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1130 - Aufstand im Vier-Sonnen-Reich

Titel: 1130 - Aufstand im Vier-Sonnen-Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der Theokraten war geschickt genug, den Regierungsbetreuern die Schuld für dieses grausige Ereignis zu geben.
    Duurn Harbelon, der Betreuer für die Sparte Raumfahrt, hatte keinen Zweifel, daß die Theokraten nur auf eine derartige Gelegenheit gewartet hatten.
    Im Lauf der letzten Zeit hatten sich die Konflikte zwischen der Regierung und der privilegierten Priesterkaste zugespitzt. Die Theokraten, die sich selbst als die Einzig Wahren Diener Seth-Apophis' bezeichneten, fürchteten um ihren Einfluß in der Bevölkerung, seit die neue Generation Betreuer das Bild der Hüterin und Lehrmeisterin des sooldockschen Volkes zu entmystifizieren suchte.
    Für die Theokraten war Seth-Apophis eine Gottheit, ein transzendentales Wesen, das sich jeglichem Verständnis entzog und alleinige Schöpferin allen Seins war. Durch Gebete und Opfergaben und durch unbedingten Gehorsam sollte der Gnade gedankt werden, die sie den Sooldocks erwies, und die Priester hielten sich für die Auserwählten, durch deren Hände die Opfer weitergereicht werden mußten.
    Wie ein Staat im Staate lebten die Theokraten in ihren Palästen und den mit verschwenderischer Pracht ausgestatteten Opferungshallen auf den Inseln in den Myriaden Flüssen und Seen Vruggs und beobachteten argwöhnisch die aufklärerischen Tendenzen in den großen Städten des Planeten.
    Die siebzehn neuen Betreuer des Vier-Sonnen-Reiches, die von den Mann- und Frauenberatern ernannt wurden und gemeinsam die Regierung bildeten, waren um ein pragmatisches Verständnis jener mächtigen Entität bemüht, die sich den Sooldocks seit Jahrhunderten schon als Seth-Apophis manifestierte.
    Unterstützt von philosophischen Denkschulen, setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, daß Seth-Apophis keine Gottheit im religiösen Sinn, sondern eine ungeheuer hochentwickelte Wesenheit war, die Sooldocks aus uneigennützigen Motiven unterstützte. Eine weise, gütige Mentorin, der Dank und Verehrung gebührte.
    Der Unterschied zwischen diesen beiden Denkrichtungen war nur minimal, und beide Gruppen waren sich einig in ihrem unbedingten Gehorsam und ihrer unerschütterlichen Treue zu Seth-Apophis.
    Aber eine pragmatisch erfaßbare, hochentwickelte Wesenheit benötigte - im Gegensatz zu einer transzendentalen Gottheit - keine Opfergaben, keine Priesterkaste als Mittler zwischen den Gläubigen und dem Gott, und dies bedrohte die Privilegien der Theokraten.
    Grimm wallte in Duurn Harbelon auf, während er durch den Gleiterhangar hastete, gefolgt von dem Mannberater Zwatlo, der wie ein Gummiball über den Kunststoffboden der weiträumigen Halle hüpfte.
    Dies ist kein Glaubenskrieg, dem wir uns gegenübersehen, erkannte der Betreuer. Es ist ein Machtkampf. Die Theokraten nutzen Seth-Apophis' Schweigen, um die rechtmäßige Regierung zu stürzen. „Hier, Betreuer!" gellte ein Ruf durch den Lärm des Gleiterhangars.
    Harbelon wandte sich schwerfällig nach links und steuerte auf eine eiförmige, schmucklose Maschine mit stummeiförmigen Tragflächen zu. Die Luke war geöffnet; mehrere Soldaten hatten sich daneben postiert.
    Aus den Bogengängen, die jenseitige Wand durchbrachen, strömten in immer schnellerer Folge Bewaffnete und bemannten die beiden Geschwader Panzergleiter, die startbereit auf den elektromagnetischen Katapulten ruhten.
    Die beiden Geschwader - insgesamt zwanzig Maschinen - würden einen Ablenkungsangriff fliegen und Harbelon Gelegenheit geben, unerkannt das Regierungsviertel zu verlassen.
    Der Betreuer zwängte sich durch die schmale Luke und nahm vor dem Steuerpult Platz.
    Geschmeidig glitten seine dreifingrigen Hände über die Kontrollen.
    Dioden flammten auf.
    Monitoren wurden hell; einige zeigten aus verschiedenen Perspektiven den Hangar, andere farbige Diagramme oder Falschfarbenprojektionen.
    Etwas rumpelte hinter Harbelon.
    Der Mannberater hatte den Gleiter bestiegen, und Sekunden später zeigte ein optisches Signal, daß sich die Luke automatisch verriegelt hatte.
    Harbelon atmete heftig. Er war nervös und hatte Angst.
    Was war, wenn die Theokraten inzwischen die Luftverteidigung ausgeschaltet hatten? Oder wenn der Ablenkungsangriff fehlschlug?
    Aber er mußte Erfolg haben.
    Seine Mission war zu wichtig. Von ihrem Gelingen hing das Überleben der Regierung und vielleicht auch das der sooldockschen Zivilisation ab. „Nur ruhig", brummte der Betreuer. „Alles zu seiner Zeit."
    Zwatlo gab ein mißbilligendes Zischen von sich. „Führst du wieder Selbstgespräche?" tadelte

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