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Wissenswert - Religion und Glaube

Wissenswert - Religion und Glaube

Titel: Wissenswert - Religion und Glaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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Die Thora: Gesetzbuch und Weltgeschichte
    Â©Â akg-images/Erich Lessing
    Diese beiden kunstvoll verzierten Thoragehäuse stammen aus dem Irak oder dem Jemen (links) und aus Indien (rechts). Bei den orientalischen Gemeinden ersetzen solche Behältnisse die Thoramäntel. In der aufwändigen Ausgestaltung zeigt sich die große Verehrung, die den als heilig geltenden Schriftrollen von den Gläubigen entgegengebracht wird.
    Worauf bezieht sich der Begriff »Thora«?
    Die fünf Bücher Mose werden im Judentum »Thora« genannt. Sie bilden den ersten Teil der hebräischen Bibel und sind Grundlage der jüdischen Religion, da sie laut Überlieferung von Mose geschrieben wurden und das offenbarte Wort Gottes vom Sinai enthalten.
    Der hebräische Begriff »Thora« bedeutet übersetzt soviel wie »Weisung« oder »Lehre«. Gemeint sind damit im weiteren Sinne alle Offenbarungen Gottes, die Mose auf dem Sinai empfing. Sie bilden einerseits die »schriftliche Thora«, den Pentateuch, besser bekannt als die fünf Bücher Mose, andererseits die »mündliche Thora«.
    Letztere wurde erst viel später niedergeschrieben, als nämlich die Gebote der schriftlichen Thora der Aktualisierung bedurften. Nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. hatte sich die Kultsituation für das Judentum grundlegend geändert und es bedurfte nun einer Anpassung. Deshalb entstand als Niederschrift der einst mündlichen Überlieferung im 2. und 3. Jahrhundert die Mischna, die von Rabbinern in den folgenden Jahrhunderten – in der Gemara – ausgiebig diskutiert wurde. Mischna und Gemara bilden den Talmud.
    Wovon berichten die fünf Bücher Mose?
    Sie enthalten eine Darstellung der Weltschöpfung, die Patriarchengeschichten, den Aufenthalt in und die dramatische Flucht aus Ägypten sowie die Wüstenwanderung, die Gesetzgebung am Sinai und das weitere Leben Moses. Zwischen diesen Teilen finden sich immer wieder umfangreiche Gesetzestexte.
    Der Zweck der Thora ist das Erkennen des göttlichen Willens und seine Verwirklichung im täglichen Leben. Die Thora gibt dem Alltagsleben Struktur, Sicherheit und Orientierung. Das Volk Israel hat sich durch den Bund, den Gott mit ihm geschlossen hat, dazu verpflichtet, die Thora zu leben, das heißt, die darin enthaltenen Ge- und Verbote einzuhalten. Ziel dieses Weges ist die Erlösung Israels sowie der übrigen Menschheit und somit die Durchsetzung der Gottesherrschaft auf Erden.
    Wussten Sie, dass …
    Â Â Â die Einteilung der Tage, an denen aus der Thora gelesen wird, auf die Zeiten des Propheten Esra zurückgeht? Dieser ließ nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil an den drei Markttagen in Jerusalem die Thora in der Öffentlichkeit verlesen.
    Â Â Â in jüdisch-orthodoxen Kreisen bis heute an der Verfasserschaft des Mose festgehalten wird?
    Â Â Â sich in jüngster Zeit wieder kritische Stimmen gegen die Datierung der einzelnen Quellen erheben? Einige Forscher zweifeln sogar insgesamt die Hypothese von den vier verschiedenen Quellen an.
    Warum wird die Thora so reich verziert?
    Â Â Â Weil man sich so besser dem Göttlichen zu nähern hofft. Der Thoraschrein ist meist aufwändig geschmückt. Fast immer hängt vor seinen Türen ein bestickter Vorhang, der an den Vorhang im Jerusalemer Tempel erinnern soll. Auch die Thora selbst erstrahlt häufig in prächtigem Schmuck. Die Thorakrone ist seit dem 12. Jahrhundert bezeugt. Der Thoramantel findet sich in der Regel in aschkenasischen (europäischen) Gemeinden, orientalische Gemeinden bewahren die Rollen in einem Gehäuse auf. Der Thorafinger ist meist aus Silber und dient beim Lesen als Zeigestab, um den heiligen Text nicht mit profanen Menschenfingern zu entweihen.
    Wer verfasste die Thora wirklich?
    Nach jüdischer wie nach frühchristlicher Überlieferung soll zwar Mose (13. Jh. v. Chr.) der Verfasser der fünf Bücher gewesen sein, doch schon im Altertum gab es Zweifel an dieser Auffassung. In der Zeit der Aufklärung widerlegte die moderne Bibelwissenschaft endgültig die Verfasserschaft Moses.
    Seit dem 19. Jahrhundert besteht als wissenschaftlicher Konsens die Annahme, dass dem Pentateuch vier Quellen zugrunde liegen: Die älteste ist der so genannte Jahwist, dessen Texte etwa im 10. Jahrhundert v. Chr. am Hofe König Salomos entstanden sind, dann folgt der Elohist mit einer

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