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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verbrannten. Keiner von ihnen hatte echt gelebt, und alle waren sie zu Fackeln geworden. Gespeist von einem Feuer, das ebenfalls nicht normal war, denn es strahlte keine Hitze aus, denn auch die Rauchmelder blieben stumm.
    Mir wehte kein Qualm entgegen. Die Flammen tanzten, zuckten und huschten, aber sie blieben auf die Gestalten konzentriert und breiteten sich nicht im Zimmer aus.
    Die Helfer der Wahrsagerin sahen auch nicht so aus wie normal Verbrennende. Sie bewegten sich noch in ihren Flammenvorhängen. Sie rissen die Mäuler auf, und hätte es stumme Schreie gegeben, so hätte ich sie in diesen Momenten erleben können.
    Möglicherweise drangen die Laute nach innen und waren nur für ihre Ohren zu hören. Aber sie zerschmolzen, und es gab keinen unter ihnen, der überleben würde.
    Ich ging langsam auf den Glastisch zu. Die Zurückgekehrten taten mir nichts mehr. Sie zerschmolzen im Feuer der Gerechtigkeit, das seinen Ursprung in meinem Kreuz gehabt hatte. Auch von den Karten blieb nichts mehr übrig. Das heißt, nicht mehr als Asche, die zu Boden regnete.
    Zingaras kleine Armee aber löste sich auf. Es fand eine Veränderung des Zustands statt. Aus feinstofflichem Ektoplasma hatten sie sich gebildet, und in einen ähnlichen Zustand wurden sie wieder hineingetrieben.
    Doch ich war mir sicher, dass sie diesmal keine Rückkehr schaffen würden.
    Eine blieb noch. Eine hatte keine Karte an sich genommen, obwohl sie damit ihren Lebensunterhalt verdiente. Es war Madame Tarock, die sich nicht von der Stelle gerührt hatte und auch nicht wusste, wohin sie schauen sollte.
    Als ich sie ansprach, konzentrierte sie sich auf mich. »Ich war besser«, sagte ich und hob das Kreuz an. »Das müssen Sie zugeben, Madame. Sie haben auf die Hölle vertraut. Ich aber vertraue auf die Macht, die schon zu Beginn der Zeiten die richtigen Prioritäten gesetzt hat. Und damit bin ich immer bestens gefahren.«
    Zingara sagte nichts. Sie stand unter Schock. Sie besann sich auch nicht auf ihre eigenen Kräfte, und der für sie schreckliche Vorgang hatte auch in ihrem Aussehen für eine Veränderung gesorgt. Sie sah anders aus als auf dem Hausboot. Ihre Haut wirkte nicht mehr frisch, sondern ergraut und zugleich angesengt. Der klare Blick ihrer schönen und dunklen Augen war verschwunden, und sie musste sich völlig allein im Chaos fühlen. Auch mit ihrer Kraft war es nicht weit her. Ohne Stütze konnte sie sich kaum auf den Beinen halten, und deshalb hatte sie den rechten Handballen auf die Schreibtischplatte gestemmt.
    Ich wartete auf eine Antwort. Ich bekam sie nicht. Nur ein Kopfschütteln. Das galt wohl eher der allgemeinen Situation als mir persönlich.
    »Sie werden keinem Menschen mehr das Schicksal voraussagen, Madame«, sprach ich sehr förmlich. »Denn Ihre Schicksalsuhr ist abgelaufen. Personen wie Sie sind eine Gefahr für die Menschheit. Es darf sie nicht geben…«
    »Doch!« flüsterte sie, »doch, es muss mich geben! Du hast sie aufhalten können, Sinclair, aber ich bin nicht sie, verstehst du?«
    »Das weiß ich.«
    »Deshalb wirst du es auch nicht schaffen.«
    »Nimm das Kreuz!«
    Ich hatte gewusst, wie sie reagieren würde, und ich täuschte mich nicht. Wild schüttelte sie den Kopf, und in ihrem Gesicht zeigte sich für einen Moment Panik.
    »Doch«, sagte ich und streckte ihr die Hand entgegen.
    Zingara sprang zurück. Weit kam sie nicht, weil sie schon beim zweiten Schritt gegen die Wand prallte.
    »Vielleicht kann es dich retten!«
    »Ich hasse es!« brüllte sie mich an.
    »Warum unternimmst du keinen Versuch?«
    Sie öffnete den Mund und verzerrte ihn gleichzeitig. Urwelthafte Geräusche verließen ihre Kehle und wehten mir entgegen. Die Augen verdrehten sich, und ich hatte das Gefühl, als wäre ein Tier dabei, aus ihrem Körper zu steigen.
    Dann schnellten die Hände hoch.
    Sie packten an den Wangen zu.
    Ich hätte jetzt eingreifen können, es war Zeit genug, aber ich tat es nicht, und so drehte sie den Kopf auf den Rücken. »Ich bin eine Verfluchte!« schrie sie. »Ja, verdammt, ich bin es. Ich werde es immer sein, und ich werde zu ihm zurückgehen…«
    Plötzlich war ich nicht mehr interessant. Sie ging quer durch den Raum, mit auf den Rücken gedrehtem Kopf. Da schaute ich in das Gesicht mit den bösartigen Zügen. Ich wusste schon, wohin sie wollte, aber ich wusste nicht, wie sie es schaffte, an diesen Ort zu gelangen. Wahrscheinlich kannte sie eine Lösung, aber darauf konnte ich es nicht ankommen lassen.

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