1126 - Duell in der Hölle
ebenfalls feucht schimmerte. Die Straße war momentan leer. Es fuhr kein Wagen mehr vorbei. Die Bewohner waren zu ihren Arbeitsstellen gefahren und würden erst gegen Abend zurückkommen.
Der übliche Kreislauf eines normalen Tages. Kein Grund zur Unruhe, aber die blieb bei Sarah.
Dann sah sie den dunklen Wagen.
Es war ein Taxi.
Wegen des trüben Wetters hatte der Fahrer das Licht eingeschaltet. Der gelbblasse Schein ließ die Tropfen funkeln. Der Wagen kam von der rechten Seite, er fuhr sehr langsam, ein Zeichen, daß Fahrer und auch Fahrgast etwas suchten.
Sarah konnte sich gut vorstellen, daß sie Besuch erhielt. Nein, nicht nur das. Sie wußte es. Ja, sie wußte, daß der Fahrgast zu ihr oder zu Jane wollte.
Und sie hatte recht.
Der Wagen stoppte vor ihrem Haus. Wegen der nicht sehr klaren Luft und wegen der Scheiben, war es für Sarah nicht möglich, genau zu erkennen, wer im Taxi saß und zahlte. Aber die Person stieg aus, und für einen Moment weiteten sich die Augen der Horror-Oma.
Es war eine Frau!
Sie trug einen hellen Mantel, drehte sich jetzt dem Haus zu und blieb noch für eine Weile auf dem Gehsteig stehen, um einen Blick durch den Vorgarten auf die Fassade zu werfen, als wollte sie sich vergewissern, daß sie das richtige Ziel erreicht hatte.
Den Mantelkragen hatte sie hochgestellt. Der Regen nieselte auf ihre blonde und rote Haarfülle. Ihr Gesicht war noch immer nicht genau zu erkennen. Die Person war der Horror-Oma fremd, aber sie ging davon aus, daß sie ihr Ziel erreicht hatte.
Mit recht zügigen Schritten durchquerte sie den Vorgarten. In Sarahs Hirn überschlugen sich die Gedanken. Auch als die Frau näher an das Haus herangekommen war, blieb sie ihr unbekannt. Sarah nahm mittlerweile an, daß dieser Besuch nicht ihr galt, sondern Jane Collins. Es kamen hin und wieder Klienten zu ihr, um mit ihr über anstehend Aufgaben zu sprechen.
Sarah wunderte sich trotzdem. In der Regel teilte Jane Collins ihr mit, wenn sie Besuch erwartete.
Das schien in diesem Fall nicht so gewesen zu sein.
Lady Sarah ging auf die Haustür zu. Ihre innere Spannung hatte noch zugenommen. Sie überlegte, ob sie nicht Jane herholen sollte. Dazu allerdings war es zu spät, denn die fremde Frau hatte die Haustür schon erreicht. Bevor sie klingeln konnte, öffnete Sarah.
Ein lächelndes Gesicht schaute sie an. Die Fremde war eine Person, die wußte, was sie wollte. Zumindest konnte man nach ihrem Auftreten darauf schließen. Sie war ziemlich groß, nicht mehr zu jung, und auch nicht gertenschlank. Eine wie sie setzte sich durch im Leben. Auch als sie lächelte, konnte sie den harten und leicht fordernden Ausdruck der blassen, grünlichen Augen nicht überdecken.
Sarah riß sich zusammen. Sie wollte sich die Spannung nicht anmerken lassen. »Guten Tag«, sagte sie und fuhr schnell fort. »Wie ich sehe, wollen Sie zu mir?«
»Ja… das schon, aber…«
»Oder zu Jane Collins?«
Die fremde Frau lächelte breit. »Das haben Sie genau erfaßt, Mrs…«
»Ich heiße Sarah Goldwyn.«
»Mein Name ist Roxy Irons.« Sie streckte der Horror-Oma die Hand entgegen. »Freut mich.«
Sarah wollte nicht unhöflich sein und erwiderte den Händedruck der Fremden, der so gar nicht der einer Frau entsprach, denn er war recht hart und kräftig. Das Lächeln war nicht aus dem Gesicht verschwunden, aber es wirkte wie eingeklebt und kam der Horror-Oma sehr gezwungen vor.
»Wollen Sie nicht eintreten, bitte?«
»Gerne, danke. Das Wetter ist wirklich zu schlecht geworden, obwohl wir ja Regen gebrauchen können.«
»Da sagen Sie was.« Sarah trat zur Seite, um der Besucherin Platz zu schaffen. Sie trat auf der Matte ihre Schuhe ab, schaute sich kurz und prüfend um, wobei Lady Sarah auffiel, daß sie keine Handtasche bei sich trug. Für eine Frau eigentlich etwas ungewöhnlich. Auch die Blicke registrierte sie, und die ehemalige Vorahnung wuchs bei ihr zu Mißtrauen an.
»Wollen Sie den Mantel nicht ablegen?« erkundigte sich Sarah. Er war nur locker zugeknöpft.
Durch die Lücken schimmerte die grüne Farbe eines Kleides.
»Danke, später vielleicht.« Roxy schaute sich um. »Es ist ruhig hier. Komme ich ungelegen? Ist Jane Collins nicht hier?«
»Zu ihr wollen Sie?«
»Ja, wenn möglich.«
Normalerweise hätte die Horror-Oma nach Jane gerufen, das unterließ sie in diesem Fall, weil ihr die Klientin nicht sonderlich sympathisch war. Sie führte sie auch nicht tiefer in das Haus hinein, sondern blieb mit ihr im Flur
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