1090 - Der Kardec-Kreis
er durch die Forderung irritiert werden.
Es war wichtig, daß dies so bald wie möglich geschah. Lafsater-Koro-Soths hirnverbrannter Plan, aus den Einheiten der Liga, der Kosmischen Hanse und sämtlicher GAVÖK-Völker eine Riesenflotte zusammenzustellen und mit dieser über Seth-Apophis' Hilfsvölker herzufallen, wurde von den Porleytern mit allem Nachdruck verfolgt. Er durfte niemals Wirklichkeit werden, oder die Auseinandersetzung mit der fremden Superintelligenz war verloren, noch bevor sie eigentlich begonnen hatte.
Seine Gedanken wanderten. Was war aus den beiden Dargheten geworden? Sagus-Rhet und Kerma-Jo - der Erdboden hatte sie verschluckt. Es war schwer, sich vorzustellen, wie zwei Wesen derart ungewöhnlicher Größe und Erscheinung so spurlos hatten verschwinden können.
Der Automat verkündete mit melodischem Pfeifen, daß die Zubereitung der Mahlzeiten abgeschlossen war. Perry setzte die beiden Tabletts auf den Tisch. Von der Tür her sagte eine verschlafene Stimme in nichtsdestoweniger genießerischem Tonfall: „Hmmm! Der unwiderstehliche Duft frischen Kaffees ..."
Perry lachte hell auf, als er Jen Salik erblickte. Der Maskenbildner hatte den Pausbäckigen in die Karikatur eines zerstreuten Professors verwandelt. Graues, strähniges Haar hing ihm ins Gesicht und baumelte über den Nacken herab. Glitzernde Kontaktlinsen bedeckten die myopischen Pupillen. Die Wangen wirkten eingefallen, die Gesichtsfarbe war von einer ungesunden, gelblichen Blässe. Nach vorne geneigte Schultern, eingesunkener Brustkorb - eine Erscheinung, die unwillkürlich Mitleid erregte.
„Setz dich und iß, bevor du mir zusammenklappst", lachte Perry. „Du siehst zum Erbarmen aus!"
In diesem Augenblick meldete sich mit schrillem Pfeifen der Kommunikator.
*
„Atlan in Gefahr. Zusammentreffen mit Ngaju dringend erforderlich. Wegeanweisungen wie folgt..."
Es folgten vier Textzeilen, die Ort und Zeitpunkt sowie die Modalitäten der Begegnung im einzelnen beschrieben. Die Nachricht stellte eine Abweichung vom computergesteuerten Fluchtplan dar. Rhodan und Salik wurden angewiesen, nach dem Zusammentreffen mit Ngaju wieder in ihr jetziges Quartier zurückzukehren. Aus der Meldung ging nicht hervor, was von anderer Seite aus getan wurde, um Atlan in seiner gefährlichen Lage beizustehen.
Sie warteten vier Minuten. Der Kommunikator meldete sich von neuem.
„Nalta ni Rhafeg. Neffertnemmasuz tim Ujagn dnegnird hcilredrofre..."
Perry schaltete das Gerät aus.
„Das genügt", sagte er.
Sie hatten damit rechnen müssen, daß Unbefugte über die Computerverbindung versuchten, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Eine Meldung war nur dann echt, wenn sie vier Minuten nach dem ursprünglichen Empfang noch einmal empfangen wurde, zusammengesetzt aus Worten, in denen die Reihenfolge der Buchstaben umgekehrt war. Die Methode war ebenso sicher wie primitiv. Die Porleyter konnten davon nur erfahren, wenn sie gezielt danach fragten - und die Wahrscheinlichkeit, daß ihnen eine solche Frage in den Sinn kam, war erfreulich gering.
Salik und Rhodan trennten sich und steuerten das Ziel auf getrennten Wegen an. Daß sie sich zu zweit auf der Flucht befanden, war ohne Zweifel eines der Kriterien, die die Porleyter bei ihrer Suche verwendeten. Sie machten es unwirksam, indem sie sich in der Öffentlichkeit, solange es die Lage erlaubte, getrenntbewegten. Perry nahm einen Mietwagen und fuhr zu einer Rohrbahnstation im alten Stadtkern. Er durchquerte raschen Schrittes eine der unterirdischen Einkaufsebenen, auf der infolge der frühen Morgenstunde nur mäßiger Verkehr herrschte. Er schrak aus seinen Gedanken auf, als er aufgeregtes Rufen hörte. Er sah Menschen sich vor einer der großen Bildwände drängen, über die die Informationsdienste ihre Nachrichten abstrahlten. Er trat hinzu und las: „Letzte Meldung aus dem porleytischen Hauptquartier: Nach Ablauf des von Lafsater-Koro-Soth gestellten Ultimatums, um 18.00 Uhr Ortszeit am heutigen Tag, findet die Bestrafung der Verantwortlichen, Perry Rhodan und Jen Salik, im Innenhof acht des Hauptquartiers der Kosmischen Hanse statt. Auf Anweisung der Porleyter erhalten die Öffentlichkeit und die Medien Zutritt zu den Anlagen der Hanse.
Den Verantwortlichen ist nach Lafsater-Koro-Soths Aussage als Strafe für fortgesetzte Unbotmäßigkeit und Obstruktion der porleytischen Pläne der Status von Rittern der Tiefe zu entziehen. Das Urteil wird mit Hilfe des Kardec-Kreises vollstreckt.
Perry
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