Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1093 - Testwelt Cheyraz

Titel: 1093 - Testwelt Cheyraz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Kosmokraten hocken. Höret, ihr Übermütigen, bevor die Schwarze Grenze euch ins Dunkel reißt! Höret das Sprudeln der Materiequelle, und ihr werdet den rechten Weg nicht verfehlen! BLAUE LAGUNE an BES-CHE-UERT Ende. Weitergabe dringend. CHEYRAZ, bitte bestätigen.
     
    *
     
    Ingmar Jäntinger las den dechiffrierten Text mehrmals durch. Verzweifelt bemühte sie sich, ihre Fassung zu bewahren, aber es war ihr anzusehen, daß es ihr auf Dauer nicht gelingen würde. In ihrem Gesicht arbeitete es, die Wangenknochen traten hervor, Falten gruben sich in die Stirn ...
    Dann war es mit ihrer Beherrschung vorbei. Hart knallte sie die Folie auf den Tisch.
    „Was ist das für eine hirnverbrannte Sendung?" rief sie wütend. „Sind die bekloppt?"
    Mirko Sivcoc, ihr Stellvertreter, nahm den Zornausbruch gelassen hin. Er war ein ruhiger Mann mit sensiblem Innenleben, der selten aus sich herausging. Auch jetzt ließ er sich äußerlich nichts anmerken. Nur seine Augen funkelten belustigt.
    „Bekloppt nicht", korrigierte er, ohne die Stimme zu heben. „Bescheuert sind sie!"
    Diese Bemerkung brachte Ingmar noch mehr in Rage.
    „Wirklich sehr spitzfindig!" schimpfte sie. „Was macht es für einen Unterschied?"
    „Der Unterschied ist der, daß es sich die Absender selbst bescheinigen", sagte Mirko.
    „Du brauchst nur diese merkwürdige Bezeichnung zu einem Wort zu verbinden: BES-CHE-UERT. Was erhältst du? Bescheuert!" Jetzt begann er laut zu lachen. „In der Tat, das sind sie!"
    Ingmars Gesichtsbewegungen glichen denen eines nach Luft schnappenden Fisches.
    Sie starrte ihren Stellvertreter an, als überlege sie ernsthaft, ob er geistig überhaupt noch zurechnungsfähig sei.
    „Darf ich dich bitten", sagte sie mit einer Freundlichkeit, die man von ihr kaum gewohnt war, „solche an den Haaren herbeigezogenen Wortspiele in Zukunft zu unterlassen?
    Dieser Funkspruch ist ohnehin verrückt genug."
    Wer die Leiterin der Relaisstation kannte, der wußte, daß sie immer dann, wenn sie so ruhig sprach, kurz vor einem Wutanfall stand, den die cholerische Frau nicht mehr leicht unter Kontrolle bringen würde. Ihre Mitarbeiter, Mirko eingeschlossen, hielten sich deshalb vorsorglich mit weiteren Kommentaren zurück.
    Anders Josuar Gandaro. Der Hyperphysiker, der sich auf eigenen Wunsch und auf Empfehlung Pert Laagmers ständig im verwaltungstechnischen Zentralbereich der Station aufhielt, wußte, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen war, an dem er eingreifen mußte, wenn er nicht riskieren wollte, daß der verwirrende Funkspruch zunächst einmal von Spezialisten stundenlang analysiert wurde.
    „Entschuldigt, wenn ich mich einmische", begann er vorsichtig, „aber deutet nicht sowohl die Dreier-Kombination BES-CHE-UERT als auch der ganze übrige Text darauf hin, daß der Empfänger der Sendung ein Porleyter ist?"
    Ingmar war nahe daran, aufzufahren und sich jegliche Einmischung in ihre Arbeit zu verbieten. Aus einem Grund, den wohl nur sie selbst kannte, besann sie sich jedoch anders. Sie nahm die Folie auf und studierte den Text der Sendung nochmals sorgfältig.
    „Sofern ich es auf Terra richtig mitbekommen habe", fuhr Josuar fort, „warten die Porleyter seit langem auf eine Botschaft der Kosmokraten. Vielleicht ist sie das."
    Ingmar sah skeptisch zu ihm auf, was immerhin bewies, daß sie gewillt war, seine Idee ernst zu nehmen.
    „Abgesandt von einer Hanse-Karawane?" wandte sie ein.
    Josuar hob nur vieldeutig die Schultern.
    Abermals vertiefte sich die Leiterin der Relaisstation in den Text - und plötzlich ging es wie ein Ruck durch sie.
    „Ich halte es zwar weiterhin für einen dummen Scherz", sagte sie, „aber vorsichtshalber sollten wir die Porleyter benachrichtigen. Man kann schließlich nie wissen..."
    Josuars selbstbewußtes Lächeln entging ihr.
    Das Verfahren, das Danymu-Nedo-Valg und Prudase-Pene-Sarth anwendeten, um die Kontrolle sowohl über das Handelskontor als auch über das Funkrelais von Cheyraz auszuüben, war ebenso einfach wie wirkungsvoll. Meistens hielten sie sich im Bereich der Stadt und des Raumhafens auf. Einmal pro Tag, zu jeweils unterschiedlichen Zeiten, begaben sie sich in die Relaisstation, um alle dort inzwischen eingegangenen Sendungen zu sichten und zu überprüfen.
    Allerdings hatten sie sich ausbedungen, daß ungewöhnliche oder besonders wichtige Funksprüche sofort gemeldet werden müßten, damit sie gegebenenfalls auch außerplanmäßig beim Relais nach dem Rechten sehen konnten und über die

Weitere Kostenlose Bücher