkens nicht hatte klar werden können. Zuvor hatte ihn Johnson Madeira, ein Siganese, auf brutale Weise von dem Seth-Apophis-Spoodie befreit, der ihm seit dreieinhalb Monaten unter der Kopfhaut saß. Damit war der Einfluß der Superintelligenz von ihm abgefallen. Er war Herr seines eigenen Bewußtseins und erkannte mit Entsetzen, auf wie intensive Art und Weise er während der vergangenen Wochen zum Schaden der Menschheit gearbeitet hatte. Nicht nur er allein hatte unter Seth-Apophis' Bann gestanden. Sämtliche zehntausend Besatzungsmitglieder der SOL trugen einen entarteten Spoodie auf der Schädeldecke. Ihre Absicht war gewesen, unauffällig in das Machtgefüge der Liga Freier Terraner und der Kosmischen Hanse einzusickern. Atlans Erinnerung an die Ereignisse, die sich seit der Entartung der insektenähnlichen Spoodie-Mechanismen abgespielt hatten, war lückenlos. Er wußte, daß zahlreiche SOL-Mitglieder ihr Ziel bereits erreicht hatten. Die Bemühungen, die politischen Strukturen der Liga und darüber hinaus der GAVÖK von innen heraus aufzuweichen und für die Übernahme durch Seth-Apophis sturmreif zu machen, waren in vollem Gang.
Aber das war im Augenblick nicht seine größte Sorge. Seth-Apophis' Angriff stand nicht unmittelbar bevor. Es würde Monate, wahrscheinlich sogar Jahre sorgfältiger Arbeit der Eingesickerten bedürfen, bevor die gegnerische Superintelligenz mit vernünftiger Aussicht auf Erfolg zuschlagen konnte. Inzwischen gab es vordringlichere Probleme zu lösen.
Als es Clifton Callamon auf Aralon gelang, den Porleytern einen Kardec-Schild zu entwenden, da hatte Lafsater-Koro-Soth Terra ein Ultimatum gestellt. Das Ultimatum trat in Kraft, wenn der Schild nicht binnen vier Wochen nach Callamons Husarenstück den Porleytern freiwillig zurückgegeben wurde. Inzwischen war der Wortlaut des Ultimatums von Koro geändert worden, was die Lage der Terraner erschwerte.
Die vierwöchige Frist endete morgen, am 25. November des Jahres 425. Atlan hatte den Kardec-Schild in einer Blitzaktion in der Nähe der Forschungsstation Geidnerd an sich gebracht - damals noch in der Absicht, ihn zur Förderung der Sache Seth-Apophis' zu verwenden. Auf Geidnerd war damals der Eindruck entstanden,
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