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1103 - Das Azteken-Ritual

1103 - Das Azteken-Ritual

Titel: 1103 - Das Azteken-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Blut und Tränen geschrieben. Die Eroberer haben eine Kultur vernichtet, aber das wird sich rächen. Es ist nicht alles so tot wie es scheint.«
    »Was wissen Sie?« fragte ich.
    »Müßte ich denn etwas wissen?«
    »Wir sind nicht ohne Grund zu Ihnen gekommen.«
    Gomez lächelte. »Es ist lange her, nicht?«
    Er zuckte die Achseln. »Was ist schon Zeit? Sie ist da, und sie ist ein Nichts. Ich habe alle Zeit der Welt, und ich weiß, daß die Zeit nur für mich arbeiten kann. Man hat mich eingesperrt, aber man hat nicht daran gedacht, daß ich trotzdem frei bin. Ich habe Freunde, verstehen Sie? Ich schicke ihnen die Botschaften, und sie gehorchen mir. Ist das nicht wunderbar, daß selbst dicke Mauern so etwas nicht stoppen können?«
    »So redet er immer«, sagte Pembroke. »Ich werde daraus nicht schlau. Er hat sich eben eine eigene Phantasiewelt aufgebaut. Da kann man nichts machen. Jeder Gefangene reagiert eben anders.«
    Die Aussage des Mannes wollte ich nicht unterstützen. Hiero Gomez war ein besonderer Mensch.
    Suko und ich hatten schon viele Arten kennengelernt. Wir wußten genau, zu welchen Dingen sie oft fähig waren, wenn sie eine bestimmte Unterstützung besaßen. Gerade die alten Völker wie die Azteken, Mayas oder Inkas besaßen ein Wissen, das bei uns modernen Menschen verschüttet war.
    »Wer gehorcht?« fragte Suko.
    »Meine Freunde.«
    »Kennen wir sie?«
    »Nein!«
    »Und Sie können sich denken, weshalb wir Sie hier besuchen?«
    »Ich sitze doch hier fest. Was soll ich denken?«
    »Es ist wieder ein Herz aufgetaucht. Ein frisches«, flüsterte ich ihm zu. »Es steckte im Schnabel eines Vogels. Das Tier muß es einem Menschen aus dem Leib gerissen haben. Das Herz wurde von ihm nicht gefressen, deshalb könnte es sein, daß es zu einem Ziel gebracht werden sollte. Es ist nur ein Gedanke von mir…«
    »Ja, nur ein Gedanke. Aber rede weiter…«
    »Nein, denn das sollten Sie.«
    Gomez lachte. »Was wollen Sie denn? Ich weiß nichts. Ich kann mich nicht bewegen. Ich bin gefangen, verstehen Sie? Ich kann zu einem Fenster gehen und hinausschauen. Wenn ich den Kopf drehe, dann sehe ich den Himmel. Ich kann das Fenster sogar öffnen und durch die Gitterstäbe schauen. Dann spüre ich die Luft und den Hauch von Freiheit, wie ihn nur der Vogel besitzt.«
    »Sie haben den Menschen die Herzen entnommen!« sagte Suko.
    »Ja!« rief Gomez, »das habe ich!« Er sah aus, als wollte er in die Höhe springen, doch er riß sich zusammen und blieb auf seiner Pritsche sitzen. »Das gebe ich gerne zu. Ich habe es getan. Das alte Ritual, verstehen Sie? Von meinem Vorfahren ins Leben gerufen. Es darf nicht aussterben. Deshalb habe ich mir die Herzen geholt, um sie den Göttern zu opfern, denn ich weiß, daß sie auf meiner Seite stehen.«
    »Sie haben Menschen getötet!« hielt ich ihm vor. »Ist Ihnen das bewußt gewesen? Fünf Menschen…«
    »Na und? Das Ritual hat es so verlangt. Jetzt sitze ich hier. Nach euren Regeln büße ich. Gut, ich habe es auf mich genommen, ohne mich zu beschweren. Ich werde meine Zeit absitzen, und ich habe das Beste daraus gemacht.«
    Ich kam zum Thema zurück und sagte: »Es gibt wieder ein Herz, Gomez.«
    »Wie schön.«
    »Hören Sie auf!« zischte ich ihn an, und mein Gesicht rötete sich. »Können Sie sich nicht denken, daß es Menschen gibt, die anders sind als Sie? Es war das Herz eines Menschen. Nicht das eines Tieres. Wollen Sie das nicht begreifen?«
    »Er nicht«, sagte Pembroke.
    Hiero Gomez nickte nur. Dann legte er den Kopf schief und schaute mich an. »Was wollen Sie denn von mir, Bulle? Ich habe doch das Herz nicht aus dem Leib herausgerissen, obwohl ich es hätte tun können, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Wieso?«
    »Schauen Sie her. Schaut alle her.« Er blieb zwar auf der Stelle sitzen, hielt jedoch den eigenen Körper jetzt nicht mehr umklammert, sondern breitete die Arme aus.
    Jetzt wußte ich, was mir an ihm aufgefallen war. Es waren seine Hände, besonders die Enden seiner Finger, denn dort wuchsen die langen Nägel wie leicht gekrümmte Messer. Derartig lange Spitzen waren schon unwahrscheinlich. Zudem zeigten sie noch eine dunkle Färbung. Zugleich aber wußte ich, weshalb er sie uns gezeigt hatte. Wir sollten sehen, wie es ihm möglich gewesen war, die Herzen aus den Körpern zu holen. Er mußte die Nägel hineingestochen haben.
    Gomez erfreute sich an unseren abwehrenden Blicken. »Na, habt ihr es gesehen?«
    »Sie werden brechen«, sagte Suko, der

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