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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen aufschlug, sah ich Sie. Und Sie hielten meine rechte Hand fest, John.«
    Michelle strich ihre Haare zurück. »Halten Sie mich jetzt für völlig übergeschnappt, John?«
    »Nein.«
    »Das war nicht ehrlich.«
    »Doch, es war ehrlich!« bestätigte ich. »Welchen Grund hätte ich haben sollen, Sie anzulügen?«
    Michelle überlegte. »Weil… weil doch einfach genügend Irre, Eingebildete und auch Psychopathen in der Welt herumlaufen. Egal, ob Frauen oder Männer.«
    »Das stimmt«, gab ich zu. »Aber ich sehe Sie nicht als Psychopathin an.«
    »Als was dann?«
    »Als einen normalen Menschen.«
    »Danke, John, das tut gut, wenn es mir ein Fremder sagt. Nur bin ich nicht der Meinung.«
    »Das steht Ihnen frei, Michelle. Aber sollten Sie mir nicht den Grund sagen? Ich meine nur, wenn es nicht zu indiskret ist. Schließlich kennen wir uns erst seit wenigen Minuten.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Ich habe nicht das Gefühl. Ich meine, daß Sie mir so vertraut vorkommen. Da ist etwas zwischen uns. Mir würde es nichts ausmachen, Ihnen mehr über mich zu erzählen.«
    »Dann tun Sie es.«
    Zum erstenmal hörte ich sie lachen. »Nein, hören Sie auf. Sie haben bestimmt etwas anderes vor, als sich die Sorgen einer leicht übergeschnappten Person anzuhören. Ihre Frau wird auf Sie warten…«
    »Erstens bin ich nicht verheiratet, und zweitens sind Sie für mich keine übergeschnappte Person.«
    »Tja,« murmelte sie vor sich hin, »im Prinzip haben Sie ja recht. Ich muß froh sein, Sie getroffen zu haben, John.«
    »Das wird sich noch herausstellen.«
    Wieder mußte sie lachen. »Jetzt sagen Sie nicht, daß Sie gefährlich sind und und Frauen quälen.«
    Ich zwinkerte ihr zu. »Weiß man’s?«
    Mein Lächeln gab ihr preis, daß ich gescherzt hatte. Michelle schien aufzublühen und ihren Zustand vergessen zu haben. Sie wechselte plötzlich das Thema. »Ich bin Malerin.«
    »Interessant.« Den Kalauer, daß ich nur Kaffee mahlen konnte, verbiß ich mir.
    Michelle Maron winkte ab. »So dürfen Sie das nicht sehen, John. Ich male zwar, aber große Erfolge habe ich damit noch nicht erreichen können. Ich kann davon leben, denn ich entwerfe auch noch Logos für irgendwelche Firmen. Das ist eigentlich mein Hauptberuf.«
    »Dann sind Sie Graphikerin?«
    »Mehr oder weniger. Das Malen ist natürlich mein Hobby. Hin und wieder stellt eine Galerie meine Bilder auch aus.« Sie zuckte mit den Schultern. »Berauschend ist es nicht.«
    »Stellen Sie nicht Ihr Licht unter den Scheffel?«
    »Nein, auf keinen Fall. Außerdem habe ich in der letzten Zeit nicht mehr die richtige Ruhe, um malen zu können. Es liegt nicht an der Kreativität, die ist noch vorhanden, nur gibt es da eine Mauer, die zwischen dem Wollen und dem Umsetzen steht. Das ist verrückt, aber leider eine Tatsache.«
    Ich runzelte die Stirn. »Schaffen Sie es denn nicht, diese Mauer einzureißen?«
    »Nein.«
    »Was ist der Grund?«
    Michelle wurde ernst. »Wie soll ich das sagen, John? Ich habe sie mir nicht selbst aufgebaut. Sie ist gekommen, verstehen Sie? Einfach so. Die innere Mauer, errichtet aus Angst.« Sie schluckte. »Ja, es ist die große Angst.«
    »Wovor?«
    Sie senkte den Kopf. »Das kann ich nicht einmal so genau sagen. Das heißt, ich kann es schon, aber…«
    Ich unterbrach sie. »Vorhin erzählten Sie mir von Ihren Halluzinationen, Michelle. Hat Ihre Angst damit zu tun?«
    Sie fühlte sich ertappt. »Ja, das hat sie. Dabei weiß ich nicht, ob es Halluzinationen sind.«
    »Wie kommt das? Kennen Sie denn da Unterschiede?«
    »Nein, das wohl nicht. Aber ich kann mir vorstellen, daß Halluzinationen anders sind. Bei mir schwingt alles mehr der Wirklichkeit entgegen, wenn Sie verstehen.«
    »Nicht ganz…«
    »Nun ja, ich will es mal so sagen. Halluzinationen haben etwas zu bedeuten. Ich komme mir vor wie ein Mensch, der verfolgt wird, ich höre Stimmen, ich sehe Wesen, wo andere keine sehen.«
    »Welche Wesen denn?«
    Sie überlegte und schaute mich zweifelnd an, ob sie überhaupt darüber reden sollte. Erst als sie mein aufmunterndes Lächeln sah, faßte sie Mut.
    »Sie sehen aus wie Mönche in ungewöhnlichen Kutten. Rote oder rötliche Kutten. Graue Gesichter und spitze Hüte auf den Köpfen«, flüsterte sie.
    »So stellen sich kleine Kinder Zauberer vor. So treten sie auch manchmal auf der Bühne auf. Dann halten diese Wesen seltsame Gegenstände in den Händen. Ich weiß nicht, ob es Lanzen sind. Zumindest sehen sie so aus, aber sie haben keine

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