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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinten angegriffen werden.
    Er wartete auf einen Angriff. Noch blieben es nur Schwaden; sie hatten sich nicht zu einem einzigen Gebilde zusammengefunden. Jedes Teil reagiert für sich. Es folgte seinen Gesetzen und kroch lautlos weiter.
    Der Nebel blieb blass und verdichtete sich trotzdem. Die Stimmen waren ebenfalls vorhanden. Sie drängten sich jetzt gegen ihn. Ihr Flüstern steckte voller Hektik. Sie drangen auf ihn ein, sie peinigten ihn. Er hörte sie an seinen Ohren vorbeigleiten. Manchmal hämmerten sie auch auf ihn ein und machten ihn nervös. Die andere Seite wollte beweisen, dass sie es schaffte, auch im sogenannten Diesseits die Macht zu erringen. Er fühlte sich plötzlich eingeengt und erlebte das Flüstern und Raunen wie Stöße, die ihn intervallweise trafen. Er sah wieder das Bild des Verletzten vor sich und merkte zugleich, dass einer dieser kalten Nebelfetzen direkt vor ihm wehte, sich dabei drehte, als wollte er sich auf den Kopf stellen.
    Er blieb so stehen. Er zog sich in die Länge und drängte sich dann noch stärker auf Harry zu. Sein Gesicht wurde von dieser kalten Berührung gestreift. Es war zunächst nur ein Hauch, der sich dann verdichtete und in einen scharfen Schmerz überging. An der linken Wange zog er sich entlang. Harry hatte den Eindruck, seine Haut würde dort aufgerissen. Er tastete hin. Ob seine Fingerkuppe blutig wurde, konnte er noch nicht sehen, denn dieser Nebelstreifen verwandelte sich.
    Der Geist hatte das Totenreich verlassen. Er nahm die Gesetze dieser Welt an. Aus der Hölle zurückgekehrt, verwandelte er sich wieder in den, der er einmal gewesen war.
    Stahl bekam große Augen. Er hatte den Eindruck, weit in die Geschichte zurückgesetzt worden zu sein, weil er eine Gestalt sah, die für ihn etwas Fremdes und Archaisches an sich hatte. Ein Wesen mit nacktem Oberkörper, sehr langen Armen, großen Händen und krallenähnlichen Fingernägeln.
    Muskeln wie kleine Gebeine. Ein hässliches Gesicht mit vorspringendem Kinn, flacher Stirn und einer knochigen Nase. Das Maul war weit geöffnet, die Zähne blinkten, und zwei Krallen griffen nach Harry, um ihn zu packen.
    Bevor er sich verteidigen konnte, glitten die Hände in die Höhe. Sie packten den eigenen Kopf, und Harry sah, wie er mit einer raschen Bewegung auf den Rücken gedreht wurde. Er hatte kein Knirschen oder Knacken gehört, es war lautlos passiert, und die Gestalt schaute ihn jetzt mit dem Hinterkopf an.
    Noch immer stützte ihn die Wand. Es war gut, so konnte er das Zittern im Zaum halten.
    Stahl hob den rechten Arm an, zielte auf den Hinterkopf und schoss eine Kugel hinein.
    Der Schuss hätte laut klingen müssen, weil es in der Umgebung nichts gab, das ihn dämpfte, tatsächlich klang er jedoch so, als hätte jemand einen Schalldämpfer auf die Mündung gedrückt, dumpf, wie von einem Kissen verschluckt.
    Die Kugel war genau in den Hinterkopf der Gestalt geschlagen und hatte dort ein faustgroßes Loch hinterlassen. Das geweihte Silber besaß eine andere Kraft als normales Blei. Es entfaltete sich, als das Geschoss im Schädel steckte.
    Harry sah, wie die Gestalt schwankte. Sie zuckte erst von einem Bein auf das andere. Ob er einen Schrei hörte, konnte er nicht sagen, denn es drang ein pfeifendes Geräusch an seine Ohren, und einen Moment später verwandelte sich die Gestalt.
    Anders als bei den Gestalten unten in der Passage wurde sie völlig zerstört. Sie verwandelte sich in einen blassen Nebelstreifen, der sich erst über den Boden drehte und dann gegen die Decke gepresst wurde, wo er sich auflöste.
    Es gab ihn nicht mehr. Harry merkte, dass er sich entspannte. Er brauchte die Wand aber als Stütze, sonst hätten seine Knie womöglich trotzdem nachgegeben.
    Den ersten Angriff hatte er überstanden. Er ahnte, dass es nicht der letzte war und lauerte deshalb auf weitere Nebelstreifen, die sich wieder zurück verwandelten. An der linken Wange hatte die Berührung mit der Kralle doch die Haut aufgerissen. Harry merkte, dass ein dünner Blutstreifen an seiner Haut herablief.
    Sie waren noch da.
    Sie trieben durch den Gang.
    Sie flüsterten, sie raunten, als wollten sie sich gegenseitig unterhalten.
    Aber sie verwandelten sich nicht zurück. Wie gespensterhafte Wächter blieben sie im Flur und lauerten darauf, was ihr Feind unternehmen würde.
    Harry war zunächst einmal bedient. Ob sich hier in der sechsten Etage das Zentrum befand und nur die beiden Wachmänner nach unten gelangt waren, konnte er nicht mit

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