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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unrecht vermutet, als er meinte, daß Old Shatterhand sich vielleicht bereits in der Nähe befände. Die Sioux waren kaum drei Viertelstunden hinter den Höhen verschwunden, so kam er mit seinen Schoschonen und Upsarokas von Norden her geritten, ganz genau auf der Linie, welche die Pferde der fünf Deserteure gegangen waren.
    Er ritt mit dem Häuptlingssohn der Schoschonen und dem Medizinmann der Upsarokas voran. Sein Auge hing fest an der Erde. Ihm entging nicht das mindeste, was darauf deuten konnte, daß hier Menschen geritten seien. Und in Wahrheit hatte er sich seit heute früh nicht für einen einzigen kurzen Augenblick über die Spur der fünf in Zweifel befunden.
    Beim Anblick des scheinbaren Bauwerkes stutzte er zunächst, doch antwortete er auf eine Frage des Medizinmannes sogleich: „Ich besinne mich. Das ist kein Haus, sondern ein Felsen. Ich bin bereits drin gewesen, und es sollte mich wundern, wenn diejenigen, welche wir suchen, nicht auch hineingegangen wären, um sich den Ort zu betrachten. Es ist – alle Teufel!“
    Er sprang, indem er diesen Ruf ausstieß, vom Pferd und begann den harten Basaltfelsen zu untersuchen. Es war genau die Stelle, wo seine Richtung auf die Richtung, welche die Sioux eingeschlagen hatten, traf.
    „Hier sind viele Leute geritten, und zwar vor kaum einer Stunde“, sagte er. „Ich will nicht befürchten, daß es die Sioux gewesen sind! Und doch, wer soll sonst als sie in solcher Zahl hier gewesen sein! Das Haus kommt mir verdächtig vor. Teilen wir uns, um es zu umringen.“
    Er voran, jagten sie im Galopp vorwärts. Das Felsengebäude wurde eingeschlossen, und Old Shatterhand begab sich zunächst ganz allein hinein. Er hinterließ, nur wenn er einen Schuß abgäbe, sollten die anderen nachkommen.
    Es dauerte eine ziemlich lange Zeit, bevor er herauskam. Seine Miene war sehr ernst und bedenklich. Er sagte:
    „Ich würde meinen roten Brüdern gerne gestatten, sich diese interessante Felsenbildung anzuschauen, welche das Aussehen hat, als ob sie von Menschenhänden errichtet worden sei; aber wir haben keine Zeit zu verlieren, denn die weißen Männer sind mit Wohkadeh von den Sioux gefangengenommen und vor einer Stunde fortgeführt worden.“
    „Weiß das mein weißer Bruder genau?“ fragte ‚Feuerherz‘, der Medizinmann der Upsarokas.
    „Ja. Ich habe all ihre Spuren gesehen und sehr genau gelesen. Der dicke Jemmy hat mir ein Zeichen zurückgelassen, und ich hoffe, wir werden deren noch mehrere finden. Er wird uns auf die Richtung aufmerksam machen wollen, welche die Sioux eingeschlagen haben.“
    Er zeigte den kleinen Pelzfetzen hin, den er gefunden hatte. Es waren nur fünf oder sechs Haare daran, ein fast sicheres Zeichen, daß das Stückchen von dem kahlen Pelz des Dicken stamme.
    „Was gedenkt Shatterhand zu tun?“ fragte der Rote. „Will er den Ogellallah auf dem Fuße folgen?“
    „Ja, und zwar sofort.“
    „Werden wir, wenn wir zu Winnetou zurückkehren, sie nicht ebenso sicher am Flusse des Feuerloches treffen?“
    „Ja, wir müssen sie treffen; aber es steht zu befürchten, daß sie bis dahin die Gefangenen getötet haben.“
    „Sie werden dieselben aufheben bis zum Tage des Vollmondes.“
    „Den Bärentöter und seine fünf Gefährten, ja; aber unsere Freunde sind ihres Lebens nicht so lange sicher. Ganz besonders der brave Wohkadeh schwebt in großer Lebensgefahr. Sie werden ihn als Verräter behandeln. Ich ahne, daß sie sehr Schlimmes mit ihm vorhaben. Wir müssen ihnen also auf dem Fuße folgen. Oder denken meine roten Brüder anders?“
    „Nein“, antwortete der Riese. „Wir freuen uns, auf die Fährte der Ogellallah gestoßen zu sein. Der ‚Schwere Mokassin‘ ist ihr Anführer, und es gelüstet mich, ihn in meine Hand zu bekommen. Reiten wir!“
    Sein Gesicht hatte einen Ausdruck, an welchem man deutlich merkte, daß der Anführer der Sioux-Ogellallah eines sehr schlimmen Todes sterben werde, falls er in seine Hände geraten sollte.
    Old Shatterhand setzte sich wieder an die Spitze des Zuges, und der Ritt wurde fortgesetzt, aber nun in westlicher anstatt in östlicher Richtung.

ELFTES KAPITEL
    In höchster Not
    Da es schwer gewesen war, der Fährte der fünf Deserteure zu folgen, hatte Old Shatterhand mit seinen Begleitern bereits seit früh sehr langsam reiten müssen. Dasselbe war auch jetzt der Fall. Der Boden bestand ganz aus vulkanischem Gestein. Von einer wirklichen Hufspur war keine Rede. Kleine Steinchen, welche unter den

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