1125 - Ein Feuergruß vom Teufel
Flammen sich an seiner Brust festgefressen hatten. Aber er hörte so etwas wie eine Explosion.
Es riß die beiden Zungen entzwei. Vor seinen Augen entfaltete sich der Vorhang. Er konnte sich nicht wehren, die Feuerzungen waren irrsinnig groß geworden. Sie reckten sich dabei so stark in die Höhe, daß sie über seinen Kopf hinwegreichten.
Sein Sichtfeld war eingeschränkt. Er sah die verdammte Person an der Theke sehr verschwommen, und dann spürte er den ersten Hitzestoß. Ob es auch eine Hitze war, wußte er selbst nicht so genau.
Er verband eben Feuer mit Hitze, und dieser Gedanke daran gab ihm plötzlich eine Kraft, mit der er selbst nicht gerechnet hatte.
Der Mann drehte sich auf der Stelle. Er merkte, daß es ihm möglich war. Er merkte auch, daß er laufen konnte, und Roxy befand sich jetzt hinter seinem Rücken.
Vor ihm lag der Ausgang. Da befanden sich die Fensterscheiben. Das alles wußte der Mörder. Nur hatte er die Orientierung völlig verloren. Er wußte nicht genau, wohin er rennen sollte, und so setzte er sich kurzerhand in Bewegung.
Daran konnte auch Roxy nichts ändern. Es paßte ihr nicht, aber es war für eine Reaktion bereits zu spät.
Da hatte der Ölige das Fenster beinahe erreicht. Seine nächste Handlung war bestimmt nicht von ihm selbst gelenkt worden. Aus dem Laufen heraus stieß er sich ab. Der Körper lag plötzlich flach in der Luft und war noch immer von diesem Vorhang eingehüllt.
Beide Hände wuchtete er zuerst gegen das Glas.
Kein Schrei war zu hören. Aber das Splittern der Scheibe. Zusammen mit den Glasresten hechtete der Anführer des Trios nach draußen auf den Gehsteig…
***
Es wäre für uns vielleicht besser gewesen, wenn wir mit der U-Bahn gefahren wären, aber wir wollten flexibel sein. Deshalb hatten wir uns für den Rover entschieden, auch wenn der Verkehr wieder einmal knüppeldick war. Aber was sagte ich da? Jeder, der London einmal besucht hat, kennt dieses Problem.
Diesmal war die Wahl auf Suko gefallen, und so hatte er sich hinter das Steuer gesetzt. Er war ein Mensch, der seine Emotionen besser unter Kontrolle hatte als ich. In diesem Fall allerdings ärgerte er sich über das ewige Stop-and-Go. Nur sprach er nicht darüber. Den Ärger las ich von seinem Gesicht ab.
Daß wir einen Parkplatz erwischen würden, davon konnten wir nicht ausgehen. Aber wir waren dienstlich unterwegs und würden es schon schaffen, den Rover irgendwo abzustellen.
Düsteres Frühherbstwetter lag über London. Ein schiefergrauer Himmel mit dicken Wolken, aber kein Regen. Da gab es eben nur diese graue Tönung, die sich auch in die Straßen hineindrückte und alles fahl anmalte.
Unser Ziel lag an der Grenze zu Soho. Allerdings mehr in diesem geschichtsträchtigen Stadtteil, der in den letzten Jahren saniert worden war. Zumindest ein Teil davon, denn es gab auch noch die alten Ecken und nicht nur die, in die sich die Schönen und Reichen zurückgezogen hatten.
Wir mußten hin zum Ursprung, wo noch »normale« Menschen lebten. Zwischen Läden und kleinen Geschäften. Da gab es auch die Kneipen und Bars, die zumeist von Männern besucht wurden, und eine derartige Bar mußte auch Roxy betreiben.
Wir hatten ähnliche Lokalitäten schon erlebt. Sie dienten als Streßabbau für geplagte Büromenschen, die in der Mittagspause mal etwas anderes sehen wollten als staubige Akten.
Ampeln, kleine Staus. Autos, die parkten und entladen wurden. Dazwischen die Fußgänger, die über die Straße tänzelten und sich durch die Lücken zwischen den haltenden Autos quetschten.
Wir standen mal wieder und warteten auf das Umschalten der Ampel, was sich noch einige Sekunden hinzog. Auf dem Gehsteig stand ein Bobby mit in die Hüften gestützten Händen. Kopfschüttelnd schaute er auf den langen Stau vor sich.
Aber auch er löste sich auf. Wir krochen nach Soho hinein, in das Labyrinth der Einbahnstraßen, fuhren einmal um einen Block herum, und es wurde uns dabei ein Blick auf die neuen und modernen Geschäftshäuser gestattet, die ihre Bürotürme in die Höhe streckten.
Hier arbeiteten die Männer, die am Mittag Abwechslung suchten und ihre sterilen Buden fluchtartig verließen. Natürlich nicht alle, doch es gab genügend Kunden, um die einschlägigen Bars existieren zu lassen.
»Eine Bar zu betreiben«, sagte ich leise, »ist eigentlich keine schlechte Tarnung.«
Suko nickte. »Und weiter?«
»Nichts.«
»Wenn man einen Zweitberuf hat.«
Ich lachte. »Beruf ist gut. Bei dieser Roxy
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