1126 - Duell in der Hölle
mit zahlreichen Videokassetten.
Aber es gab auch Bücher. Sie drängten sich in den anderen Regalen zusammen, und die Inhalte beschäftigten sich zumeist mit Mythen und Legenden, aber auch mit Geschichte und Naturwissenschaft. Es hatte lange gedauert, diese ungewöhnliche Bibliothek zu füllen. Unzählige Stunden hatten Sarah und Jane auf Flohmärkten verbracht und nach den entsprechenden Büchern Ausschau gehalten. Aber sie waren fündig geworden und hatten die Regale auffüllen können.
Zudem war diese Bibliothek auch wichtig für einen Mann namens John Sinclair. Oft genug hatte er sich Informationen über bestimmte Themenkreise oder Personen besorgt, und so manches Mal hatten Jane und Sarah ihm auch weiterhelfen können.
Damit der Raum unter dem Dach nicht zu dunkel war, fiel Licht durch recht große, quadratische Fenster in der weiß gestrichenen Holzdecke.
Die letzte Rechnung war fertig, und Jane rollte mit ihrem Stuhl ein Stück zurück. Sie bog den Rücken durch, faltete die Hände hinter dem Nacken zusammen und schaute gegen die helle Decke. Dabei überlegte sie, wie der Tag wohl weiterhin ablaufen würde. Irgendwie hatte sie keine Lust, im Haus zu bleiben. Auch wenn das Wetter mies war, nach dieser langweiligen Arbeit verspürte sie den Wunsch, nach draußen zu gehen und ein wenig zu bummeln.
Sie dachte auch daran, daß sie Sheila Conolly vor nicht allzu langer Zeit einen kleinen Stadtbummel versprochen hatte. Durch die Geschäfte streifen, sich die neue Herbstmode anschauen, einen Kaffee und einen Wein trinken, etwas essen, um dann weiterhin durch die Passagen zu schlendern. Covent Garden kam ihr in den Sinn. Dort fand sie immer Geschäfte mit Waren, die sie interessierten.
Sheila würde bestimmt zusagen. Zu gern schlenderte auch sie durch die Geschäfte.
Jane hatte schon die Hand ausgestreckt, um nach dem Hörer zu greifen, als sie starr sitzenblieb und den Arm zurückzog. Sie hatte etwas gehört. Die Tür zum Dachgeschoß war nicht geschlossen, so fielen ihr die Schritte auf der Treppe auf, die sich dem oberen Geschoß näherte.
Sarah kam.
Jane lächelten. So gern sie die Horror-Oma auch mochte, aber mit auf den Shopping-Bummel wollte sie die Horror-Oma nicht nehmen, und das würde Sarah auch verstehen.
Etwas stimmte nicht.
Es lag am Geräusch der Tritte. Jane konzentrierte sich noch stärker und fand heraus, daß sich nicht nur eine Person dem Dachgeschoß näherte.
Zwei waren es mindestens.
Jane stand auf. Sie wollte zur Tür gehen und die Treppe hinabschauen. Vom Schreibtisch aus konnte sie nichts sehen, denn er stand mit einer Seite an der Wand.
Die Tür war nicht zugefallen. Zur Hälfte stand sie offen. Jane hatte sie mit wenigen Schritten erreicht und zog sie ganz auf.
Sarah Goldwyn befand sich schon auf den letzten Stufen der Treppe. Sie ging sehr langsam und hatte den Kopf angehoben. Das Licht war hier bestimmt nicht besonders gut, dennoch sah Jane, daß mit Sarah etwas nicht stimmte. Ihr Gesicht war einfach zu ernst, und sie glaubte auch, eine Warnung in ihren Augen erkennen zu können.
Es mußte an der Besucherin liegen, die Sarah mitbrachte. Die fremde Frau ging hinter ihr her. Da zwei Stufen zwischen ihnen lagen, wurde sie von Sarah verdeckt. Jane erkannte nur, daß es sich um eine weibliche Person handelte.
»Besuch?« fragte sie leicht erstaunt. Sie war in der offenen Tür stehengeblieben.
»Ja, für dich.«
»Und wer…«
»Das wird sie dir selbst sagen.«
Auch diese Antworten verwunderten Jane. So sprach Sarah normalerweise nicht. Sie schien unter einem Druck zu stehen. Sie ließ sich auch durch Janes Anwesenheit nicht stoppen und schob die Detektivin über die Schwelle hinweg zurück ins Arbeitszimmer. So bekam sie Platz für sich und die Besucherin. Jane Collins sah sie jetzt zum erstenmal richtig.
Sie kannte die Frau mit den rotblonden Haaren nicht. Sie war größer als Sarah, auch größer als Jane und ziemlich kräftig gebaut. Trotz des Mantels, den sie trug, fielen ihre breiten Schultern auf. Ebenfalls das Gesicht mit den etwas hart wirkenden Zügen, die auf eine wilde Entschlossenheit hindeuteten.
Sarah ging zur Seite. Sie wich dabei Janes Blick aus, was der Detektivin und ehemaligen Hexe auch nicht gefiel. Hier bahnte sich etwas Ungewöhnliches an, das spürte Jane Collins mit jeder Faser ihres Körpers.
Die Fremde blieb stehen. »Jane Collins«, sagte sie nur.
»In der Tat. Kennen wir uns?«
»Nein.«
»Wer sind Sie denn?«
»Ich heiße Roxy
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