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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zu seinem Gefährten sagte: »Zeig's ihm, Brent.«
    Woraufhin Brent gehorsam eine Ausgabe der Source aus der Tasche zog und sie auseinander schüttelte wie ein gefaltetes Bettlaken.
    »Schau mal, Jay, wen sie da praktisch vor deiner Haustür zu Matsch gefahren haben!« Er zeigte grinsend die Titelseite der Boulevardzeitung. Es konnte natürlich nur die Source sein, sagte sich Pitchley. Niemals würden sich Robbie und Brent durchringen, ein anspruchsvolleres Blatt zu lesen.
    Was Brent ihm da unter die Nase hielt, ließ sich nicht ignorieren: fette Schlagzeilen, ein Foto von Eugenie Davies, eine Aufnahme der Straße, in der er wohnte, und eine zweite des Jungen, der jetzt kein Junge mehr war, sondern ein erwachsener Mann - und ein berühmter dazu. Nur ihm war es zu verdanken, dass dieser Todesfall von der Presse so hochgespielt wurde. Wäre Gideon Davies nicht zu Erfolg, Ruhm und Reichtum gelangt, in einer Welt, die auf solche Äußerlichkeiten zunehmend mehr Wert legte, hätte kein Hahn nach dieser Geschichte gekräht. Sie wäre kurz und bündig als tödlicher Unfall mit Fahrerflucht abgetan worden, ein Fall wie viele andere, in dem die Polizei Ermittlungen anstellte.
    »Das hab'n wir natürlich nicht gewusst, wie wir gestern hier war'n«, sagte Robbie. »Stört's dich, wenn ich das Ding auszieh, Jay?« Er legte die schwere Jacke ab und warf sie auf einen Sessel. Dann drehte er gemächlich eine Runde durch das Zimmer und musterte demonstrativ jede Einzelheit. »Nicht übel, die Hütte. Du hast's offensichtlich weit gebracht, Jay. In der City bist du wahrscheinlich bekannt wie 'n bunter Hund, mindestens bei den Leuten, die zählen. Richtig, Jay? Du kümmerst dich liebevoll um ihre Knete, und prompt produziert sie neue Knete, und die guten Leute verlassen sich ganz auf dich, was?«
    »Sag einfach, was du willst. Ich hab nicht viel Zeit«, sagte Pitchley.
    »Das versteh ich nicht«, entgegnete Robbie. »In New York -« Er schnalzte mit den Fingern und sagte: »Brent, die Zeit in New York?«
    Brent schaute brav auf seine Uhr. Seine Lippen bewegten sich lautlos, während er rechnete. Er runzelte die Stirn und zählte an den Fingern ab. »Früh«, verkündete er schließlich.
    »Na bitte, Jay«, sagte Rob. »Früh. In New York hat die Börse noch nicht geschlossen. Du hast massenhaft Zeit, noch 'n bisschen Kohle zu machen, bevor der Tag um ist. Trotz unserem kleinen Plausch hier.«
    Pitchley seufzte. Er konnte die beiden nur loswerden, wenn er zum Schein auf Robs Spiel einging. »Ja, okay, du hast natürlich Recht«, antwortete er und trat zu dem Schreibtisch, der vor dem Fenster zur Straße stand. Nachdem er sein Scheckbuch und einen Kugelschreiber aus der Schublade genommen hatte, ging er ins Esszimmer hinüber, setzte sich an den Tisch und begann zu schreiben. Als Erstes trug er den Betrag ein: dreitausend Pfund. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Rob weniger verlangen würde.
    Rob, der, wie immer von seinem Bruder Brent gefolgt, ebenfalls ins Esszimmer gekommen war, sagte: »Ach, das denkst du also, Jay? Dass es immer nur um Geld geht, wenn wir beide dich besuchen?«
    »Worum sonst?« Pitchley füllte das Datum aus und begann, den Namen des anderen zu schreiben.
    Robbie schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass es knallte. »Hey! Lass das und schau mich an.« Um seinem Befehl Nachdruck zu verleihen, schlug er Pitchley den Kugelschreiber aus der Hand. »Du glaubst, es geht hier um Geld, Jay? Ich und Brent, wir laufen uns die Hacken ab, rennen bis nach Hampstead rauf, lassen dringende Geschäfte liegen« - eine Kopfbewegung in Richtung Straße - »und lassen uns einen Haufen Knete durch die Lappen gehen, weil wir hier rumstehen und mit dir labern, und du glaubst, wir sind wegen der Kohle hier? Mann, du bist vielleicht ein Arsch!« Und zu seinem Bruder: »Wie findest du das, Brent?«
    Brent gesellte sich zu ihnen an den Tisch. Er hatte immer noch die Zeitung in der Hand und würde sie erst weglegen, wenn Robbie ihm genau sagte, was er damit tun sollte.
    Was für ein erbärmlicher Idiot, dachte Pitchley. Ein Wunder, dass er sich die Schuhe selber binden kann. »Also gut«, sagte er und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Dann sag mir doch, warum ihr gekommen seid, Rob.«
    »Schon mal was von Freundschaftsbesuch gehört?«
    »O ja, aber nicht in unserer gemeinsamen Geschichte.«
    »Aha! Na, dann denk mal über Geschichte nach. Die ist nämlich drauf und dran, dich einzuholen, Jay.« Rob schnippte mit den Fingern

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