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1098 - Das brennende Gesicht

1098 - Das brennende Gesicht

Titel: 1098 - Das brennende Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schluck wünschte.
    Erst nachdem ich getrunken hatte, stellte ich die Frage. »Ein brennendes Gesicht?«
    »Genau das.«
    »Aber Sie haben mir erzählt, daß Sie verbrennen werden.«
    »Das wird auch geschehen«, antwortete Paul Pucheim so ruhig, daß ich ihm die Antwort nicht glauben konnte. Er sah es mir an und begann zu lachen. »Ja, es klingt unwahrscheinlich, aber es ist eine Tatsache. Ich will von vorn beginnen. Ich war bis gestern noch auf der Insel und habe mich praktisch an allen Orten herumgetrieben. Nicht nur in Keitum, auch woanders. Von List im Norden bis Hörnum im Süden. Es waren schon überall die Holzscheite aufgebaut und auch schon die Teerdecken auf einige gelegt. Die Plätze waren abgesperrt. Der Grünkohl ist eingekauft worden. Er, Kartoffeln, Bier und Schnaps gehören zu einem richtig deftigen Biikenessen. Das alles war also getan worden, und es unterschied sich in nichts von den Jahren zuvor. Die Menschen konnten demnach zufrieden sein.«
    »Sie waren es nicht?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Pucheim trank einen Schluck Wein. »Weil ich die Geschichte des Piraten Wazlaw kenne. Er kam aus dem Osten und hat sich später die Nordsee als sein Revier ausgesucht. Besonders die Inseln und die Küstenstriche waren nie sicher vor ihm.«
    »Auch Sylt nicht?«
    »So ist es.«
    »Hat der Pirat die Insel geplündert?«
    Pucheim lachte. »Das hat er versucht. Aber die Sylter konnten ihn davon abhalten. Sie versprachen ihm jede Menge Gold und Edelsteine, sowie schöne Frauen für seine Mannschaft und ihn, wenn er die Insel verschonte. Er ließ sich auf den Handel ein, den ein Pastor vermitteln sollte. Das passierte am 21. Februar. Die Holzstöße waren bereits aufgebaut. Als der Pirat mit einigen seiner Leute an Land ging, wurden sie in eine Falle gelockt. Die Menschen zündeten die Holzstöße an, und plötzlich befanden sich die Piraten in der Falle. Sie waren von Feuern umringt. Zwar hatten sie ihre Waffen mitgebracht, aber die Masse der Einwohner war in der Überzahl. So wurden die Piraten zusammengeschlagen. Einfach getötet. Man warf ihre Leichen später ins Meer. Diejenigen, die auf dem Schiff zurückgeblieben waren, sahen die Feuer lodern. Beinahe die gesamte Westseite der Insel wurde taghell erleuchtet, und die Männer dachten, daß es unmöglich war, dort zu landen und die Freunde und Mitstreiter zu befreien. Sie legten ab und kehrten auch nicht mehr zurück, denn sie waren ja ohne Anführer.«
    »Der lag auf der Insel.«
    Pucheim nickte und trank wieder. »Ihn haben die Bewohner nicht erschlagen. Er war nur bewußtlos. Sie fesselten ihn dann mit dicken Stricken, so daß er sich nicht befreien konnte, denn sie hatten sich für ihn etwas Besonderes ausgedacht.«
    »Im Biikenfeuer verbrennen, nicht?«
    »Ja, wie bei den Hexen.« Pucheim runzelte die Stirn. »Die Leute warteten ab, bis er wieder aus der Bewußtlosigkeit erwacht war, dann warfen sie ihn in das größte Feuer. Bei lebendigem Leib übergaben sie Wazlaw den Flammen. Der Legende nach hat er aufrecht dort gestanden und am Pfahl noch seine Stütze gefunden. Als er schon brannte, gab er seinen schrecklichen Racheschwur ab. Noch bevor die Jahrtausendwende eintritt, würden die Nachkommen der Insulaner, die es ja heute noch gibt, seine Rache spüren. Er würde sich das holen, was ihm zusteht. Danach starb er.«
    Ich hatte mein Bierglas zur Hälfte geleert und nickte Paul Pucheim zu. »Eine gute Geschichte. Ich will Sie nicht kränken, aber ähnliche erzählt man sich wohl überall auf der Welt.«
    »Das will ich nicht abstreiten, Mr. Sinclair. Es gibt so viele Racheschwüre, und die wenigsten haben sich erfüllt.«
    »Der des Piraten doch auch nicht - oder?«
    »Nein, noch nicht«, sagte Pucheim leise. »Aber wir schreiben das Jahr 1999. Es ist seine letzte Chance, und die wird er nutzen.«
    »Das hörte sich sehr sicher an.«
    »Ich bin mir auch sicher, Mr. Sinclair. Sonst säße ich nicht bei Ihnen. Und ich weiß auch, daß ich verloren habe.«
    »Inwiefern?«
    »Da war noch etwas, das ich fand. Es geht um den Fluch des Piraten. Er hat geschworen, daß derjenige, der sein Gesicht im Feuer sieht, verbrennen wird. Die Macht des Teufels oder wen immer er auch angerufen hat, würde ihm dazu verhelfen.«
    »Bisher ist das brennende Gesicht nie erschienen – oder?«
    »Nein. Alle Biikenfeste liefen glatt über die Bühne.«
    »Und morgen ist das letzte in diesem Jahrtausend?«
    Paul Pucheim nickte.
    »Sie meinen also, daß sein Gesicht in einem

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