111 - Die Gehirne des Dr. Satanas
einem grauen Untergrund.
Unablässig
murmelten Satanas’ Lippen unverständliche magische Worte. Die
Beschwörungsformeln durchsetzten wie dämonischer Atem die Luft im Bad.
Der
unheimliche Mörder beschwor die Geister des Dämonenreiches. Die Unsichtbaren
kamen! Er spürte die Veränderung in der Luft. Sie konnten sich dem Bann der
beschwörenden Worte nicht entziehen, der ihre schreckliche Existenz bestimmte.
Das Licht im
Badezimmer sah plötzlich aus, als würde es gefiltert. Die Atmosphäre war wie
elektrisch geladen.
Es lag etwas
in der Luft. Unruhe, Ängste und Beklemmung würden einen Außenstehenden befallen
haben, wäre er Zeuge dieses Vorgangs gewesen.
Unsichtbare
Kräfte wurden wirksam.
Die Zellen
von Daisy Mallerts Haut vermehrten sich. Tausendmal schneller als ein
Krebsgeschwür wuchert, verteilten sich die Zellen auf dem formlosen Brei und
brachten ihn zum Erstarren in eine neue Form.
In einer
Zelle sind die Baupläne für den gesamten Körper enthalten. Was DNS-Forscher und
Biologen in langjähriger Forschungsarbeit herausgefunden hatten und wovon sie
träumten - hier wurde es Wirklichkeit. Dr. Satanas übernahm mit Hilfe der
teuflischen Geister, die er gerufen hatte, das Aussehen und das Wesen Daisy
Mallerts.
Diesmal
reichte ihm nicht nur ein Gesichtswechsel. Diesmal mußte es der Körper einer
Frau sein.
Dr. Satanas -
wurde zu Daisy Mallert!
Die dunklen,
sinnlichen Augen, der schöngeschwungene Mund, das rassige Profil . Nichts
fehlte, und die typisch weiblichen Merkmale traten hervor.
Satanas
wisperte und beschwor noch immer. Stärker, intensiver, fordernder als je zuvor.
Diesmal brauchte er mehr. Einen ganzen Körper .
Drei Minuten
dauerte die Umwandlung.
Dann war es
geschafft.
Vor dem
Spiegel stand nicht mehr der unheimliche Besucher mit den magischen Kräften,
sondern Daisy Mallert; schön und verführerisch fuhr sie sich mit einer zarten
Geste durchs Haar.
●
Und die echte
Daisy Mallert?
Die gab es
nicht mehr!
Ein
dickflüssiger Brei lag in der Badewanne. Die furchtbare Säure hatte ganze
Arbeit geleistet.
Satanas-Daisy
Mallert zog die Kette, und gurgelnd verschwand der Brei im Abfluß.
Der
unheimliche Mörder brauchte nur noch mit der Brause nachzuspülen, und die Wanne
war wieder sauber.
●
Phil Racker
verließ das Hospital pünktlich.
Es war fünf
Minuten nach sechs Uhr morgens, als er sich hinter das Steuer seines seegrünen
Ford Mustang klemmte und startete. Von der Stadt bis in das Wohnviertel der
gehobenen Mittelschicht und der Reichen war es ein Fahrtweg von gut einer
viertel Stunde.
Um diese Zeit
konnte er es sogar in zehn Minuten schaffen. Die Schnellstraße war jetzt noch
nicht überlastet.
Racker fuhr
schnell.
Er freute
sich auf den Tag mit der Geliebten, und er war gespannt auf die letzten
Auswertungen. Aber das durfte er Daisy nicht sagen. Er durfte überhaupt nicht
zu erkennen geben, daß das Experiment mit Frank Mallert ebenfalls einen
Großteil seines Denkens und Fühlens einnahm. Hier wurde Pionierarbeit geleistet
.
Professor
Mallert war seines Wissens der erste Mensch, der einen Selbstversuch in dieser
ungewöhnlichen Form durchführte.
Mallert hatte
an Krebs im fortgeschrittenen Stadium gelitten. Inoperabel. Die Schmerzen
hatten ihn gefoltert. Sein ganzer Organismus war verseucht.
Bei vollem
Bewußtsein und klarem Verstand hätte er das Unabwendbare ertragen müssen. Er
wuchs über sich selbst hinaus und weihte den Freund und Kollegen Racker ein,
die Operation an ihm durchzuführen, sein Gehirn aus dem Kopf zu nehmen und
alles so zu vollziehen, wie er selbst es durchgeführt hätte, wäre das Schicksal
gnädiger mit ihm gewesen. Auf dem Papier hatte er hundertmal und mehr diese
Operationen vorgenommen. Theoretisch war alles klar. Mallert hoffte immer, ein
geeignetes Versuchsobjekt zu erhalten. Er hatte sich an Todkranke gewandt und
an Todeskandidaten, auf die der Elektrische Stuhl oder die Gaskammer warteten.
Er hatte ihnen auf seine Weise ein langes Leben versprochen. Aber niemand hatte
etwas davon wissen wollen, als er ihnen erklärte, in welcher Form sie
weiterexistieren würden.
Da war ihnen
das Schicksal, das ihnen gewiß war, lieber. Das Labor und der Operationssaal
blieben leer. Ein Dasein als lebendes Hirn, nicht wissen, was einen erwartete,
wie man empfand, ob man Schmerzen erdulden mußte - das alles waren ungelöste
Fragen, denen sich niemand aussetzen wollte. Ungewißheit war für Menschen
Weitere Kostenlose Bücher