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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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selbst hatte nie viel damit zu tun gehabt. Als Werbefrau war sie kreativ, dachte aber rational. Gewisse Vorgänge, die nicht zu erklären waren, interessierten sie nicht. Sie las darüber, aber sie hatte das Gelesene schnell wieder vergessen.
    Und nun war es knüppeldick gekommen. Der kleine, so verdammte Drache, der sogar gewachsen war. Wie ein Schatten war er durch das Zimmer gehuscht.
    Und jetzt? Wo hielt er sich versteckt? Unten im Haus? Wartete er darauf, John Sinclair anfallen zu können?
    Wieder einmal blieb sie vor dem Tisch mit dem Weinglas stehen.
    Obwohl ein Fenster noch offenstand, war ihr nicht kalt geworden.
    Sie schwitzte und ärgerte sich darüber, daß sich unter den Armen der Schweiß gesammelt hatte.
    Wenig später stand sie im Bad. Der kleine Raum war durchgehend mit Spiegeln bestückt worden, damit er größer wirkte, auch jetzt im Dunkeln. Sie streifte den Pullover über den Kopf, wusch ihr Gesicht, wusch sich auch in den Achselhöhlen, trocknete sich ab und sprayte Deo unter die Achseln.
    Jetzt fühlte sie sich besser.
    Den Pullover streifte sie nicht mehr über. Aus einem schmalen Schrank holte sie ein weißes Sweatshirt, dessen Saum ihr bis über den Gürtel hinwegreichte.
    Mit offenem Mund blieb sie vor dem Spiegel stehen. Auf ihren Wangen waren die roten Flecken noch nicht verschwunden. Die Aufregung toste weiterhin durch ihren Körper. Den leichten Schweißfilm tupfte sie noch von der Haut ab, dann drehte sie sich um und verließ das Bad. Sie mochte die Spiegel nicht mehr. Die Vorstellung, daß sie plötzlich aufbrechen konnten, um ein Monstrum freizulassen, gefiel ihr überhaupt nicht. Es war Unsinn, doch in ihrem Zustand konnte sie sich einfach alles vorstellen.
    Die Luft im großen Arbeitszimmer kam ihr noch kühler vor. Das Fenster stand noch immer offen.
    Sie dachte an Johns Warnung, es besser zu schließen. Damit zögerte sie keinen Augenblick länger und fühlte sich irgendwie befreit, als sie es geschlossen hatte.
    Es gab John, es gab den Drachen, und es gab sie. Chris Talbot schüttelte den Kopf. Sie mochte dieses verdammte Dreieck nicht. Jeder von ihnen war ein Punkt, und auf der Spitze hockte der Drache, der jeden Augenblick nach unten stoßen und sie vernichten konnte.
    Sie schritt an der Fensterfront entlang. Wie froh war sie gewesen, diese gläserne Wand zu besitzen. Da hatte sie schon gejubelt. Dieser herrliche Ausblick bis in die nächtliche Lichterwelt der Riesenstadt London, alles war für sie wie ein Traum gewesen, den sie schon in der Kindheit geträumt hatte.
    Nun aber war dieser Traum zu einem Alptraum geworden. Und er war noch nicht beendet. Er fing sogar erst an, das sagte ihr das Gefühl.
    Das Glas gab trotz der Dunkelheit schwach ihr Spiegelbild wieder.
    Chris kannte sich in ihrem Arbeitszimmer aus. Sie stieß nirgendwo gegen. Die Dunkelheit kam ihr wie eine Vertraute vor, nur nicht an diesem Abend. Sie war einfach zu plötzlich gekommen. Es gab kein elektrisches Licht mehr. Überall im Haus war es ausgefallen, und der Grund konnte kein normaler sein. Da steckte mehr dahinter. Ein Akt der Sabotage. Ausgeführt von einem Drachen, der zugleich ein Wesen war, das es eigentlich nicht geben durfte. Vielleicht als Spielzeug in einem Kinderzimmer, aus Stoff oder Kunststoff, doch nicht in der Realität. Zudem noch zu Dingen fähig, über die sie nur den Kopf schütteln konnte.
    Sie hatte Angst. Eine tiefe bohrende Angst. Angst vor der Zukunft, die möglicherweise für sie schon abgelaufen war, denn dieses verdammte Ding würde sich entwickeln. Weiter und weiter. Es würde wachsen. Ähnlich wie in diesen alten japanischen Monsterfilmen, die des öfteren im TV liefen. Da wurde dann auch aus einem kleinen Drachen ein gewaltiges Monstrum, das über Städte und Landstriche herfiel, um diese zu verwüsten. Von John Sinclair hörte sie auch nichts. Chris wertete es nicht als gutes Zeichen. Sie traute dem Drachen alles zu. Sogar einen Sieg über den Polizisten.
    In der Mitte der Fensterfront blieb sie stehen. Sie hauchte gegen das Glas und schaute zu, wie es beschlug. London lag im Schein der Lichter. Die Glocke schwebte über der Stadt. Dazwischen verteilten sich noch kleinere Vororte, doch darauf achtete Chris Talbot nicht.
    Das Licht war für sie wie eine Hoffnung. Sie hatte es seit ihrem Einzug geliebt, hier zu wohnen. Außerhalb und doch nah. Eine perfekte Gegend. Sogar einsam, doch nun zerrte die Einsamkeit an ihren Nerven. Sie machte sie nervös. Im Haus versteckte sich

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