1138 - Zurück aus der Hölle
überraschend erwischte es ihn mit der Wucht einer Orkanbö. Ob ihm die Tür entgegenflog, ob er anders einen Schlag erhielt, das wusste er nicht. Er fühlte sich plötzlich in die Höhe gehoben und wurde mit einer immensen Wucht zurück bis gegen die Wand geschleudert. Er spürte noch den stechenden Schmerz im Hinterkopf beim Aufprall, dann sackte er in die Knie und blieb liegen…
***
»Nun?« fragte Reinke, »was hat ihr Partner gesagt?«
Dagmar Hansen blickte für einen Moment nachdenklich zu Boden. »Der Kollege ist noch nicht von ihm gefunden worden«, erwiderte sie mit spröder Stimme.
»Was bedeutet das?«
»Ich weiß es nicht.«
Reinke lächelte. »Haben Sie ein gutes oder ein schlechtes Gefühl?«
»Mehr ein gemischtes.«
Reinke hob die Schultern. »Wenn ich ehrlich sein soll, ist das für mich alles ein Rätsel. Ich kann auch den Begriff Neuland verwenden. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Ich weiß nicht, mit wem oder was wir es zu tun haben.«
»Sie werden lachen. Ich bin mir da auch nicht sicher.«
Reinke war mit seiner Fragerei noch nicht fertig. »Wie ist es möglich, dass die beiden Toten so schrecklich aussehen? Das können doch nicht nur Kugeln verursacht haben.«
»Bei einem schon, Herr Reinke.«
»Und beim zweiten?«
»Lassen wir das.«
Reinke merkte, dass Dagmar nicht mehr reden wollte. Sie blieb auch nicht stehen und nahm ihre Wanderung durch die jetzt menschenleere Passage auf, die auf eine gewisse Art und Weise gespenstisch und kalt wirkte, denn auch in den Geschäften hielt sich kein Personal mehr auf. Sie waren ebenso leer wie das Bistro, dessen Fensterscheibe noch immer die Spuren des zerplatzten Schädels zeigte.
Dagmar fragte sich, ob auf dieser Ebene tatsächlich nur zwei dieser Veränderten als Wachtposten eingesetzt waren. Sie konnte es sich nicht vorstellen. Wer lebte, wer war aus der Hölle zurück? Wer hielt sich versteckt? Wer war nicht zu identifizieren, weil er wieder das Aussehen der Menschen angenommen hatte?
Fragen, auf die Dagmar keine Antwort wusste, aber unbedingt etwas darüber in Erfahrung bringen wollte.
Das Licht streute seine kalte Helligkeit ab. Ohne Menschen wirkte alles tot. Selbst die Weihnachtsdekoration machte auf sie keinen Eindruck mehr. Jeder Engel, jeder Weihnachtsmann wirkte wie ein verkleidetes Monster.
Sie blieb vor der Fensterscheibe eines Ausstellungsraums für Autos stehen. Ihr Blick glitt über die blankgeputzten Karossen der Fahrzeuge hinweg. Es war eine normale Welt und zugleich die eines schönen Scheins, denn nur wenige Menschen konnten sich das leisten, was in diesen Geschäften innerhalb der Passage ausgestellt war.
Als Dagmar Reinkes Stimme hörte, schrak sie zusammen. Dagmar war sonst nicht so schreckhaft.
In diesem Fall ärgerte sie sich darüber, aber es hatte auch einen Grund. Sie hätte den Umriss des nahenden Beamten eigentlich in der Scheibe sehen müssen. Es war nicht der Fall gewesen, oder sie hatte nicht darauf geachtet.
»Sie sind es.«
»Ja, wer sonst?«
»Haben Sie etwas gesehen?«
»Nein, Frau Hansen, was sollte ich auch gesehen haben? Ich bin schließlich eingeweiht.«
»Na ja, nicht ganz…«
»Ihnen geht es nicht gut.«
»Wieso?«
»Das sehe ich Ihnen an.«
Dagmar lächelte. »Sie haben recht. Besonders geht es mir nicht. Ich mache mir Sorgen um meinen Partner.«
»Kann ich verstehen.« Reinke schaute zur Decke. »Es ist komisch«, sagte er, »aber diese Passage scheint zu meinem Schicksal zu werden. Wie oft bin ich schon hergeholt worden, weil etwas nicht in Ordnung war. So erlebt wie heute habe ich sie noch nicht.«
»Kennen Sie auch den gesamten Bau?«
»Ja, von oben bis unten.«
»Ach, das ist mir neu. Dann sind Sie auch in der obersten Etage gewesen?«
»Auch dort war ich, und es liegt noch nicht einmal lange zurück.«
»Was haben Sie da gewollt?«
»Wir mussten einen Mann abholen, der durchgedreht hat. Er griff zwar keine Menschen an, weil sich dort auch niemand aufhielt, aber er war völlig von der Rolle.«
»Haben Sie den Grund erfahren?«
»Nein, nicht den genauen. Er ist einen Tag später in der Klinik gestorben. Das konnte ich noch erfahren. Ich sage Ihnen etwas. Dieser Mann ist genau bei der Frau gewesen, die auch ihr Partner besucht hat.«
Jetzt zeigte Dagmar Erstaunen. »Dann kennen Sie Madame Tarock?«
Reinke musste lachen. »Klar. Diese Frau ist in der Gegend wirklich eine bekannte Persönlichkeit, obwohl sie eigentlich mehr im Geheimen arbeitet. Sie wird von bekannten
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