1136 - Die letzten Maahks
nicht zu befürchten, auf vergeistigte Wesen zu stoßen.
Hoffnung breitete sich in ihm aus. Vielleicht war er tatsächlich gerettet, durch eine unerklärbare Fügung des Schicksals.
Einem Impuls der Erleichterung nachgebend, flog Gerk 336 ein Stück in den großen Raum hinein.
Der Homonide auf dem Steg entdeckte ihn zuerst. Er streckte einen Arm aus und deutete in Richtung des Fundamentalisten. Dann stieß er einen schrillen Schrei aus. Die Köpfe der anderen Wesen ruckten herum. Alle blickten jetzt zu Grek 336 herüber.
Die meisten begannen zu schreien.
*
Der achtundzwanzigste Anrufer, den Pharao Nietar in dieser Nacht beruhigen mußte, war seine eigene Frau.
„Mir hättest du es wenigstens sagen können", beklagte sie sich, kaum daß sie zu ihm durchgekommen war.
„Keiner von uns wußte davon", beteuerte er. „Das ist weder eine Probe, noch ein Experiment. Wir wissen nicht, was es ist."
Auf dem Bildschirm konnte er sehen, daß sie noch nicht geschlafen hatte. Das Fernsehund Videonetz war an autarke Energieversorgungsanlagen angeschlossen, die über Satellit gesteuert wurden. Deshalb war es rund um Lyon nicht zusammengebrochen.
Pharao sah, daß in ihrer Wohnung alle Lichter ausgefallen waren, aber der Bildschirm gab genügend Helligkeit ab, daß er seine Frau beobachten konnte. Sie trug ein Plakettenkostüm und eine Schaumkrausstola. In einer Hand hielt sie einen ausgepreßten Drinkschwamm.
„Wie lange wird es dauern?" wollte sie wissen. „Wann kommst du nach Hause?"
Er dachte an all die Anrufer, die jetzt vergeblich zu ihm durchzukommen versuchten. Er mußte zusehen, daß er Martina los wurde.
„Ich weiß es nicht", antwortete er. „Du kennst Nicole! Solange das hier nicht geklärt ist, wird sie uns nicht weglassen. Es kann Stunden dauern." Er merkte, daß er schon zu viel gesagt hatte. „Sprich mit niemanden darüber", fügte er matt hinzu.
„Ich komme aus den Aufregungen nicht heraus", sagte Martina Nietar. „Heute Abend diese Aufregung mit dem Roboter bei der Modenschau und nun der Energieausfall."
„Ja, Martina", sagte er höflich.
„Kannst du dir den Aufruhr vorstellen, als er plötzlich durch die Hintertür in den Vorführsalon kam?" rief sie aus. „Die meisten Kunden Esthers waren so geschockt, daß sie nicht wußten, was sie tun sollten. Ich frage mich, wie er dorthin gekommen ist."
Pharao warf seinen Kollegen hilflose Blicke zu.
„Was war das für ein Roboter?" erkundigte er sich.
„Er war ziemlich groß, vier Meter oder mehr. Er schwebte lautlos herein. Er sah aus wie ein kleines Unterseeboot, das hochkant in der Luft herumfliegt." Ihre Stimme wurde lauter.
„Einige meinten, daß er ein Paar Tentakelarme hatte."
„Vermutlich war es ein Reinigungs- oder Reparaturroboter", meinte Pharao.
„Er riß Dekorationspuppen um und brach durch die Ladenscheibe nach draußen ins Freie", fuhr Martina fort. „Ich glaube, er hat die Scheibe übersehen. Als wir auf die Straße kamen, war er bereits verschwunden. Esther hat bei der Kommune angerufen, aber niemand wußte etwas von einem verschwundenen Roboter. Sie meinten, diesen Typ gäbe es nicht. Esther hat jeder Kundin einen Gutschein gegeben - wegen der Aufregung."
Sie drehte sich um die eigene Achse. „Ich habe diese Schaumkrausstola ausgewählt."
Pharao sagte: „Ich muß jetzt an die Arbeit, Liebes. Mach dir keine Sorgen."
Er unterbrach die Verbindung, bevor jemand etwas sagen konnte.
Er lehnte sich zurück, doch da meldete sich bereits der nächste Anrufer.
Es war Sirp Hancoa vom Allgemeinen Textdienst. Wie immer trug er ein kariertes Hemd und einen Stetson. Er hatte sein Katastrophengesicht aufgesetzt und sagte: „Es handelt sich um einen Angriff, nicht wahr? Wann werden wir Nicole auf einer Konferenz hören?"
Pharao blickte durch die Glassitscheibe zu Nicole hinüber. Sie sprach mit jemand. Als sie aufblickte und zu den Spezialisten heraussah, hob sie einen Arm und deutete mit dem Daumen nach oben.
Gleich darauf erklang ihre Stimme.
„HQ-Hanse!" rief sie triumphierend. „Wir kommen voran!"
„HQ-Hanse!" wiederholte Sirp, und sein finsteres Gesicht bekam noch ein paar Falten mehr. „Es ist also eine Invasion. Irgend etwas stimmt nicht mit dem Zeitdamm. Pharao, meine Kunden haben ..."
„Wir wissen nicht, was es ist, Sirp", unterbrach Nietar ihn geduldig. „Aber wir sind der Sache auf der Spur, in ein paar Minuten ist alles wieder in Ordnung."
Als führte eine gutgesinnte Macht Regie, kehrte in
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