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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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er genau die Fläche vor
Tenker schattenlos ausleuchtete.
    »Du hast noch genau eine Minute zu leben, Horst«, meldete Morrison
sachlich. »Ich bin Doktor Bergmann«, fügte der Irre plötzlich mit einer Stimme
hinzu, die Tenker zusammenfahren ließ. »Ich werde nach dem Eintritt des Todes
die Obduktion vornehmen.«
    Tenker blinzelte.
    »Morrison«, ächzte er, »was soll der Unfug? Was haben Sie vor?«
    Er riß und zerrte an den Riemen. Jeder Befreiungsversuch war von
vornherein zum Scheitern verurteilt.
    Tenker tobte und schrie.
    Aus Morrisons Magen stieg eine Faust hoch. Er drohte, die
Besinnung zu verlieren.
    »Doktor Bergmann, Sie haben zu gehorchen. Entweder er oder Sie!
Kopf ab!«
    Die Stimme, die Morrisons Gehirn durchpeitschte, rief wieder die
Bilder aus der Vergangenheit in sein Bewußtsein.
    Aus dem Halbschatten hinter ihm traten Menschen hervor … Er spürte
ihre Nähe, ihren Atem, die Blicke, die sie auf seinen Nacken gerichtet hielten.
Der Raum um ihn herum wurde lebendig.
    Morrison hörte Gemurmel, das sein Innerstes aufwühlte.
    Die Tischplatte fiel.
    »Morrison! Sind Sie verrückt?!« Die Stimme schrillte durch den
einsamen Keller.
    Ein gellender Aufschrei.
    Dann machte es »plopp«.
    Der Kopf von Horst Tenker fiel in den hölzernen Bottich.
     
    ●
     
    Die Welt um ihn herum schien zu einem einzigen Wirbel zu werden.
    Ein ungeheueres Rauschen erfüllte seine Sinne.
    Sein Bewußtsein war viele Sekunden lang noch voll aufnahmefähig.
    Er nahm den Geruch des Blutes wahr. Er fühlte die Panik, die wie
ein alles verbrennendes Feuer in ihm aufstieg, sich verbreiterte, seinen ganzen
Körper erfaßte … Seinen ganzen Körper?! Er versuchte, davonzulaufen, sich zu
befreien von den elenden Lederriemen, die Morrison um seinen Leib geschlungen
hatte.
    Da erst erreichte ihn der Schmerz.
    Tenker verzog das Gesicht.
    Unwillkürlich wollte er seine Hände hochreißen, um nach seinem
Nacken zu greifen.
    Der Befehl wurde vom Befehlszentrum in seinem Gehirn noch gegeben.
Aber die Nervenstränge fehlten, die diesen Befehl an die Muskeln weitergeleitet
hätten.
    Es gab keine »Verbindungskabel« mehr.
    Die Welt um ihn herum nahm eine eigenartige Färbung an. Sein
Blickfeld schrumpfte ein.
    Er war nur noch ein Kopf. Ein Kopf mit einem denkenden,
pulsierenden Gehirn, das die letzten Eindrücke empfing.
    »M – ö – r – d – e – r …« Es war ein Hauch, der über seine Lippen
kam.
    Die Augen wurden starr.
    Gil Morrison wurde unmittelbar nach dem Eintritt des Todes von
Tenker zu einem anderen Menschen.
    Mit dem Einstellen eines kleinen Rades in dem weißlackierten
Kasten richtete er den Strahl des Scheinwerfers neu ein. Das weiße Licht legte
sich wie ein Mantel um den reglosen Körper des Geköpften.
    Morrison kam hinter dem Podest hervor, schlüpfte in einen weißen
Kittel und öffnete eine schwarze Instrumententasche, in der alle Instrumente
bereitlagen, die ein Arzt für eine Obduktion benötigte.
    Morrison führte die Schnitte fachgerecht aus, als hätte er sein
Leben lang nichts anderes getan.
    Zwei Stunden lang untersuchte er den Körper, ehe er seine Arbeit
für beendet betrachtete.
    Er schob alles, was er im Laufe der Obduktion dem Körper entnommen
hatte, wieder in die Bauchhöhle und verschloß sie. Das Vernähen zeigte wieder
Übung und Sachkenntnis.
    Wer war dieser Mann wirklich?
    Man wußte hier in dieser Gegend nur das über ihn, was der alte
Henry O’Brien hatte verlauten lassen.
    O’Brien war ein Original gewesen, das den Turm vor Morrison
bewohnte. Er war allseits beliebt. Eines Tages – das lag schon runde dreißig
Jahre zurück – war er in Dublin gewesen. Dort mußte er auf Gil Morrison
gestoßen sein.
    Morrison, damals in den vierziger Jahren, freundete sich mit dem
Alten an und kam mit ihm hierher in die Nähe der nur wenige hundert Einwohner
zählenden Ortschaft Heancliffe. Hier im Rundturm erhielt Morrison von O’Brien
eine Unterkunft. Im Dorf sah man die beiden Männer von nun an nur noch
gemeinsam. Wer O’Brien kannte, lernte auch Morrison kennen.
    Der anfangs scheue Mann kam bald mit den Einwohnern ins Gespräch.
Wer einmal wie er knapp dreißig Jahre an ein und demselben Ort lebte, der
gewann auch das Vertrauen dieser einfachen Menschen.
    Morrison wurde zum Freund der Dorfbewohner und war bald schon
gleichberechtigt wie O’Brien, der noch sieben Jahre lang lebte, ehe er den Turm
an Gil Morrison bis etwa zu seinem vierzigsten Lebensjahr geführt hatte, bevor
O’Brien ihm in

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