1149 - Im Bann des Zweisterns
Hinsicht ungewöhnlich, aber sie besaßen nicht die Spur von einem Bewußtsein.
Trotzdem stießen sie diesen Schrei aus, wenn sie abstürzten.
Sie sahen die Tardaja bereits vor sich - oder das, was von ihr übriggeblieben war.
Immerhin war sie nicht so stark zerstört, daß man alle Hoffnungen begraben konnte. Vor allem das Zentrum erschien als so gut wie unversehrt, und im äußeren Ring der zentralen Blätter lagen die Ajuthes, die Wohnblätter, die die Tardajas für ihre Symbionten bereitstellten. Wenn man auch nur einen Ajuthe genauer untersuchen konnte ...
„Perry!"
Gucky deutete nach oben, und Rhodan sah eine Antigravplattform, die mit atemberaubender Geschwindigkeit heranraste.
„Wir fliegen ihm entgegen", entschied er. „Vielleicht können wir ihn zur Vernunft bringen."
Er ahnte bereits, wer es war, der ihnen da entgegenflog, aber er hoffte, daß er sich irrte.
„Du irrst dich nicht", sagte Gucky leise. „Es ist Okarwen, und er ist wild entschlossen, uns aufzuhalten."
„Aber warum?"
„Das weiß ich auch nicht."
Was immer man auch über Okarwen denken mochte - er war für das Leben in der Luft geboren, und er hatte sehr schnell gelernt, wie er das fremde, technische Gerät bedienen mußte - falls ihm überhaupt bewußt war, daß es sich um eine Maschine handelte. Als Rhodan ihn herankurven sah, mußte er unwillkürlich an die wilden Reiter längst vergangener Zeiten denken.
Okarwen hielt die Scheibe erst zwei oder drei Meter von Perry Rhodan und dem Mausbiber entfernt an. Hier, in luftiger Höhe, wirkte er nicht mehr unsicher wie in der GHILA. Er hatte seinen olivgrünen Körper hoch aufgerichtet, sein rostbraunes Brustfell glänzte in der Sonne, und seine zahlreichen Augen glühten wie Rubine.
„Ruf deine Leute zurück!" befahl er. Rhodan hörte die Worte aus dem Translator, aber er vernahm auch den schrillen, zornig sirrenden Ton von Okarwens Stimme.
„Warum verlangst du das von mir?" fragte er. „Wir führen nichts Böses im Sinne. Die Tarda ja ist nicht besonders schwer verletzt worden. Es könnte Überlebende geben, und denen wollen wir helfen."
„Die Tardaja ist tot", versetzte Okarwen. „Und wenn es Überlebende gegeben hat, so geht euch das nichts an."
„Wir könnten sie retten und auf eure Tardajas zurückbringen", gab Rhodan zu bedenken.
„Nein. Ihre Tardaja ist tot, und sie sterben mit ihr. Es wird auf keiner anderen Pflanze einen Platz für sie geben."
„Ist das ein Gesetz?"
„Ja."
„Und es gibt keine Ausnahmen?"
„Nein."
„Dann werden wir die Überlebenden eben bei uns aufnehmen."
„Sie werden trotzdem sterben, denn ihre Tardaja ist tot."
„Heißt das, daß es eine Verbindung zwischen euch und euren Tardajas gibt? Daß ihr von den Pflanzen seelisch abhängig seid und ohne sie nicht leben könnt?"
„Ich bin nicht hier, um Fragen zu beantworten", wehrte Okarwen schroff ab. „Ruf deine Leute zurück!"
„Wenn du schon nicht willst, daß wir uns um deine Artgenossen kümmern, dann erlaube uns wenigstens, die Pflanze zu untersuchen! Ihr habt uns den Zutritt zu den Tardajas verwehrt, und wir respektieren das. Aber laß uns diese tote Pflanze untersuchen!"
„Nein!"
„Warum nicht?"
„Weil wir Carmena das nicht wollen."
„Und wenn wir es trotzdem tun? Wie willst du uns daran hindern?"
„Seht ihr die Tardajas da oben? Wenn ihr euch mit der Pflanze befaßt, dann werden all diese Pflanzen auf euch und euer fliegendes Ajuthe herabstürzen. Keiner von euch wird entkommen."
„Und Tausende von euch werden sterben. Warum, Okarwen? Wir sind ohne böse Absichten nach Carmen gekommen. Wir haben euch geholfen, haben vielen von euch das Leben gerettet. Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie du zu uns gekommen bist und wie stolz und glücklich du warst, als wir deinem Volk geholfen haben?"
„Ich erinnere mich daran, und ich schäme mich für das, was ich getan habe. Trotzdem bin ich euch dankbar. Ihr habt wie Freunde gehandelt, obwohl ihr nicht unsere Freunde seid."
„Wie willst du das wissen? Wir sind eure Freunde!"
„Nein. Als Kenije und ich euch um Hilfe baten, da hättet ihr zuerst Zweistern helfen sollen. Statt dessen habt ihr uns Maschinen geschickt, um die Tardajas in der Luft zu halten."
„Wir wissen nicht, wie man Zweistern helfen kann. Das weiß nur Seth-Apophis. Weißt du, wer Seth-Apophis ist?"
„Nein, und es interessiert mich auch nicht."
Die ersten Wissenschaftler schickten sich an, auf der Tardaja zu landen. Okarwen zog seine
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