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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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einer ebenso alten Matratze gab es nur
noch eine kunstvoll bemalte Truhe, die in einer finsteren Ecke stand.
    »Interessant wird es weiter unten. In den Kellern, Horst. Dort
gibt es eine Folterkammer.«
    Tenker war Feuer und Flamme. »Noch nie eine gesehen. Gil! Dieser
Tag wird mir unvergeßlich bleiben. Vielleicht weiß ich morgen früh, wenn ich
aufwache, nichts mehr von alledem, dann mußt du mir eines versprechen: zeig mir
nochmals alles.«
    »Du bist einfach großartig, Horst. Genau der Gast, den ich mir
wünsche. Gehen wir ’runter!«
    Flaschen gab es genug im Hause. Unten in der sogenannten Küche
standen sie in einer Holzkiste beisammen. Aber die meisten waren leer. Doch es
gab noch eine gutgefüllte Whiskyflasche. Tenker nahm sie in die Hand und
studierte das Etikett. »W-h-i-s-k-e-y. Warum Whiskey und nicht Whisky?«
    »Weil wir hier in Irland sind und nicht in Schottland. Wir
schreiben Whiskey, und das ist richtig. Denn wir haben den Göttertrank
erfunden.«
    »Und die Schotten …?«
    »Kleine Nachahmer! Ich kann es dir in den Urkunden zeigen! In
Irland trank man schon im elften Jahrhundert Whiskey. Die Schotten lernten ihn
erst im fünfzehnten kennen. Dabei mälzen sie ihn heute noch auf offenen Sieben,
so daß der Torfqualm das feine Aroma zerstört. Versuch es nur!«
    Er hatte sein Opfer für diese Nacht gefunden.
    Horst Tenker hatte sich so gut in dem Netz verfangen.
    Jetzt wartete die Spinne darauf, ihrem Opfer den Garaus zu machen.
     
    ●
     
    Es war immer das gleiche Spiel.
    Gil Morrison spielte es mit Gelassenheit und Virtuosität.
    Er führte seinen Gast in die kühlen, finsteren und feuchten
Kellerräume.
    Grobes Mauerwerk schimmerte unter dem Licht der blakenden Fackeln.
Tenker hatte das Gefühl, in einer Katakombe zu sein.
    In den einzeln unterteilten Kellerräumen gab es schwere Türen aus
feuchten, schwarzen Bohlen.
    Morrison führte den Deutschen direkt in die geräumige Halle.
    Hier gab es einen breiten Tisch. Die Platte war völlig glatt und
mit einer hellen Lackfarbe bestrichen.
    Vor dem Tisch etwa drei Meter entfernt standen drei Stühle, neben
dem links außen stand ein schmaler Kasten. Er war weißlackiert und quadratisch.
    An den Wänden hingen alte, rostige Folterinstrumente, wie sie im
Mittelalter üblich gewesen sein mochten.
    Als Tenker hinter die drei Stühle trat, entdeckte er ein Podest,
das aus sauber geschnittenen und geschmirgelten Brettern errichtet worden war.
Darauf befand sich ein Sessel, der mit rotem Samt überzogen war.
    Tenker leuchtete mit der Fackel den dunklen Hintergrund aus.
    »Sieht ja beinahe aus wie ein Gericht«, murmelte er. Er griff sich
an den Kopf. »Ich glaube, ich bin doch ganz schön blau, Gil. Das alles ist doch
ziemlich modern. Was hat es mit der Einrichtung auf sich? War dies eine
ehemalige Richtstätte? Aber das Podest, der Sessel, die Stühle und der breite
Tisch – das stammt doch alles aus neuerer Zeit.«
    »Stimmt. Ich will es dir erklären.« Aber Mocrisoo schien selbst so
viel getrunken zu haben, daß er vergaß, was er eigentlich erklären wollte.
    »Ich bin … müde«, gähnte er.
    Tenker sah seinen gastfreundlichen Begleiter aus dem Lichtkreis
verschwinden.
    Morrison taumelte.
    Immer wieder drohte den alten Mann Ekel und Ohnmacht zu
überwältigen, wenn ihm wieder eine neue Aufgabe gestellt wurde.
    »Nehmen Sie sich zusammen, Bergmann!« durchpeitschte eine harte
Stimme sein Gehirn. »Walten Sie Ihres Amtes!«
     
    ●
     
    Morrison schloß seine Augen. Bilder der Vergangenheit stiegen in
ihm auf. Ein großer Gerichtssaal, Menschen, Richter, harte Gesichter.
    Darüber eine Stimme: »Zum Tode verurteilt!«
    Aus der Reihe der Richter löste sich eine Gestalt in schwarzer
Robe. Morrison fühlte die Blicke des Mannes wie Messerstiche.
    »Schreiten Sie zur Obduktion!« peitschte wieder die Stimme.
    Alle Figuren erstarrten. Morrison blieb der Atem weg. Sein Herz verkrampfte
sich.
    Es waren immer wieder dieselben Bilder, Bilder der Vergangenheit,
die ihn quälten. Er konnte sich nicht wehren. Er mußte stillhalten – und sich
ergeben.
    Die Stimmen verhallten, die Gestalten verschwanden. Morrison war
wieder mit sich allein. Bald wußte er auch wieder, wo er war und was er zu tun
hatte.
    Er lichtete sich auf und wandte sich lächelnd an Tenker. »Komm,
Horst! Ich will dir etwas zeigen, das dich interessieren wird.« Er ging auf die
Tischplatte zu.
    Die Fackel, die er in der Hand hielt, steckte er in einen dafür
vorbereiteten Halter in der

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