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1093 - Testwelt Cheyraz

Titel: 1093 - Testwelt Cheyraz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Arm auf. Das weiche, lederartige Material löste sich von der Haut, gleichzeitig brach die Mentalbrücke zusammen. Für einen kurzen Moment spürte Josuar eine seltsame Leere im Hirn, als saugte der Handschuh alle geistige Substanz aus ihm heraus. Dann schwand dieses grauenhafte Empfinden, und er wurde sich seiner selbst wieder bewußt.
    Das kostbare Instrument hatte sich von ihm getrennt und machte sich selbständig! Nur umrißhaft erkannte er den Handschuh vor dem Inferno aus wabernden Farben, das in der Leitstelle tobte. Langsam schwebte das Gerät in die Zentrale hinein, aus allen Fingern unablässig feuernd. Der Geräuschorkan wurde immer lauter, grelle Blitze zuckten auf. Josuar spürte den Boden unter sich vibrieren, irgendwo inmitten entfesselter Energie tropfte verflüssigtes Material gleich grauen Schatten von der Decke.
    Entsetzt wich der Hyperphysiker zurück. Er hatte die Kontrolle verloren, aber der Handschuh führte das, befohlene Werk fort! Die Kräfte, die dabei frei wurden, schienen keinen Maximalwert zu kennen. Sie summierten sich immer weiter.
    Sengende Hitze schlug Josuar ins Gesicht. Boden und Wände zitterten, Energieeinschläge und -entladungen krachten unablässig. Dann explodierte ein Aggregat in der Leitstelle. Der dröhnende Donner der Detonation brandete ihm entgegen, die Druckwelle erfaßte ihn und schleuderte ihn zur Seite. Beißender Schmerz fuhr durch seine Schultern, als er hart gegen die Wand prallte. Er taumelte, richtete sich wieder auf...
    Nur fort von hier! schrie es in ihm.
    Von Todesangst erfüllt, hastete er los, hetzte durch die verlassenen Korridore der Station. Hinter ihm tobte das Chaos. Er erkannte die rechteckige Öffnung des Außenschotts und den Nebel, der sich hell abzeichnete. Berstende Geräusche trieben ihn voran. An den Wänden spiegelten sich Lichtblitze wider.
    Dann war er im Freien und atmete frische, feuchte Luft. Er rannte weiter, ohne sich umzusehen. Verzweifelt suchte er im Dunst nach einer Deckung. Er hörte Schreie, Menschen, die seinen Namen riefen, und änderte die Laufrichtung. Winkende Hände schälten sich aus dem Nebel. Er hielt darauf zu, lief, was seine Beine hergaben.
    Aber er schaffte es nicht.
    Das Krachen einer gewaltigen Explosion schien seinen Schädel zu zerreißen, er fühlte den harten Schlag komprimierter Luftmassen im Rücken und wurde nach vorn geschleudert. Er streckte die Arme aus, um den Sturz abzufangen, knickte schmerzhaft ab und rollte zur Seite. Irgendwo prallte er mit dem Kopf gegen ein Hindernis. Farbige Schleier tanzten wild vor seinen Augen, und dann - nichts mehr.
     
    9.
     
    Das erste, was er wahrnahm, als er aus der Bewußtlosigkeit erwachte, war Silvia Ghass' feixendes Gesicht. Aber das breite Lachen der Navigatorin war nicht echt.
    Dahinter verbarg sich tiefe Sorge.
    Schwerfällig richtete Josuar sich auf. Kräftige Hände stützten ihn dabei. Er sah die Besatzungsmitglieder der Relaisstation in einem Halbkreis um sich stehen, außerdem Ingmar Jäntinger, Pierre Cairanne und Silvia, die offenbar seine Verletzungen notdürftig behandelt hatte. Bis auf das Raunen einiger Leute herrschte Stille.
    Josuar war verwirrt und benommen, er fühlte sich schwach und hatte Schmerzen am ganzen Körper.
    „Ist es... vorbei...?" fragte er gequält.
    Niemand antwortete zunächst. Josuars Blick folgte der Richtung, in die Ingmars ausgestreckter Arm wies. Er erstarrte, als er das, was er durch den Dunst erkannte, in einen logischen Zusammenhang mit seiner Erinnerung brachte.
    Von der Kuppel war nicht viel übriggeblieben. Eine gezackte und rußgeschwärzte Ruine ragte dort aus dem Boden. Dunkler, fetter Qualm kringelte sich an mehreren Stellen nach oben. Ringsum, von der Wucht der Explosion weit nach allen Seiten davongewirbelt, lagen große und kleine Trümmerstücke. Es schien fast wie ein Wunder, daß keines einen Menschen getroffen und getötet hatte.
    Fassungslos schüttelte Josuar den Kopf. Das hatte er nicht voraussehen können.
    „Dem Porleyter ist nichts geschehen", berichtete Ingmar. „Er hat sich mit Hilfe seiner Aura an einen anderen Ort versetzt. Danach hörten die Energieausbrüche sofort auf.
    Leider war es für unsere Relaisstation bereits zu spät."
    Sie sprach unfreundlich, fast abweisend, aber nach allem, was er durch seine Attacke angerichtet hatte, konnte Josuar ihre Verbitterung gut verstehen. Die Auskunft, daß die Kardec-Aura trotz der entfesselten Gewalten nicht neutralisiert worden war, versetzte ihm

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