1149 - Im Bann des Zweisterns
Antigravplattform hoch, wie ein Reiter, der sein Pferd zu einer Parade zwang.
„Verlaßt unsere Welt!" befahl er.
Rhodan aktivierte sein Funkgerät.
„Alles zurück", sagte er resignierend. „Laßt die Tardaja in Ruhe."
Er wandte sich wieder an Okarwen.
„Wenn wir eure Welt verlassen, werden wir unsere Maschinen mitnehmen", gab er zu bedenken. „Zwinge uns bitte nicht, das zu tun. Es würde für viele Carmena den Tod bedeuten."
Okarwen zögerte.
„Einige von euch sollen bleiben", bestimmte er schließlich.
„Glaubst du wirklich, wir würden einige unserer Artgenossen hier zurücklassen, ohne Gewißheit darüber zu haben, daß ihnen nichts geschieht?"
„Aber es wird ihnen nichts geschehen, solange sie sich von den Tardajas fernhalten und sich nicht in unsere Angelegenheiten einmischen."
„Das ist ein schlechtes Geschäft, das du mir da vorschlägst", sagte Rhodan bedächtig.
„Ihr erwartet von uns, daß wir euch helfen, aber ihr selbst seid nicht bereit, uns dafür etwas zu geben."
„Wir haben nichts, was ihr brauchen könntet", erwiderte Okarwen verständnislos.
„Ihr habt Informationen", stellte Rhodan fest. „Okarwen - wir kommen von sehr weit her, und wir haben sehr viele Planeten gesehen, auf denen es die unterschiedlichsten Lebensformen gab. Die Art der Gemeinschaft zwischen euch und den Tardajas ist uns neu. Wir möchten wissen, wie das alles funktioniert. Ich nehme an, daß auch du weißt, was ein Geschäft ist - oder ein Tausch. Man möchte etwas haben, und man bietet einen gewissen Gegenwert. Ist dir das so fremd, daß du es nicht verstehen kannst?"
Der Carmena wirkte ratlos, und Rhodan befragte unauffällig den Translator: Die Wörter ließen sich nur unter Vorbehalt in die Sprache der Carmena übertragen. Ein Synonym für „Geschäft" gab es nicht, und was diese Wesen unter einem „Tausch" verstanden, ließ sich nicht genau ermitteln. Da sie keine Waren im üblichen Sinne erzeugten und verbrauchten, mußten ihre Wertvorstellungen sich radikal von denen der meisten anderen Völker unterscheiden.
„Der Zweistern schweigt", versuchte Rhodan es auf einem anderen Weg. „Seine Kraft steht euch und den Tardajas nicht länger zur Verfügung, und die Tardajas können sich ohne diese Kraft nicht in der Luft halten. Wenn sie abstürzen, sterben auch die Carmena.
Möchtest du sterben, Okarwen? Macht es dir nichts aus, an deinen Tod zu denken?"
„Ich verstehe. Wir Carmena wollen leben, und auch die Tardajas wehren sich gegen den Tod. Ihr gebt uns Maschinen, von denen ihr glaubt, daß sie uns helfen, den Tod zu überwinden. Dafür erwartet ihr von uns, daß wir euch alle Fragen beantworten und euch freien Zutritt zu den Pflanzen gewähren. Ist das richtig?"
„Ja - so könnte man es ausdrücken."
„Aber eure Maschinen können unseren Tod nicht verhindern. Die Tardajas sind unsere Heimat. Wenn sie abstürzen, dann sterben sie, und wir sterben mit ihnen. Aber viele Tardajas stürzen nicht ab, und sie sterben trotzdem. Auf einer toten Tardaja kann kein Carmena leben. Eure Maschinen können die Pflanzen in der Luft halten, aber sie können ihnen keine neue Kraft geben. Die Tardajas werden sterben, mit oder ohne eure Maschinen, wenn Zweistern nicht sehr bald wieder zu uns spricht, indem er uns seine Kraft gibt. Ihr könnt unser aller Leben ein wenig verlängern, aber nicht retten. Was wir - die Carmena und die Tardajas - brauchen, das sind nicht Maschinen, sondern die Kraft des Zweisterns. Gebt uns diese Kraft zurück, und ihr könnt von uns verlangen, was ihr wollt. Dann könnt ihr auch unsere Tardajas betreten und untersuchen, denn es wird ihnen nicht mehr schaden können."
Rhodan sah Gucky an, und der Mausbiber schüttelte den Kopf: Die Carmena kannten Seth-Apophis nicht, hatten diesen Namen nie gehört, wußten nichts von Superintelligenzen und ahnten auch nichts von der Gefahr, beeinflußt zu werden.
Andererseits war es den Terranern völlig unmöglich, die Prozesse im Innern des Zweisterns zu beeinflussen oder auch nur zu durchschauen - noch dazu jetzt, wo sich das Gestirn in einem offensichtlich anomalen Zustand befand.
„Wir werden es versuchen", versprach Rhodan trotzdem. „Und wenn es uns gelingen sollte, werden wir euch beim Wort nehmen. Bist du der Sprecher deines Volkes, an den ich mich wenden kann?"
„Ich bin ein Teil unseres Volkes", erwiderte Okarwen. „Jeder von uns kann dir deine Prägen beantworten. Wie wirst du dich entscheiden?"
„Wir werden uns
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