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11 - Nie sollst Du vergessen

11 - Nie sollst Du vergessen

Titel: 11 - Nie sollst Du vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gegen die Zeitung. Entgegenkommend hielt Brent sie höher wie ein Schuljunge, der dem Zeichenlehrer sein Kunstwerk vorführt. »An der Nachrichtenfront war nichts los die letzten Tage. Kein Royal ist ins Fettnäpfchen getreten, kein Abgeordneter mit 'ner Minderjährigen erwischt worden. Die Presse fängt garantiert an zu wühlen, Jay. Und darum sind wir hergekommen, ich und Brent. Um zu planen.«
    »Zu planen?«, wiederholte Pitchley vorsichtig.
    »Klar. Wir haben dir doch schon mal aus der Patsche geholfen. Wir können's wieder tun. Die Bullen werden dir nämlich ganz schön Feuer unterm Hintern machen, wenn sie erst mal rauskriegen, wer du wirklich bist. Und wenn sie das an die Presse weitergeben, wie sie's ja immer tun -«
    »Sie wissen Bescheid«, unterbrach Pitchley, in der Hoffnung, ihn mit der halben Wahrheit bluffen zu können und ihm so den Wind aus den Segeln zu nehmen. »Ich hab denen schon alles gesagt.«
    Aber Rob war nicht bereit, das so einfach zu schlucken. »Nie im Leben, Jay«, erwiderte er. »Wenn's so wäre, wurden die Bullen dich den Wölfen zum Fraß vorwerfen, sobald sie was brauchen, um gut dazustehen. Das weißt du doch selber. Und drum nehm ich mal an, dass du ihnen zwar 'nen kleinen Teil erzählt hast, aber garantiert nicht alles.« Er musterte Pitchley mit scharfem Blick und nickte. »Genau. Und drum sind Brent und ich der Ansicht, dass wir planen müssen. Du brauchst Schutz, und den können wir dir geben.«
    Und ich werde auf ewig in eurer Schuld stehen, dachte Pitchley. Ich werde doppelt so tief in eurer Schuld stehen, weil ihr mir dann schon zweimal in meinem Leben die Meute vom Leib gehalten habt.
    »Du brauchst uns, Jay«, behauptete Robbie. »Und ich und Brent, wir gehören nicht zu den Leuten, die wie Röhrenwasser verschwinden, wenn sie gebraucht werden.«
    Pitchley konnte sich vorstellen, wie es ablaufen würde; wie Robbie und Brent für ihn zu Felde ziehen und genauso ungeschickt mit der Presse umspringen würden wie in der Vergangenheit.
    Er wollte ihnen sagen, sie sollten nach Hause gehen zu ihren Frauen und ihrem schlecht geführten kleinen Unternehmen, einer Autowaschanlage, wo sie die Luxuskarossen der Reichen schrubbten und polierten. Er wollte ihnen sagen, sie sollten sich für jetzt und alle Zukunft verpissen, weil er die Nase voll davon hatte, ausgenommen zu werden wie eine Weihnachtsgans. Er öffnete sogar den Mund, um das alles zu sagen, aber genau in dem Moment klingelte es an der Tür und er ging zum Fenster, um zu sehen, wer es war.
    »Bleibt hier«, sagte er zu Robbie und Brent und schloss die Esszimmertür, als er hinausging.
    Und jetzt, dachte er erbittert, nachdem er vergeblich versucht hatte, die Frau namens Sahnehöschen zu überreden, ihm zu helfen, schulde ich ihnen noch mehr. Schon deshalb, weil Rob die Geistesgegenwart gezeigt hatte, mit Brent aus dem Haus zu verschwinden, bevor das Mopsgesicht von der Kripo die beiden in der Küche ertappen konnte. Dass sie der Frau nichts hätten erzählen können, was seine derzeitige Situation verschlimmert hätte, war nebensächlich. Robbie und Brent würden es anders sehen. Sie würden sich als seine Beschützer aufspielen und ihn irgendwann dafür zahlen lassen.
    Lynley fuhr direkt nach London weiter, nachdem er vorher mit Staines zusammen die Audi-Werkstatt besucht hatte, bei der dieser seinen Wagen abgegeben hatte. Staines hatte er nur mitgenommen, um zu verhindern, dass der Mann in seiner Abwesenheit versuchte, per Telefon in seinen - Lynleys - Ermittlungen dazwischenzufunken. Er hatte ihn im Auto warten lassen, während er sich im Büro der Firma mit den Leuten unterhalten hatte.
    Sie bestätigten, was er von Eugenie Davies' Bruder gehört hatte. Der Wagen war an diesem Morgen um acht Uhr zur Inspektion abgegeben worden, nachdem der Termin bereits am Donnerstag zuvor vereinbart worden war. Es war nichts Besonderes - wie etwa Karosserieschäden, die der Reparatur bedurften - in den Computer eingegeben worden, als die Sekretärin den Auftrag aufgenommen hatte.
    Als Lynley den Wagen zu sehen verlangte, führte ihn einer der Verkäufer bereitwillig hinaus, wobei er begeistert erzählte, wie fortschrittlich Audi auf technischem Gebiet und im Design sei. Wenn das Erscheinen eines Polizeibeamten, der sich für den Wagen eines Kunden interessierte, ihn neugierig machte, so ließ er sich nichts davon merken. Jeder war schließlich ein potenzieller Kunde.
    Staines' Wagen stand gerade auf der Hebebühne, so hoch, dass

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