Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
114 - Der Bucklige von Doolin Castle

114 - Der Bucklige von Doolin Castle

Titel: 114 - Der Bucklige von Doolin Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Todesängste aus. Das Scheusal war so realistsch. Aber ich muß geträumt haben. Es muß ein Traum gewesen sein. Alles andere ist undenkbar."
    MacCarthy legte ihr einen Arm um die Schultern. Sie schmiegte sich dankbar an ihn. Ihre Augen waren immer noch groß und starrten verständnislos ins Leere.
    „Ich will Sie nicht erschrecken, Joyce, aber finden Sie sich besser damit ab, daß Sie nicht geträumt haben", sagte MacCarthy. „Ich habe das Monster auch gesehen. Für mich war der Schock vielleicht noch größer. Denn - stellen Sie sich vor, Joyce - es ist ein Produkt meiner Fantasie. Ich habe Axel erfunden."
    Sie rückte von ihm ab und blickte ihn an.
    „Moment, Reggie!" sagte sie. „Wollen wir doch eines festhalten: Der Ghoul ist meine Erfindung. Das Copyright ist gesichert. Und er heißt nicht Axel, sondern Ludomil. Wenn Sie etwas anderes behaupten wollen, wäre das ein Plagiat."
    „Ghoul?" fragte MacCarthy verständnislos. „Ich spreche von keinem Ghoul, sondern von Axel,
meinem
ehrbaren Monster. Er hat einen riesigen Schädel, wie aus Lehm geformt, und wahre Pranken. Damit kann er mit einem Hieb einen Ochsen killen."
    Joyce schüttelte den Kopf. „Diese Beschreibung paßt nicht auf meinen Ghoul. Wenn er nicht gerade Mahlzeit hält und sich in einen gallertartigen Klumpen verformt hat, sieht er eigentlich ganz durchschnittlich aus. Ein Wolf im Schafspelz."
    Die beiden blickten einander betroffen an. Und da wurde ihnen schlagartig bewußt, daß sie von zwei verschiedenen Schauergestalten sprachen, die beide ihrer Fantasie entsprungen und nun Realität geworden waren.
    „Wenn Ihr Ghoul und mein Monster Gestalt angenommen haben", sagte MacCarthy düster, „wer weiß, wie viele Schauergestalten sich hier noch tummeln, Joyce. Wir sind insgesamt ein Dutzend Autoren."

    „Was ist denn hier los?"
    Oliver Coogan betrat die Bibliothek. Er war um die Fünfzig, klein und rundlich und die Freundlichkeit in Person. Coogan hatte etwas von einem Seelsorger an sich.
    In seinem Schlepptau erschienen Ben Moorcock und Arthur Nesbitt, die etwa in Coogans Alter waren, aber groß, hager und blaß. Sie hätten Zwillinge sein können, hatten sich in Wirklichkeit aber erst hier kennengelernt. Moorcock hatte eine Fistelstimme, Nesbitt einen Baß. Es waren eher mittelmäßige Gruselspezialisten; sie würden - stellte man eine Rangliste der anwesenden Autoren auf - an den letzten beiden Plätzen rangieren. Das zumindest war MacCarthys Meinung. Was ihn besonders an ihnen störte, war die Tatsache, daß sie sich für humorvoll hielten, tatsächlich jedoch so gut wie keinen Humor besaßen; ihre Pointen waren ein einziger Krampf.
    „Ist unserer Monster-Lady vielleicht gar eine Ratte über den Weg gelaufen?" fragte Moorcock und kicherte.
    „Oder haben Sie gar das Schloßgespenst gesehen, Miß Driscoll?" fragte Nesbitt und schüttelte sich förmlich aus vor Lachen.
    „Es steckt mehr dahinter", sagte MacCarthy ernst. „Miß Driscoll hatte ein ähnliches Erlebnis wie kurz zuvor ich selbst. Möglich, daß wir einem Scherz aufgesessen sind, aber daran glaube ich nun nicht mehr so recht."
    Und er erzählte, was ihm und Joyce widerfahren war.
    Als er geendet hatte, meinte Moorcock lachend: „Na, ich hoffe nur, daß mir nicht die Gräfin Tramina, meine Vampirin aus Transsylvanien, begegnet." Er schüttelte sich in gespieltem Entsetzen. „Ich fürchte, ich würde vor Angst auf der Stelle tot umfallen."
    „Da sind Sie aber leicht zu erschrecken", meinte Oliver Coogan.
    „Wie soll ich das verstehen?" fragte Moorcock beleidigt.
    Da schaltete sich Arthur Nesbitt ein.
    „Ich habe das Gefühl, man will uns verschaukeln", sagte er mit schlauem Gesichtsausdruck. „Aber darauf fallen wir nicht herein, Ben, nicht wahr? Erinnern Sie sich daran, was unser geschätzter Kollege Coogan bei unserer Ankunft vor zwei Tagen erzählte."
    Moorcock schnippte mit dem Finger und grinste wissend.
    „Ich erinnere mich." Er drehte sich langsam zu Coogan um. „Hatten Sie nicht schon damals behauptet, daß Ihnen eine Ihrer lächerlichen Romanfiguren leibhaftig gegenübergetreten sei, Herr Kollege? Wie hieß der Kinderschreck doch gleich? Ach - ja - der bucklige Jonathan. Hahaha!"
    MacCarthy wurde hellhörig.
    „Davon haben Sie mir nichts erzählt, Coogan", sagte er.
    Coogan machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich habe aus verständlichen Gründen darüber geschwiegen. Aber nun, nach Ihrem und Miß Driscolls Erlebnis, wird die Sache wieder aktuell. Wir

Weitere Kostenlose Bücher