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1092 - Der Vampirengel

1092 - Der Vampirengel

Titel: 1092 - Der Vampirengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hände frei zu haben, hatte Harry die Lampe in seinen Gürtel eingehakt. In der Linken hielt er den Eichenpflock, in der Rechten den Hammer. Er fragte sich jetzt, als er die Bewegung glaubte gesehen zu haben, ob diese Gestalt ein Pfählen überhaupt zulassen würde. Ihm wurde dabei heiß und kalt zugleich.
    »Da, wo das Herz ist«, sagte Dagmar leise.
    »Ich weiß.«
    Sie stand neben ihm und leuchtete. Der helle Kreis konzentrierte sich auf einen bestimmten Punkt, dicht unter der linken Brust. Sie warteten noch einige Sekunden und spürten beide die schon unerträgliche Spannung, die sie erfaßt hatte.
    Harry ärgerte sich, daß er zitterte. Er war sonst nicht so. Die Spitze des Pflocks hatte er angesetzt.
    Der Punkt war genau getroffen. Mit der rechten Hand holte er aus. Schon beim erstenmal sollte der Hammer genau ins Ziel treffen.
    »Jetzt!« flüsterte Dagmar. Harry schlug zu.
    Er traf den Pflock, dessen Durchmesser breit genug war. Harry erlebte alles so direkt, als wäre die Zeit um sie beide herum angehalten worden.
    Er hörte den dumpfen Laut. Der Pflock ruckte nach vorn. Er rutschte nicht seitlich ab, womit Harry eigentlich gerechnet hatte, und er sprang auch nicht durch die Gegenreaktion zurück, etwas anderes geschah, und das ließ ihn mehr als staunen.
    Der Pfahl drang ein!
    Durch den einen Schlag war seine Spitze in das Gestein getrieben worden, was beide überraschte.
    Selbst Dagmar hatte mit einem derartigen Erfolg nicht sofort gerechnet.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, hauchte sie. »Das… das… ist kaum möglich.«
    »Du müßtest es doch am besten wissen.«
    »Ja, schon, warte noch.« Sie wollte sich das Gesicht näher ansehen und leuchtete es an.
    Harry hatte den Kopf gedreht. Er spürte den Schweiß auf der Stirn und am Hals. Die Luft ringsum schien enger geworden zu sein. Alles hatte sich verdichtet.
    »Kannst du was sehen?«
    »Nein. Keine Veränderung, kein Zucken.«
    »Dann mache ich weiter.«
    »Okay.«
    Er holte wieder aus. Der zweite Schlag saß ebenfalls so zielsicher wie der erste, und die Wucht trieb den Pflock tatsächlich wieder ein Stück tiefer in den Körper.
    Bis zum Herzen war er noch nicht durchgekommen, dazu benötige er wohl noch einen dritten oder vierten Schlag.
    Dazu kam er nicht mehr.
    Bisher hatten die beiden agiert, jetzt aber handelte der Engel. Dagmar und Harry erschraken, als sie das Knirschen hörten. Ein reißendes Geräusch, als würde etwas auseinanderbrechen. Die Laute stammten von der Figur, aber nicht aus ihrem Mund, sondern vom Körper her. Der Stein hatte Sprünge bekommen, die sich kreuz und quer auf der Gestalt abmalten. Es war so, als wollte jemand, der sich noch unter dem Gestein verbarg, diesen Mantel einfach sprengen.
    Harry zerrte den Pflock aus dem Gestein. Er konnte sehen, daß er ein Loch hinterlassen hatte, aber was dann geschah, das wollten beide kaum glauben…
    ***
    Der Vampirengel war erwacht, und er lebte. Falls man bei ihm überhaupt von Leben sprechen konnte. Die Risse, die ein Spinnennetz auf dem Körper gebildet hatten, nahmen an Breite zu. Irgendwelche inneren Kräfte sorgten dafür, daß immer mehr Gestein aufplatzte und die Lücken größer wurden.
    Vom Kopf bis zu den nackten Füßen löste sich die Masse vom eigentlichen Körper der Engelsgestalt.
    Vom Gesicht fielen die kleinen Stücke ab. Staub puffte auf und vernebelte die Sicht. Vielleicht hätte Harry Stahl jetzt noch einmal den Pflock ansetzen sollen, aber er war dazu nicht in der Lage. Ebenso wie Dagmar stand er da und schaute nur zu, wie sich immer mehr von der äußeren Schale ablöste und so die eigentliche Gestalt freilegte.
    Aber nicht nur die Steine waren in Bewegung, auch der zum Vorschein gekommene Körper stand nicht mehr still. Es sah aus, als wollte er sich schütteln. Die Haltung hatte sich nicht verändert. Der Vampirengel arbeitete mit den Schultern. Er hob sie immer wieder an, um auch die letzten Reste des Gesteins abstreifen zu können. Und so polterten sie zu Boden, während Harry und Dagmar erstaunt auf den nackten Körper einer Frau schauten. Durch ein Schütteln des Kopfes verlor sie auch ihre felsigen Haare. Völlig normal wehten sie lang und blond bis hinab auf den Rücken.
    Die Augen hatten eine grüne Farbe bekommen. Aus dem offenen Mund, in dem die Vampirzähne deutlich zu sehen waren, erklang ein heiseres Geräusch.
    Sie fauchte die beiden an!
    War es die Gier nach Blut?
    Keiner wußte es so recht. Mit dieser Entwicklung hatte selbst Dagmar nicht

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