1113 - Die Fratzen der Fresser
Hand zuckte zurück, als er wieder das Rumpeln hörte. Zudem war das Geräusch von links nach rechts kommend hinter der, Spiegelfläche entlanggehuscht.
Wer oder was befand sich dort?
War jemand in das Mauerwerk eingefügt worden? Hatte man vor langer Zeit auf diese Art und weise jemand töten wollen und es nicht geschafft, so daß der angebliche Tote jetzt noch lebte und als Geist in dem Mauerwerk des Schlosses herumspukte?
Viel Theorie, wenig Praxis. Nur wußte er aus Erfahrung, daß eigentlich nichts unmöglich war. Die andere Seite stellte die Naturgesetze des öfteren auf den Kopf.
Was er tun mußte, wußte er. Er würde den Spiegel zerstören müssen, um an das Geheimnis heranzukommen. Mit der Hand war es nicht zu schaffen, deshalb zog Suko seine Beretta hervor. Er trat so dicht an das Waschbecken heran, daß es ihn berührte. Kaum spürte er den Druck, hob er die rechte Hand mit der Waffe an. Er hielt den Lauf umklammert, weil er mit dem Griff zuschlagen wollte.
Kurz nur holte er aus.
Trotzdem war der Schlag mit großer Kraft geführt worden, und er traf die Fläche in der Mitte.
Suko hörte das helle und zugleich dumpfe Geräusch, mit dem der Spiegel auseinanderflog. Es bildeten sich zahlreiche Splitter, die teilweise im Waschbecken landeten und auch von einem Loch jenseits des Spiegels aufgesaugt wurden.
Der Inspektor war zurückgetreten. Er hatte sich bisher keine konkreten Gedanken darüber gemacht, was ihn hinter der Fläche erwartete. Mit dem Beginn eines Geheimgangs hatte er nicht gerechnet.
Suko wußte sofort, daß es sich hierbei nicht um einen normalen Gang handelte. Es war auch kein Ende zu sehen. Er schaute in den Tunnel hinein, in dem keine Stille herrschte, weil sich dort ein Sog mit den entsprechenden Geräuschen bewegte.
Dieser Sog drehte sich durch den Tunnel. Er hörte sich sehr hohl an. Eine lange Röhre führte in eine Welt, in der Suko kein Ziel sah.
Er fragte sich, ob dieser Sog das Poltern oder die anderen Geräusche verursacht hatte. Oder ob sie von einem Wesen stammten, das in dieser anderen Welt lebte?
Um das herauszufinden, mußte er durch die Öffnung und später in den Schacht hineinklettern. Suko war kein Zauderer. Er legte die Hände auf den Rand des Waschbeckens, um sich abzustützen.
Scherben steckten keine mehr im Rahmen. Sie lagen entweder in der Schüssel oder waren von der anderen Kraft tief angesaugt worden.
Im Vergleich zum Waschbecken war der Spiegel schon recht groß gewesen. Trotz seiner recht breiten Schultern paßte Suko hinein, wie er bei einem ersten Versuch feststellte.
Beim zweitenmal wollte er es richtig angehen. Er stemmte sich hoch. Mit dem rechten Knie berührte er bereits die Kante des Waschbeckens, als ihn etwas warnte.
Die Gefahr kam nicht von vorn. Sie hatte sich hinter seinem Rücken aufgebaut.
Suko drückte sein Bein zurück, stellte es nur kurz auf den Boden und drehte sich um.
Die Person konnte er nicht sehen, weil sie sich im Dunkeln aufhielt. Es war, eine Frau, wie er an der Stimme hörte. Und sie zielte mit einer Waffe auf ihn.
»Sehr schön, Mister!« flüsterte sie scharf. »Ich hatte es mir schon gedacht, daß man uns ein Kuckucksei ins Nest legen wollte. Aber wir finden alles, auch die faulen Eier. Und sie, so haben wir uns vorgenommen, werden wir zerstören…«
***
Lorenzo hatte kaum bei uns Platz genommen, als die dunkelhaarige Kellnerin mit dem Essen kam.
Es war in der Küche nicht nur gekocht, sondern dort schon angerichtet worden. Die Portion gebratene Pute lag auf dem Teller. Dazu gab es Reis und eine hellbraune Soße.
Wasser wurde ebenfalls auf den Tisch gestellt. Wer Bier trinken wollte, mußte es bestellen. Was die anderen taten, sahen wir nicht. Jedenfalls schoben Glenda und ich die Teller zur Seite, ein Zeichen, daß wir auf die Mahlzeit verzichten wollten.
Das gefiel dem smarten Lorenzo nicht. Er schüttelte den Kopf. »He, wollen Sie nichts essen?«
»Wir verzichten«, sagte Glenda.
»Oh, das ist schade. Der Koch hat sich gerade heute viel Mühe gegeben. Als hätte er genau gewußt, daß eine schöne junge Frau heute unter uns weilt.«
»Lassen Sie die faden Komplimente. Damit locken Sie mich nicht hinter dem Ofen hervor.«
Lorenzo lachte glucksend. »Sehr gut, mein Teure. Sie sind anders als die übrigen Gäste. Sie scheinen den Durchblick zu haben, wie man so schön sagt.«
»Ja, das ist durchaus möglich.«
»Was wissen Sie denn?«
»Daß es bei dieser Glücksreise nicht mit rechten Dingen
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