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11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten

Titel: 11 Love Storys von Anhaltern und anderen Unwaegbarkeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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grinsend.
    „Du hast mehr als einen“, erkennt mein Beifahrer und klingt dabei leicht atemlos.
    Wieder nicke ich, mein Grinsen wird breiter.
    „Wow“, macht Leonard.
    Wir schweigen, jeder in Gedanken für sich beschäftigt, bis die ersten Schilder kommen auf denen Stralsund angekündigt wird.
    „Wo soll ich dich absetzen?“, erkundige ich mich mit einem kurzen Seitenblick.
    „Im Zentrum“, sagt Leonard und wenn mich nicht alles täuscht errötet er wiederum.
    Was für eine Art Vertreter ist er, dass es ihn so verlegen macht? Ich rate ins Blaue: „Sag mal – vertreibst du vielleicht Sexartikel?“
    Mein Nachbar wird blutrot, senkt schweigend den Kopf und nickt dann verschämt. Ich muss mir ein Lachen verbeißen, denn ich mag den Kerl und er tut mir leid.
    „Ist doch nicht schlimm. Ich habe auch ein paar Spielzeuge“, sage ich und lege eine Hand auf sein Knie, beruhigend, nicht als Anmache gedacht.
    „Danke“, murmelt Leonard.
    Ich lenke den LKW ins Zentrum, finde dort eine Stelle, wo ich kurz halten kann und ziehe die Handbremse an.
    „In ungefähr zwei Stunden fahre ich wieder in Richtung Rostock. Soll ich dich dann mitnehmen?“
    Leonard schaut auf, seufzt und guckt dann mich an. Er lächelt dankbar.
    „Ja, das wäre schön“, sagt er, greift hinter den Sitz und holt seinen Koffer hervor, öffnet die Tür und…schließt sie wieder. „Ich gebe dir meine Handynummer“, murmelt er, fischt aus seiner Jackettasche eine Visitenkarte und einen Kugelschreiber.
    Eifrig kritzelt er etwas auf das Pappkärtchen und reicht es mir, bevor er die Tür wieder öffnet und aus dem Wagen springt. Ich schaue ihm hinterher, als er beschwingt die Straße entlangläuft. Er sieht toll aus und ich kann ihn immer noch riechen. Nachdenklich gucke ich das Kärtchen an.
    „Leonard Bernbacher“, flüstere ich versonnen.
    Schon zwei Stunden später stehe ich an der gleichen Stelle und sehe Leonard herannahen. Er schwingt sich neben mich, stellt den Koffer hinter den Sitz und atmet einmal tief durch.
    „Ich hasse meinen Job“, sagt er, wobei er mich kläglich angrinst.
    „Frag mich mal“, brumme ich, löse die Bremse und fädele mich in den Verkehr ein.
    „Du magst das hier nicht?“, fragt Leonard erstaunt, „Ich würde tauschen.“
    „Stundenlang allein durch die Gegend fahren? Nachts auf irgendwelchen Raststätten da hinten allein in der Koje liegen? Nein danke.“ Ich schüttele den Kopf. „Ich würde lieber die ganze Zeit an Autos rumschrauben und jeden Tag zuhause sein, wenigstens nachts. Ist ganz schön einsam so.“
    „Du bist – verheiratet?“, fragt mein Nebenmann.
    „Nein. Ich bin – ach, Scheiß drauf, ich bin schwul“, gebe ich in einer plötzlichen Anwandlung zu.
    Schweigen. Ich gucke rüber zu ihm. Leonard stiert nach vorn, unbewegt. Ich kann seiner Miene nichts entnehmen. Die Stille hält an, bis ich es nicht mehr aushalte und das Radio anstelle. Irgendein Popsong ertönt und macht es erträglicher.
    „Du…hast du einen Partner?“, fragt Leonard nach einer ganzen Weile unvermittelt.
    „Nein, ich bin – leider – solo“, antworte ich leise.
    „Du würdest also gerne einen haben?“
    „Ja.“ Ich seufze. „Es ist aber nicht so einfach. Ich bin kein Aufreißer und mag die einschlägigen Clubs nicht. Es bleibt also dem Zufall überlassen.“
    „Hm“, macht Leonard und schweigt wieder, bis wir kurz vor der Raststätte sind, auf der wir uns heute getroffen haben.
    „Wo fährst du jetzt hin?“, fragt er leise.
    „Nach Frankfurt. Werde auf der Rückfahrt wohl mal wieder da hinten schlafen“, sage ich und zeige mit dem Daumen zur Koje.
    „Ich – würde gern mitfahren.“ Leonard sieht mich an. „Habe in den nächsten Tagen keine Termine und auf mich wartet niemand. Wäre das okay für dich?“
    Für einen Augenblick weiß ich nicht, was ich erwidern soll. Ich mag Leonards Gesellschaft, aber wo will er schlafen? Einen Führerschein, der ihn berechtigt diesen LKW zu fahren, wird er wohl kaum haben, so dass ich gezwungen sein werde, die Ruhezeiten einzuhalten. Allerdings ist die Aussicht auf die vielen einsamen Stunden auf der Autobahn kein echtes Gegenargument.
    „Klar, würde mich freuen“, antworte ich also und werfe ihm ein Lächeln zu.
    Während der nächsten Stunde fragt Leonard mich nach den Oldtimern aus, erzählt von seinem Traumwagen und die Zeit verfliegt wie im Nu. Hinter Hamburg geraten wir dann in einen Stau und am Ende muss ich an der Raststätte Stillhorn aufgeben, da ich

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