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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Spitzen. An ihren oberen Enden stecken Kugeln.« Sie schaute sich scheu um und stellte fest, daß wir nicht beobachtet wurden. »Diese Wesen sah ich auch kurz vor meinem Zusammenbruch. Plötzlich wäre eine der Gestalten hier. Nur ich habe sie gesehen, und dann kippte ich weg. Sie haben mich schließlich gefunden, nachdem ich das Glas zerbrochen hatte.« Wie zur Bestätigung schaute sie auf ihre umwickelte Hand.
    »Dann war da noch die Sache mit dem Messer«, fuhr ich in ihrer Erklärung fort.
    »Ja, so ist es. Das Rasiermesser, das neben der Schale mit dem Blut stand. Im Hintergrund warteten die Kuttenträger wie böse Zuschauer. Sie wollten meinen Tod.«
    Wahrscheinlich nahm Michelle an, daß ich sie auslachte, doch das tat ich nicht. Ich blieb gelassen und hielt mich auch mit einem Kommentar zurück. Michelle blickte mich mit der Erwartung an, eine Erklärung zu bekommen, aber ich runzelte nur die Stirn.
    »Bin ich nun eine Spinnerin?« Ich verkniff mir eine Antwort auf die Frage. »Lassen wir das mal dahingestellt sein, Michelle. Ich möchte Sie nur fragen, ob Sie diese Halluzinationen schon öfter erlebt haben. Oder war dies einmalig?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich habe sie schon gehabt. Nicht so direkt und intensiv. Es waren mehr die Stimmen, die ich hörte. Und wenn ich mich umschaute, habe ich niemand gesehen, der in meiner Nähe stand. Aber ich war davon überzeugt, Stimmen gehört zu haben. Ein echtes Flüstern in den Ohren. Nur war niemand zu sehen. Als hätte ich Besuch aus dem Geister-oder Totenreich bekommen.« Sie versuchte ein Lächeln. »Klingt komisch, ich weiß, aber es ist so.«
    »Die Bedrohung verstärkte sich also.«
    »Ja, John, da haben Sie recht. Es wurde immer schlimmer. Ich stand und stehe jetzt noch vor einem Rätsel. Mir ist, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich habe zwar noch Halt, aber keinen festen. Irgendwie stehe ich auf schwankendem Terrain und muß jeden Moment damit rechnen, in die Tiefe geschleudert zu werden. Und eine Erklärung habe ich auch nicht, wenn ich ehrlich bin.«
    »Das kann ich mir denken, Michelle. Sie haben sich auch niemals in Ihrem Leben mit der dunklen Seite beschäftigt, die es ja auch gibt.«
    Etwas zweifelnd blickte sie mir in die Augen. »Was meinen Sie denn damit, John?«
    »Nun ja, ich denke da an die Magie. An die Mächte jenseits des Sichtbaren.«
    Michelle blieb in den folgenden Sekunden still. Überhaupt mußten wir beide den Eindruck bekommen, auf einer Insel zu sitzen, denn der Trubel in der Passage ging an uns vorbei.
    »Sie möchten eine Antwort - oder?«
    »Wenn es geht, schon.«
    »Ja, ja.« Michelle nickte. »Es ist nicht einfach. Natürlich habe ich daran gedacht, auch wenn mir der Begriff Magie nicht in den Sinn gekommen ist. Ich… ja … führte es mehr auf meine Halluzinationen zurück. Dabei blieb es dann.«
    »Könnten Sie sich denn damit anfreunden, daß es Mächte gibt, die für uns in einem nicht sichtbaren Bereich liegen?«
    Michelle staunte. »Das ist aber eine seltsame Frage, doch nicht aus der Luft geholt, nehme ich an. Ja, ich glaube daran. Ich gebe es zu und wundere mich zugleich, daß ich gegenüber einem Menschen, den ich erst seit einigen Minuten kenne, so offen bin. Es muß ja so sein. Ich gehe davon aus, daß diese Kräfte frei geworden sind und mich als einen Zielpunkt ausgesucht haben. Eine andere Erklärung kann ich Ihnen nicht bieten, John.« Sie drehte ihr Glas. »Wobei ich mir nicht vorstellen kann, weshalb diese Mächte gerade mich gesucht haben, um den Kontakt mit mir aufnehmen zu wollen.«
    »Das weiß man selten. Es muß an Ihnen liegen. Möglicherweise an Ihrem Beruf.«
    »Weil ich Malerin bin?« Sie lachte mich jetzt fast aus. »Bitte, John, das glauben Sie doch selbst nicht.«
    »Immerhin sind Sie als Künstlerin eine sensible Person, Michelle. Sie sind sehr empfänglich für Stimmungen, Einflüsse und auch Ideen, denke ich. Denken Sie an die künstlerischen Blockaden, die Sie sicherlich manchmal erleben. Dann baut sich eine Mauer vor Ihrem Kopf auf, und es fällt Ihnen nichts ein.«
    »Oh, Sie scheinen mich gut zu kennen.«
    »Nicht unbedingt. Ich versuche nur, mich ein wenig für Sie zu interessieren.«
    »Ja, das ist so eine Sache.« Sie räusperte sich. »Es ist möglich, daß es damit zusammenhängt, obwohl ich das nicht glaube. Ich habe auch mit Kollegen gesprochen. Sie kennen die Blockaden, die tiefen Täler, in die sie hineingestürzt werden. Das ist alles gut und schön,

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